Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 9. Sitzung / Seite 19

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Meine Damen und Herren! Was liegt hier vor? – Sie sagen, es liegt Wählertäuschung vor, weil sich auf dem Wahlzettel neben der Langbezeichnung – die eine Fraktion hat eine Zeile, die andere Fraktion hat drei Zeilen – zwei Kurzbezeichnungen befinden, die sich durch einen Buch­staben unterscheiden, genauso wie sich SPÖ und FPÖ durch einen Buchstaben unterscheiden, genauso wie sich KPÖ und SPÖ durch einen Buchstaben unterscheiden. Ich habe hiefür nur eine Erklärung, es gibt eigentlich nur zwei Varianten: Entweder, meine Damen und Herren – kommen Sie heraus und erklären Sie das hier! –, halten Sie den Wähler wirklich für so dumm, dass er das nicht unterscheiden kann – das wäre eine Beleidigung des Wählers –, oder Sie sagen, Sie haben so wenig eigenes Profil (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen), dass der Wähler es wirklich nicht unterscheiden kann.

Meine Damen und Herren! Schauen wir uns einmal an, was hier wirklich vorliegt! Es ist so, dass sich die Spitzenkandidatin der Grünen bei der Landtagswahl 1999 aus dem Bezirk Mödling mit der grünen Parteiführung zerstritten und eine eigene Liste gegründet hat. (Abg. Mag. Mainoni: Genau das ist es!) Familienkrach im Hause Grün. Daraus abzuleiten, dass dieses Haus die Bundesverfassung ändern soll, weil grüne Splittergruppen untereinander streiten, das ist eine Zumutung für dieses Hohe Haus, Herr Kollege Grünewald! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Dazu kommt, dass seit 1988, also innerhalb von 15 Jahren, auf Landes- und Bundesebene Grün-Gruppierungen insgesamt acht Mal ihre Listenbezeichnungen geändert haben. (Abg. Mag. Mainoni: Zerstrittener Haufen!) Ich habe einen Mitarbeiter unseres Klubs gebeten, sich das anzuschauen. Er ist dann zu mir gekommen und hat – Pardon! – den eher derben Ver­gleich gewählt, die Grünen hätten ihre Bezeichnungen so rasch geändert, wie manche ihre Unterhosen gewechselt hätten. Pardon für diesen derben Vergleich. Acht verschiedene Be­zeichnungen innerhalb von 15 Jahren, meine Damen und Herren! Und da erwarten Sie, dass dieses Haus die Bundesverfassung ändert? Das erwarten Sie wirklich? Das ist ein absurder Missbrauch des Parlaments, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Der Wähler kann genau unterscheiden zwischen SPÖ, KPÖ und FPÖ. Der Wähler kann sehr genau unterscheiden zwischen Ihrer Fraktion und der neuen Fraktion, einer Kandidatin, die aus Ihrem grünen Haus stammt, Herr Kollege Grünewald. Aber ich gebe zu, Sie haben es nicht leicht als Opposition in Niederösterreich. Es ist dort so, wie es immer ist (Abg. Dr. Grünewald: Ja!): Die Opposition hat es umso schwerer, je besser die Regierung ist. Wie schwer müssen Sie es in Niederösterreich haben, Herr Kollege Grünewald? Wie schwer müssen Sie es dort haben? (Neuerlicher Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Ihre frühere Spitzenkandidatin – ich habe das heute zufällig im „Standard“ gelesen –, die jetzt für „GRÜNÖ“ kandidiert, hat heute laut „Standard“ gesagt, eigentlich dürften Sie sich nicht Grüne nennen, denn mit Grün hätten Sie nichts mehr am Hut. – Zitat aus der heutigen Ausgabe des „Standard“, Herr Kollege Grünewald! (Abg. Dr. Van der Bellen: Sie unterstützen also diese Liste!?)

Ich sehe ein, Sie haben in Niederösterreich noch ein Problem, nämlich dass Sie dort keine Kernkompetenz mehr haben. Niederösterreich ist heute unter Erwin Pröll und seinem Team das Umweltland Nummer eins. Wir haben in Niederösterreich die meisten Naturparks. Wir sind, bitte, das einzige Bundesland mit zwei Nationalparks. Wir waren das erste Bundesland, das zum Schutz des Wassers eine eigene Wassercharta verabschiedet hat. Wir haben in Nieder­österreich 200 Klimabündnisgemeinden, meine Damen und Herren. Wir haben in Niederöster­reich, wie Ihre frühere Abgeordnete, Monika Langthaler, unlängst in einem Pressegespräch mit Erwin Pröll bestätigt hat, den größten Anteil an ökologischer Landwirtschaft. Dort sitzen die wahren Grünen, unsere Landwirte, unsere Bauern! Die tun etwas für die Erhaltung der Kultur­landschaft. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.) Die sorgen dafür, dass eine lebens­werte Umwelt erhalten wird, Herr Kollege Grünewald. Das ist Ihr wahres Problem!

Aber glauben Sie mir, der Wähler kann genau unterscheiden, wer Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat für die Bürgerinnen und Bürger und für das Land arbeitet (Abg. Groß-


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