Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 216

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20.55


Abgeordneter Mag. Kurt Gaßner (SPÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren der neuen Bundesregierung! Ich möchte einleiten mit den Worten eines meiner Vorredner, des Leucht­turmwärters und Heimatdichters Großruck. (Heiterkeit.) Lieber Herr Kollege Großruck! Du hast ausgeführt, dass der Bundeskanzler der Leuchtturm ist. (Abg. Großruck: Jawohl!) Ein Leucht­turm ist aber etwas sehr Statisches, das steht! (Abg. Scheibner: Es ist stabil!) Da rührt sich nichts, genauso wie in dem Regierungsprogramm, da rührt sich auch nichts! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Mag. Trinkl.) Das sind lediglich Überschriften!

Eine zweite Frage habe ich noch an dich. Wenn der Bundeskanzler der Leuchtturm ist, hast du ihm dann vielleicht die Lizenz zum Steuern entzogen? – Das könnte man vielleicht auch sagen, wenn man dieses Regierungsprogramm anschaut! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Großruck.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe versucht, dieses Regierungsprogramm auf den Begriff Gemeinden hin zu durchleuchten. – Gemeinden sind doch diese Vereinigungen be­ziehungsweise Ortschaften, in welchen jeder Österreicher und jede Österreicherin lebt. Jeder von uns lebt in einer Gemeinde. Wenn man sich das Regierungsprogramm näher anschaut, dann bemerkt man, dass der Begriff „Gemeinde“ kaum vorkommt. Ganz am Anfang habe ich mir gedacht: Beim Konvent wird doch etwas von der Gemeinde stehen. (Zwischenruf des Abg. Großruck.) Da steht aber nur etwas vom Subsidiaritätsprinzip. Ich meinte, dieses geht hinunter bis zu den Gemeinden. Aber nein! Da steht nur, dass die Stärkung der Länderrechte Aufgabe des Konvents ist.

Eine interessante Bemerkung habe ich aber auch im Zusammenhang mit dem Konvent gesehen, die ich voll unterstütze, nämlich die Verbesserung der Zuständigkeit im Katastrophen­schutz. Dafür bin ich auch!

Aber dann geht es schon weiter im Imperativ. Da geht es um die Briefwahl, und da heißt es, dass die Gemeinde zu benachrichtigen hat. Das ist die neue Aufgabenorientiertheit, von der heute schon so viel die Rede war! Es gibt eine neue Aufgabe für uns, aber kein Mensch hat gesagt, ob wir dafür auch etwas bekommen!

Das geht in dieser Form weiter. Ich habe ein interessantes Kapitel betreffend Nahversorgung gefunden, und zwar unter Punkt 6, wenn das jemand mitverfolgen will. Da heißt es: „Verlage­rung der Abgabenermächtigung für die Verkehrsanschlussabgabe von den Gemeinden zu den Ländern.“ – Das ist eine spannende Geschichte. Wer erklärt mir denn, bitte, was die Verkehrs­anschlussabgabe ist? Ich kenne sie nicht! (Abg. Mag. Molterer: Herr Bürgermeister! Was bist du für ein Bürgermeister, wenn du diese nicht kennst?) Diese gibt es nicht! (Abg. Mag. Molte­rer: Doch!) Aber sicherheitshalber nehmen wir den Gemeinden gleich einmal die Ermächtigung weg, diese zu kassieren. Das ist wirklich sehr positiv für uns Gemeinden!

Dann habe ich noch etwas Interessantes beziehungsweise Spannendes gefunden. Der Herr Bundeskanzler hat heute davon geredet, dass man sagen soll, was ist. Da ist mir aufgefallen, dass es im Kapitel 17, Medien, im Abschnitt 6, Anzeigen- und Ankündigungsabgabe, heißt:

„Abschaffung der Anzeigen- und Ankündigungsabgabe im Rahmen des nächsten FAG wird angestrebt, um der Medien- und Werbewirtschaft neue Impulse zu geben.“

Herr Bundeskanzler, ich muss Ihnen sagen: Das ist nicht mehr! Es gibt keine Anzeigen- und Ankündigungsabgabe mehr! Diese wurde vor zwei Jahren, glaube ich, in die Werbesteuer umgewandelt. Und diese wollen Sie jetzt den Gemeinden auch wegnehmen? Danke schön!, kann ich da nur im Namen der Gemeinden sagen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Was auch im Zusammenhang mit der Werbesteuer steht: Ich lese nichts davon, dass Sie, wenn die Getränkesteuer auf Grund des EU-Urteils zurückzuzahlen ist, dann die Gemeinden entlas­ten. Davon lese ich hier nichts!

 


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