Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 9. Sitzung / Seite 13

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müssen sich mit Sicherheit darauf verlassen haben, dass „Grüne“ und „GRÜNÖ“ verwechselt werden und dass das nicht zu Lasten der Freiheitlichen Partei geht.

Von der FPÖ kann man sich vielleicht nichts anderes erwarten (Abg. Dr. Partik-Pablé: Das ist so billig! – Zwischenruf des Abg. Mag. Mainoni), aber Funktionäre der angeblichen Europapar­tei, der ÖVP, unterstützen solche Listen? – Genieren Sie sich nicht ein bisschen? (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Die Volkspartei steht vor der absoluten Mehrheit in Niederösterreich. Alle Umfragen zeigen, dass die ÖVP ohnehin die absolute Mehrheit bekommt. Was wollen Sie denn noch? (Abg. Mag. Molterer: Die gute Politik von Erwin Pröll!)

„Die gute Politik von Erwin Pröll!“, sagt die Volkspartei. (Abg. Dr. Stummvoll: Das sagt die Mehrheit der Bevölkerung!) Mit solchen Methoden?

Es liegt mir ganz fern, die Politik von Landeshauptmann Pröll in der Sache generell zu kritisie­ren (Abg. Dr. Partik-Pablé: Das ist so schwach, was Sie da sagen!), aber dieser Landeshaupt­mann Pröll will mit der Sache, nämlich der Namensnennung „GRÜNÖ“ trotz „GRÜNE“, nichts zu tun haben. Herr Kollege Molterer von der ÖVP! Er will damit nichts zu tun haben, es ist ihm offenbar etwas peinlich. (Abg. Großruck: Gehen Sie zum Staatsanwalt!)

Peinlich ist jedoch, dass niemand anderer als Landeshauptmann Pröll Leiter jener Wahlbehörde ist, die dieser Gruppierung den Namen „GRÜNÖ“ zuerkannt hat. Davon will Landeshauptmann Pröll heute begreiflicherweise aber nichts mehr wissen. Besonders mutig finde ich das nicht, ehrlich gesagt (Beifall bei den Grünen und der SPÖ): zuerst Leiter einer Wahlbehörde zu sein und sich dann, wenn die Sache schief geht und auffliegt, davon zu distanzieren und andere die Sache ausbaden zu lassen. Das finde ich nicht besonders schön bezüglich jenen, die jetzt sozusagen den Scherben aufhaben.

Von Seiten der ÖVP wird uns – zumindest sinngemäß – gesagt: Seid nicht so empfindlich, das ist ein guter Schmäh! Warum macht ihr solch einen Wind um diese Sache? – Erlauben Sie mir dazu drei Bemerkungen.

Erstens: Ich finde es schon schlimm genug, wenn zwei Regierungsparteien – Regierungspar­teien! – eine Gruppierung unterstützen, die die EU-Erweiterung als „Ostfeldzug des Vierten Reichs“ bezeichnet (Abg. Mag. Langreiter: Wiederholung!), aber es widerspricht auch dem Regierungsprogramm, dachte ich, und den österreichischen Interessen. Es widerspricht auch dem gesunden Menschenverstand, glaube ich. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Ihre Worte widerspre­chen auch der Notwendigkeit einer Sondersitzung!) Aber sei es darum, es ist das gute Recht dieser Gruppierung zu kandidieren, wenn sie die erforderlichen Unterschriften aufbringt, das ist gar keine Frage. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Das ist so schwach!) Selbstverständlich ist es ihr gutes Recht, aber warum mit Ihrer Unterstützung? Warum mit der Unterstützung der Österreichischen Volkspartei? Das müssen Sie einmal den Leuten erklären.

Zweitens: Es stimmt schon, dass dieser Streit um das E oder das Ö am Schluss einer gewissen Komik nicht entbehrt. (Abg. Dr. Stummvoll: Genau so ist es!) Das stimmt! Auch die diesbezüg­lichen Karikaturen der letzten zehn Tage sprechen eine deutliche Sprache. Die Karikaturisten aller Printmedien in Österreich hatten ja dieser Tage Highlife, es war wirklich sehr amüsant, im „Kurier“, im „Standard“, in den „Oberösterreichischen Nachrichten“ und so weiter, muss ich sagen. Übrigens: nicht zu unseren Lasten – bevor Sie, meine Damen und Herren von der ÖVP, lachen.

Etwas amüsanter würde ich es finden, wenn man sich auch nur eine Sekunde lang vorstellen könnte, dass beispielsweise die ÖVP Niederösterreich einer neuen Liste – nennen wir sie zum Beispiel „Neue Österreichische Volkstumspartei“ – als Kurzbezeichnung den Namen „NÖVP“ zuerkennen würde. Kann man sich das vorstellen? Die Wahlbehörde mit ihrer Dominanz von ÖVP und FPÖ würde dann akzeptieren, dass auf dem Stimmzettel dann „ÖVP“ an erster Stelle und „NÖVP“ an zweiter Stelle stünde? – Sicher nicht! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

 


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