Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 9. Sitzung / Seite 35

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16.18


Abgeordneter Karl Donabauer (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Staatssekre­tär! Hohes Haus! Die niederösterreichische Landtagswahl soll zeigen, dass wir für das Land gut weiterarbeiten wollen. Die heutige Sondersitzung ist auf Grund einer Anfrage einberufen wor­den (Abg. Dr. Petrovic: Antrag!), und dazu gibt es mehrere Statements.

Kollege Parnigoni! Wenn Ihnen das Landtagswahlrecht in Niederösterreich nicht gefallen sollte, dann darf ich Ihnen sagen, Sie haben es mit beschlossen, Sie sind dafür eingetreten. Sie haben auch heute Herrn Landesrat Sobotka wiederholt angesprochen. (Zwischenruf der Abg. Mag. Wurm.) Dazu darf ich Ihnen sagen: Sie haben bei vier Regierungssitzungen diesem Pro­jekt zugestimmt, daher sollten Sie heute hier nicht etwas kritisieren, was Sie selbst mit verant­wortet haben. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Mag. Wurm: Freies Mandat!)

Wenn Sie in diesem Zusammenhang ein schlechtes Gewissen haben, dann gebe ich Ihnen eine Denkaufgabe: HVB heißt das Zauberwort. Sie kennen es: 86 Prozent des Kapitals wurden in Wien verspielt! Das ist Ihre Leistung! Das sollten Sie sich bitte hinter die Ohren schreiben und nicht uns dafür kritisieren, wie wir in Niederösterreich arbeiten! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Zum Zweiten, zur heutigen Sondersitzung, die einberufen wurde, weil es angeblich keine Unter­scheidbarkeitsmerkmale gibt (Zwischenruf des Abg. Parnigoni): Herrn Klubobmann Van der Bellen, Frau Petrovic und allen ihren Freunden sage ich Folgendes (Abg. Parnigoni: Sie geben es zu, dass Sobotka das Geld verspielt hat!): Lesen Sie bitte das Gutachten von Dozent Dr. Bußjäger, Föderalismusexperte, und von Professor Dr. Stolzlechner, Verfassungsexperte, denn beide sagen, dass die Unterscheidbarkeit sehr wohl gegeben ist. Sie wissen auch, dass das Parlament heute bei dieser Sondersitzung in keinster Weise mehr eingreifen könnte. Und wenn Sie Unbefindlichkeiten haben, werden Sie ohnehin zum Verfassungsgerichtshof gehen, und dort werden die Dinge dann entschieden werden.

Deshalb meine ich, dass Sie Ihr Kontingent an Sondersitzungen auch anders hätten nutzen können als für eine Wahlwerbung Ihrerseits, die Sie für diese Landtagswahlen brauchen, um überhaupt in Erscheinung zu treten. Das ist Ihr wahres Problem, und darüber sollten Sie einmal reden! (Beifall bei der ÖVP.)

Wenn Herr Klubobmann Van der Bellen heute und hier eine Wahlrechtsreform einfordert, dann hätte ich mir erwartet – mit Verlaub –, dass Sie heute sagen: Es muss endlich in Österreich die Briefwahl eingeführt werden. Diese ist jenes Element, auf das wir schon lange warten, jenes Element, das eine große Partei in diesem Parlament blockiert und das wir dringend brauchen würden. Da ist Handlungsbedarf gegeben, und da würde ich Sie bitten, dass Sie mitgehen. (Beifall bei der ÖVP.)

Dass Ihr Problem die Namensfindung ist, das ist legendär. Seit 1988 gab es acht verschiedene Firmenbezeichnungen mit unterschiedlichen Persönlichkeiten, die gekommen und gegangen sind, dort haben Sie Ihre Schwierigkeit. Nein, Sie haben noch eine zweite: Sie haben kein Monopol auf die Bezeichnung „grün“ – überhaupt nicht. Sie hätten ein Monopol auf grüne Arbeit, aber da haben Sie Defizite, denn das ist in Wahrheit nicht erkennbar. Der ökologische Faktor fehlt bei Ihnen, das weiß doch jede Bürgerin, das merkt doch jeder Bürger. (Uhu-Rufe bei den Grünen.) Das ist gerade für Sie in Niederösterreich peinlich, weil Niederösterreich dies­bezüglich ein Musterland ist, das können Sie nachlesen. Wir machen Umweltpolitik mit Sensi­bilität und nicht mit Aktionismus, so wie Sie vielleicht manchmal! (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Ein weiteres Problem ist, Sie wollen – das ist Ihr gutes Recht – in die Regierung. Bitte, Sie haben die Chance vertan. Sie haben bei der Bundespolitik leider Gottes selbst Ihre eigenen Hoffnungen massiv zerstört. Sie haben sich nicht drübergetraut. Mutlosigkeit ist Ihr Problem. Sagen Sie es doch offen! Weil Sie auf der Bundesebene nichts geschafft haben, wollen Sie in Niederösterreich plötzlich groß punkten. (Zwischenruf der Abg. Mag. Wurm.) Das wird Ihnen wahrscheinlich nicht gelingen, und das, so glaube ich, ist in Wahrheit Ihre Schwierigkeit.

 


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