Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 215

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Wiederum steht das Stopfen von Budgetlöchern im Vordergrund. Das gedankenlose Abkassie­ren beginnt bei der massiven Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge für Pensionistinnen und Pensionisten und endet bei der angeblichen Pensionssicherungsreform – jetzt plötzlich neu –, die nichts anderes ist als eine Aktion auf dem Rücken derjenigen, die Österreich in den Jahren nach Ende des Zweiten Weltkrieges mühsam aufgebaut haben.

„Länger arbeiten für weniger Pension.“ – Dieses Motto steht im Mittelpunkt Ihrer Überlegungen. Männer mit über 50 und Frauen ab 40 Jahren haben schon jetzt kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Ich kenne viele Frauen und Männer, welche gerne arbeiten würden, jedoch in unserer Region keine Chance auf einen Arbeitsplatz haben und deshalb nach einem arbeits­reichen Leben dazu gezwungen sind, bis zum Pensionsantritt Arbeitslosengeld oder Notstands­hilfe zu beziehen.

In der morgigen „Kronen Zeitung“ findet sich der Übertitel: „ Die ‚Fallstricke’ bei der Pensionsre­form“, und im Vorspann steht: Noch nie hat eine Regierung so drastische Einschnitte in das Pensionssystem angekündigt. Selbst für heute 60-Jährige wird es in der Regel keine Über­gangsbestimmungen geben.“ – Zitatende.

Hier sehen Sie die Wertschätzung und Ihre soziale Kälte gegenüber diesen älteren Menschen. (Beifall bei der SPÖ.)

Im „Kurier“ vom 6. März findet sich die Überschrift: „Bei uns in der Firma überlebt keiner die 49“. – Die zur Verfügung stehende Zeit ist jetzt zu kurz, um auf Details näher einzugehen. Des­halb möchte ich ein paar mir besonders wichtig erscheinende Punkte herausgreifen.

Die Misere beginnt bei der Abschaffung der Frühpension. Bereits heute gehen nur mehr die Hälfte der Menschen direkt von ihrem Arbeitsplatz und einer aktiven Beschäftigung in Pension, sondern von der Arbeitslosigkeit oder der Notstandshilfe. Schon während der Regierung Schwarz-Blau I wurde das Pensionsantrittsalter überfallsartig angehoben, und die Auswirkun­gen auf dem Arbeitsmarkt waren verheerend. Innerhalb der letzten zwei Jahre stieg die Arbeits­losigkeit bei über 55-jährigen Frauen um insgesamt 80,3 Prozent und bei über 60-jährigen Männern sogar um 117,2 Prozent! Geradezu provokant scheint es daher zu sein, wenn gleich­zeitig von dieser Bundesregierung am Kauf milliardenteurer Abfangjäger festgehalten wird! (Präsident Dr. Khol übernimmt wieder den Vorsitz.)

Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Die österreichische Sozialdemokratie bekennt sich zur Notwendigkeit langfristiger Reformschritte auf Basis des umlagefinanzierten Pensionssystems. Wir haben diesbezüglich auch zahlreiche Ideen und Vorschläge präsentiert wie etwa die Verein­heitlichung des Pensionssystems, die Einführung eines leistungsorientierten Pensionskontos, die Hebung der Erwerbsquote, eine eigenständige Alterssicherung für Frauen und vieles mehr. Wogegen wir uns sehr wohl aussprechen, ist eine unausgewogene Pensionskürzungsreform, bei der die Lasten einseitig verteilt sind und vor allem diejenigen von Einschnitten im persön­lichen Einkommen betroffen sind, die ein Leben lang hart gearbeitet haben und durch die Ab­schaffung der Frühpension ein weiteres Mal bestraft werden.

Abschließend noch ein Zitat vom AK-Chef Dinkhauser aus Tirol, der, wie Sie wissen, ein ÖVP-Mitglied ist. – Von ihm zitiert die „Kleine Zeitung“ vom 26. Februar dieses Jahres folgende Aus­sage:

„Das ist die größte soziale Schweinerei, die mir je unterkam. Schüssel soll die Bibel lesen und handeln, wie es einer christlich-sozialen Partei entspricht.“ – Zitatende.

Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

20.55


Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gelangt nunmehr Herr Abgeordneter Mag. Gaßner. Er hat sich 5 Minuten vorgenommen. – Bitte.

 


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