Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 181

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sichtigen, weil ich glaube, dass es darauf ankommt, dass man schaut, wo denn in diesem Gesamtwerk vielleicht doch noch der eine oder der andere Lichtblick ist.

Ich komme jetzt zum Justizprogramm. Es ist auch da so: Es ist im Wesentlichen sehr un­ambitioniert, und in vielen Bereichen – leider Gottes, Herr Bundesminister – sehe ich die Hand­schrift der Unvernunft Ihres Koalitionspartners. Ich habe mir – wir haben ja schon einige Diskus­sionen darüber geführt – eigentlich erhofft, dass vieles von dem, was Sie uns in der letzten Legislaturperiode an Positivem versprochen haben, jetzt kommt. Ich würde sagen, dass es beim Jugendgerichtshof – da sind wir einig – eine sehr unerfreuliche Entwicklung gab. Warum sich die ÖVP da mehr oder weniger nicht dagegen gestellt hat, das verstehe ich nicht. Vielleicht kann man doch noch darüber reden, denn es gibt ja jetzt aus Ihrer Sicht das Konzept, die Jugendgerichtsbarkeit in ihrer Gesamtheit zu diskutieren. Ich glaube, man sollte das Kind nicht mit dem Bade ausschütten, sondern das, was an Vernunft betreffend Jugendgerichtsbarkeit bestanden hat, das, was eigentlich dieses Segment in ganz Europa zum Vorbild gemacht hat, herausheben, ich glaube, man darf es nicht zerstören. Ich hoffe, dass es sich hier doch noch zum Besseren wendet.

Wenn ich mir allerdings den Punkt Strafbarkeit von Sozialbetrug anschaue und in Erinnerung rufe, dass über Jahre, nahezu Jahrzehnte seitens der Österreichischen Volkspartei gegen jeg­lichen Versuch, gegen das Schwarzunternehmertum vorzugehen, Sperrfeuer geschossen worden ist, und nun im Regierungsprogramm von „Strafbarkeit von Sozialbetrug“ die Rede ist (Bundesminister Dr. Böhmdorfer: Bei organisierter Schwarzarbeit!), dann muss ich sagen: Da verstehe ich nicht ganz, wie das gemeint ist, ob es sich da nicht vielleicht doch um die eine oder andere Verhöhnung handelt. Dass die Arbeitnehmer, die nichts verdienen, die über die Grenze kommen und hier versuchen, ihrer Not zu entkommen, jetzt bestraft werden, aber die Schwarz­unternehmer nach wie vor – ich verstehe Sie da nicht, meine Damen und Herren von der ÖVP – Ihre Gunst genießen und nicht wirklich verfolgt werden, wo man das wesentlich einfacher machen könnte, das versteht doch wirklich kein Mensch in diesem Land. Das ist auch eher ein sehr unseriöses Vorbringen. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich glaube, Herr Bundesminister, dass Sie es ehrlich meinen, aber Sie müssen sich auch ge­meinsam mit jenen messen lassen, mit denen Sie in dieser Regierung – und auch in dieser Koalition – in einer Reihe stehen. Diese haben sich in der Vergangenheit – ich kann nur sagen: Das ist eine Erfahrung aus der großen Koalition – stets dagegen gesperrt. Das heißt, dass wir diese unzumutbaren Zustände auch den Damen und Herren von der ÖVP zu verdanken haben. Das muss hier einmal ausgesprochen werden.

Folgendes lassen Sie mich auch noch sagen, Herr Justizminister: Sie sagen immer, man müsste die Gesetze verbessern, man müsste auch die Strafen entsprechend verschärfen und die Strafdrohung erhöhen! Ich glaube – und wir haben das auch schon ausgesprochen –, dass das eigentlich gar nichts nützt. Genützt hätte es, wenn der Herr Innenminister zum Beispiel das getan hätte, was er hätte tun können, nämlich eine effiziente Politik umsetzen, die einer Verbes­serung der Kriminalitätsbekämpfung dient.

Es gibt in der letzten Zeit auf Grund seiner „großartigen“ Leistungen die höchste Kriminalitäts­quote bei gleichzeitig geringster Aufklärungsquote, meine Damen und Herren. Man muss es einmal zusammenbringen, innerhalb von drei Jahren einen derartigen Akt der Inkompetenz zu setzen! Das nimmt Herrn Minister Strasser niemand ab.

Ich komme aus der Leopoldstadt. Es war seine „Leistung“, das Kommissariat in der Leopold­stadt – so wie viele andere Kommissariate – zu schließen, in einem großen Bezirk, wo das Praterstadion ist, wo der Prater ist und wo die Messe stattfindet. (Präsident Dr. Fischer gibt das Glockenzeichen.) Da greift sich doch jeder auf den Kopf! Da kann ich nur sagen: Diesen Minister kann man wahrlich nicht mehr ernst neh­men – und damit eigentlich auch seine Politik nicht! – Danke. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Groß­ruck: Er heißt Ernst! – Abg. Scheibner: Er heißt aber so!)

18.34


 


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