Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 178

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Der Nationalrat wolle beschließen:

Die Bundesregierung wird aufgefordert, den Beschaffungsvorgang für den Ankauf von Abfang­jägern umgehend abzubrechen.

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Ich komme nunmehr auf das Kapitel Bildung zu sprechen und möchte auf das eingehen, was in den letzten Tagen von Frau Bildungsministerin Gehrer eingebracht und in der Folge ziemlich in­tensiv diskutiert worden ist, nämlich dass die Schüler und Schülerinnen in Österreich entlastet werden sollen, und zwar über eine Reduktion der Zahl der Unterrichtsstunden.

Dies ist eine Forderung, die die Grünen seit einiger Zeit ebenfalls eingebracht haben, wobei dies allerdings in Form eines Strukturwandels im österreichischen Bildungssystem erfolgen sollte.

Ich habe eine interessante Äußerung der Bildungsministerin Gehrer aus dem Wahlkampf gefun­den – vom 28. Oktober 2002, das ist noch gar nicht so lange her. Damals sprach sich Gehrer in einem APA-Interview gegen eine Kürzung der Stundenzahl an den Schulen aus und sagte unter anderem, dass es dabei auch um Wiederholungen gehe. – Vor vier Monaten hat sie also noch gemeint, eine solche Stundenkürzung komme für sie nicht in Frage!

Was ich damit ausdrücken will, ist, dass es offenbar unterschiedliche Zugänge dazu gibt. Bei uns Grünen ist es nicht darum gegangen, eine Strukturreform im Bildungssystem als Kosten­einsparungsmodell zu sehen, sondern wir sind wirklich der Meinung, dass sich andere Bildungs­systeme, die auf einer geringeren Anzahl von so genannten Normalunterrichtsstunden und dafür auf einer wesentlich höheren Anzahl an Fördermaßnahmen aufbauen, besser entwickelt haben. Man sieht das, wenn man nach Finnland schaut – die haben genau so ein Modell –: weniger Normalunterrichtsstunden, dafür relativ viele Mittel für individuelle Förderungen, für die Förderung von Schwächeren.

Nun: Die Frau Bildungsministerin hat von einer „Bildungsmilliarde“ gesprochen, von 72 Millio­nen €. – Ich habe sie im Regierungsprogramm nicht gefunden. Ich weiß, dass es sehr intensive Diskussionen gegeben hat, in denen wir auf dieser Bildungsmilliarde bestanden haben. Im Regierungsprogramm steht sie nicht, und ich wäre sehr gespannt, ob auch Minister Grasser, der offenbar wieder beim Geldsuchen ist, dieses Geld irgendwo wird auftreiben können, um hier entsprechende Maßnahmen zu ermöglichen.

Ich kann nur sagen: Die alleinige Kürzung der Stundenzahl als reines Einsparungsmodell – unter anderem weil, wie uns schon in den letzten Jahren immer wieder gesagt wurde und wie es auch im Regierungsprogramm angesprochen wird, der Struktureffekt eingespart werden müsse; dabei geht es um eine Größenordnung von 300 Millionen € in dieser Legislaturperiode – wird mit Sicherheit nicht die Probleme des österreichischen Schulsystems lösen. Wenn es nicht endlich dazu kommt, dass Maßnahmen gesetzt und Förderungen ermöglicht werden, dann wird es nicht gelingen, die Probleme, die die PISA-Studie aufgezeigt hat, in Österreich nachhaltig zu verbessern.

Diese Probleme lassen sich beim Namen nennen; zumindest im Bildungsbereich wird man den Grünen nicht vorwerfen können, dass man dieses Regierungsprogramm mittragen müsse, weil es ja so identisch sei.

Es gibt drei Dinge, die die PISA-Studie sehr klar benannt hat: erstens das Problem der sozialen Segregation in Österreich, zweitens das Problem bei MigrantInnen und letztlich drittens auch das Problem bei Mädchen in den Mädchen-Förderungsmaßnahmen. Zu allen drei Bereichen haben wir in den Gesprächen versucht, Punkte einzubringen. – Zu allen drei Bereichen sind sie herausgefallen, es ist schlicht und einfach nichts übrig geblieben.

 


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