Außen- und
Sicherheitspolitik in Europa, bei der es zwar in Europa gemeinsame
Resolutionen, dann aber im Sicherheitsrat ein getrenntes Auftreten gibt. Es
wird die Frage der Glaubwürdigkeit auch daran gemessen werden, ob die
Erdöleinnahmen des Irak, verwaltet durch die UNO, wirklich dem irakischen Volk
zugute kommen werden oder ob irgendwo anders abkassiert wird. Es wird sich die
Frage stellen, ob es auch in Bezug auf andere Staaten in der Region eine
Anstrengung von Seiten Europas zur Kooperation gibt oder ob diese einseitige
Vorgangsweise, wie sie jetzt im Irak gepflegt wurde, auch gegenüber anderen
Staaten zur Anwendung kommt.
Meine sehr
verehrten Damen und Herren! Dieser Krieg macht die Welt nicht stabiler. Dieser
Krieg wird viele, viele Menschenleben kosten und wird die Welt unstabiler
machen. Auch wenn in den Geschichtsbüchern immer nur die großen Feldherren
festgehalten sind – sowohl auf der Siegerseite als auch auf der
Verliererseite – und die unzähligen Opfer nur als Namenlose vorkommen, weil
bestenfalls die Zahl der Opfer erwähnt wird, müssen wir uns alle im Klaren
darüber sein, dass es nichts Gravierenderes gibt als den Krieg, weil er
Menschenleben in großem Ausmaß kosten kann. Die Entscheidung darüber, ob so
etwas getan wird oder nicht, soll man sich möglichst schwer machen. Im Falle
des Kriegs gegen den Irak ist dieses Es-sich-selbst-schwer-Machen von Seiten
derer, die diesen Krieg führen, für mich nicht nachzuvollziehen
gewesen. – Danke schön. (Anhaltender allgemeiner Beifall.)
11.18
Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gelangt nunmehr Herr
Abgeordneter Mag. Wilhelm Molterer, der 15 Minuten zu uns sprechen
wird. – Bitte, Herr Abgeordneter.
11.19
Abgeordneter Mag. Wilhelm Molterer (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsiden! Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler!
Liebe Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Österreich ist an diesem Krieg nicht beteiligt, Österreich ist aber von
diesem Krieg betroffen. Die Österreicherinnen und Österreicher sind betroffen
vom Leid, vom Tod, von der Vernichtung, die vom Krieg schlechthin ausgehen. Wir
sind betroffen von den Bildern, die uns tagtäglich von diesem Leid ins Haus
geliefert werden – von den Bildern der Zerstörung und der Vernichtung.
Gleichzeitig bin ich aber in besonderer Weise betroffen – und ich denke,
nicht allein –, dass mit diesen Bildern des Krieges in einer Art und Weise
umgegangen wird, die es auch noch nie gegeben hat, nämlich propagandistisch
eingesetzt und manipulativ.
Ich denke, dass es
eine der Zukunftsaufgaben wird, in einer Medien- und Kommunikationsgesellschaft
auch dafür klare Spielregeln zu entwickeln.
Wir sind von
diesem Krieg betroffen, meine Damen und Herren, weil Österreich aus seiner Verpflichtung
zur Verteidigung der Souveränität selbstverständlich den Luftraum schützt und
Überflüge nicht zulässt, betroffen aber auch deswegen, weil wir unseren
Luftraum überwachen. Ich sage das all jenen, die die Notwendigkeit der
Luftraumüberwachung in Zweifel ziehen: Es stellt sich ganz klar heraus: Ja, das
ist notwendig im Interesse unseres Landes, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Wir sind
selbstverständlich auch betroffen, weil alle unsere Einrichtungen dazu
eingesetzt sind und eingesetzt werden, die maximale Sicherheit unserer
Mitbürgerinnen und Mitbürger zu gewährleisten. Ich danke allen, die in der
Exekutive oder bei den NGOs engagiert sind dafür, dass sie diese Arbeit für die
Sicherheit unseres Landes leisten.
Es ist klar, meine
Damen und Herren – und davon gehe ich aus –: Niemand will diesen
Krieg! Niemand in Österreich will diesen Krieg, und die Menschen bringen das
auch zum Ausdruck. Gerade weil dieser Wille zum Frieden vorhanden ist, möchte
ich aber doch daran erinnern, dass es sich dabei um das Regime von Saddam
Hussein handelt, um ein menschenverachtendes Regime, ein grausames Regime, ein
Regime, das Kriege gegen den Iran und Kuwait zu verantworten hat, ein Regime,
das Massenvernichtungsmittel gegen die eigene Bevölkerung einsetzt, ein Regime,
das mittels Diktatur die Menschenrechte mit Füßen tritt.