Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 26

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privatisiert werden, alles müsse auf den Markt geworfen werden, privat sei wunderbar, der Staat könne nicht wirtschaften. – Da stelle ich in aller Form die Frage: Sagen Sie das jetzt, nachdem 272 Millionen € – 4 Milliarden Schilling – an niederösterreichischem Steuergeld verwirtschaftet worden sind, auch noch? (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Alle, die diesem Beschluss damals in Niederösterreich zugestimmt haben, also die drei Fraktionen ÖVP, SPÖ und FPÖ, mussten, auch wenn damals nicht die Details der Veranlagung klar waren, wissen, dass das mit einem gewaltigen Risiko verbunden ist. 6 Prozent Rendite – das war versprochen worden – bekommen Sie nicht mit einem norma­len Sparbuch und auch nicht mit Bundesschatzanleihen. Es war von vornherein klar, dass man das Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler riskiert, dass man eine Art Lotto damit spielt. Es hat sich auch zum Schlechten gewandt: Das Risiko ist voll eingetreten!

Wenn ich heute, meine Damen und Herren, aus Redebeiträgen der damaligen Landtagsde­batte zitiere, dann hoffe ich, dass in Zukunft dieses Haus mit öffentlichen Geldern nicht mehr so leichtfertig umgeht, sondern dass diese Debatte vielleicht in Erinnerung bleibt. (Beifall bei den Grünen.)

Der freiheitliche Abgeordnete Rambossek sagte am 28. Juni 2001 im Niederösterreichischen Landtag: eine „zukunftsorientierte und nachhaltige ... Bewirtschaftung“, es käme zu Zusatzein­nahmen von 1,7 bis 2,3 Milliarden. – Bravo, das Gegenteil ist eingetreten!

Abgeordnete Schittenhelm, ÖVP: „ein historischer Finanzschritt“, es werde ein „riesiges Plus von zwei Milliarden Schilling zurückfließen“. – Das Minus war noch riesiger, es war nämlich doppelt so hoch! (Zwischenruf des Abg. Öllinger.)

Ich muss auch an die Adresse der SPÖ sagen: Sie haben dieser Maßnahme zugestimmt, und, wie gesagt, 6 Prozent bekommt man nicht auf dem Sparbuch, und es war sehr wohl so, dass über die rechtliche Struktur auch der Sekretär von Landesrat Knotzer in die Veranlagung dieser Mittel eingebunden war.

Der Einzige, der damals warnende und mahnende Worte angemeldet hat, war der grüne Abge­ordnete Martin Fasan, der gesagt hat, er befürchte, dass es nicht zu einem großen Plus käme. Er hat darauf hingewiesen, dass auch die Gefahr bestünde, dass ein gewaltiges Minus heraus­kommt. – Das hat sich leider aktualisiert. (Beifall bei den Grünen.)

Fasan hoffe, „dass bei diesem Verwertungsmodell nicht das Risiko größer ist als die Hoffnung auf die immer wieder genannten zwei Milliarden Schilling“. „Denn das wäre natürlich schon eine sehr, sehr unangenehme Situation.“ (Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen.)

Meine Damen und Herren! Öffentliche Mittel können nicht in Casino-Manier, in Lotto-Manier veranlagt werden. Vielleicht lachen Sie in Zukunft nicht mehr über die Argumente der Grünen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

10.15


Präsident Dr. Andreas Khol: Neuerlich zu Wort gemeldet hat sich Herr Staatssekretär Finz. Er hat, so wie alle Debattenredner, 5 Minuten Redezeit. – Bitte, Herr Staatssekretär.

10.15


Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen Dr. Alfred Finz: Sehr verehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich habe mich absichtlich noch nicht zur Veranlagungsstrategie geäußert, weil ich sie jetzt im Einzelnen darlegen möchte.

Die Landesregierung war von Haus aus in alle Beschlüsse eingebunden. Der Landtag war von Haus aus mit beteiligt. Die Veranlagungsstrategie wurde im Beirat nach Vorlage von Experten­gutachten gebilligt. (Abg. Eder: Das hat der Pröll auch gewusst? – Abg. Öllinger: Wer trägt die Verantwortung?)

 


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