gelesen, Sie haben
sie anscheinend für gut befunden und haben Teile davon übernommen. Sie haben
sich aber nicht wirklich damit auseinander gesetzt, denn es sind nicht alle
Vorschläge übernommen worden, die notwendig wären, um die Situation von jungen
Menschen auf dem Lehrlingsmarkt nachhaltig zu verbessern. Und warum schreiben
Sie hinein: „freiwillige Ausbildungsverbünde“? Es scheint so, als wollten Sie
keine Verantwortung übernehmen, und das ist in vielen Punkten zu bemerken. (Beifall
bei der SPÖ.)
Es gibt außerdem
in diesem Paket kein Bekenntnis zu einer Ausbildungsgarantie für junge Menschen,
die Minister Bartenstein schon einmal gepredigt hat. Es gibt kein Bekenntnis
von Ihnen zum Recht von jungen Menschen auf Bildung und Ausbildung, und es gibt
kein Bekenntnis zu einer wirklich aktiven Lehrlingspolitik. Ich frage mich, wo
die 250 Millionen € hingekommen sind, die wir noch im letzten
Dezember beschlossen haben und die Sie für arbeitspolitische Maßnahmen für
junge Menschen einsetzen wollten, wenn in Wirklichkeit von Monat zu Monat die
Situation der Lehrstellensuchenden schlechter wird und es mittlerweile über
40 000 zwischen 15 und 25 Jahren sind, die keine Arbeit haben. Ich
hätte gerne vom Herrn Arbeitsminister Bartenstein erfahren, wo die 250 Millionen €
hingeflossen sind. Und vor allem: Alles, was Bildung und Ausbildung betrifft,
ist bei Ihnen ein halbherziger Schlingerkurs und ein Trauerspiel, meine Damen
und Herren!
Ganz kurz noch ein
zweites Beispiel: Der Jugendpolitik an sich sind vier kurze Zeilen, vier Überschriften
gewidmet, ohne wirkliche Inhalte, denn in so einem kleinen Absatz ist nicht
genug Platz dafür. Die Inhalte des Regierungsprogramms 2003 unterscheiden
sich eigentlich in fast nichts von den Bekenntnissen des Jahres 2000,
allerdings mit einem gravierenden Unterschied, meine Damen und Herren: In das
Regierungsprogramm 2000 haben Sie zumindest noch Mitbeteiligung und
Partizipation hingeschrieben, Mitbestimmung von jungen Menschen. Das
EU-Weißbuch Jugend – Herr Bundesminister Haupt hat dem auch
zugestimmt – sagt uns, Partizipation, Beteiligung von jungen Menschen sei
eine der wichtigsten Voraussetzungen, um sie am politischen Geschehen teilhaben
zu lassen. Das steht jetzt nicht einmal mehr drinnen in diesem
Regierungsübereinkommen!
Ich denke, die
Kinder- und Jugendpolitik 2003 müsste doch eigentlich den gleichen
Stellenwert haben wie 1998, als Österreich die EU-Präsidentschaft innehatte.
Wir hatten damals Mitbestimmung und Partizipation als eines der wichtigsten,
zentralen Anliegen von Jugendpolitik definiert. – Aber die Zeiten ändern
sich, die Zeiten werden schlechter, die Zeiten sind schwarz-blau, die Zeiten
stehen auf Kurs Schüssel II. Wohin dieser Kurs führt, das werden wir noch
sehen. Wir warten gespannt darauf. In jugendpolitischen Fragen, meine Damen und
Herren, stellen wir nach wie vor gerne unser Know-how zur Verfügung. (Beifall
bei der SPÖ.)
20.13
Präsident
Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner zu Wort
gemeldet ist Herr Abgeordneter Freund. – Bitte.
20.13
Abgeordneter
Karl Freund (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte
Mitglieder der Bundesregierung! Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Hohes
Haus! Die neue Regierung hat nun ihr Amt angetreten und will
zukunftsorientiert, gerecht und nachhaltig handeln und wirtschaften und dabei
den Menschen in den Mittelpunkt stellen.
Geschätzte Damen
und Herren! Wie unser Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel heute bereits
festgestellt hat, besteht die österreichische Landesfläche zu 80 Prozent
aus ländlichem Raum. Er hat auch ein Bekenntnis zu diesem ländlichen Raum
abgelegt. Das Rückgrat des ländlichen Raums sind die Bauern und ihre Familien.
Sie tragen wesentlich zur regionalen Wertschöpfung bei, gestalten unseren
Lebensraum, schützen die Natur und produzieren gesunde Nahrungsmittel. Es muss
daher ein wichtiges Anliegen sein, das Einkommen unserer Bauernfamilien zu
schützen. (Beifall bei der ÖVP.)
Das Regierungsabkommen orientiert sich in diese Richtung. Die Bauern setzen große Hoffnungen in den neuen Landwirtschaftsminister Josef Pröll. Er hat die Nachfolge von Wilhelm Molterer angetreten, bei dem ich mich sehr herzlich für seinen großartigen Einsatz als Landwirt-