Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 177

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das macht eigentlich das Wesen von Demokratie aus. (Beifall bei den Grünen, der ÖVP und der SPÖ.)

Ein paar Mal sind insbesondere an unsere Adresse Vorwürfe gerichtet worden, was wir denn überhaupt wollten. Ganz harte Vorwürfe hat es da gegeben, dass wir gelegentlich oder vielleicht vor vielen Jahren einmal mit irgendwelchen anarchistischen Thesen geliebäugelt hätten. Da habe ich mir dann immer wieder gedacht – es hat irgendwie nie hineingepasst, und deswegen kann ich das nur jetzt sagen –, dass es da große Missverständnisse gegeben hat. Gerade Präsident Khol mit seinem Hintergrund weiß, dass die Vorstellungen von Anarchie eigentlich etwas sehr Schönes haben könnten, würden sie so verstanden, wie sie etwa in frühchristlichen Schriften verstanden worden sind oder wenn sie auch so wie in der Antike bei manchen Dichtern verstanden wurden, die eben ein „Goldenes Zeitalter“ besungen haben, in dem kein Gesetz, kein Richter, keine Strafgewalt mehr notwendig sein wird, weil die Menschen so ein­sichtig sind, dass sie einander helfen, und diejenigen, die mehr haben, das automatisch teilen.

In dem Sinne, finde ich, sollten wir die Hoffnung nicht aufgeben oder auch diese Eigenschaften in den Menschen stärken, damit wir uns vielleicht irgendwann einmal diesen Vorstellungen zumindest nähern könnten. Einstweilen bin ich auch so realistisch, dass ich mir denke: In dieser Legislaturperiode wird das nicht geschehen. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Vielleicht denken Sie doch auch einmal daran, dass das eigentlich ein edler Zug wäre, bevor Sie dann wieder mit heftigen Vorwürfen kommen und so tun, als wäre das das Böseste, was Grüne je vertreten hätten. Mir ist schon klar, dass dann natürlich auch die Tätigkeit dieses Hauses überflüssig wäre. Ich bin allerdings überzeugt davon, dass Sie für die nächsten Jahre noch genug zu tun haben werden. Es wird Normen brauchen, es wird welche brauchen, die diese Normen vollziehen, und es wird in diesem Wechselspiel zwischen denen, die die Normen mehrheitlich beschließen, denen, die sie vollziehen, und denen, die überall das Haar in der Suppe suchen und finden, heftige Auseinandersetzungen geben.

Ich wünsche Ihnen, dass diese Auseinandersetzungen so stattfinden, dass lebendige Debatte entstehen und in diesem Haus möglichst wenig gegähnt wird. Ich finde, dass, wenn hier die Funken sprühen, das eigentlich das ist, wozu Parlamente da sind.

Ich hoffe, dass die Situation so bleibt, und dass Fälle, in denen man vielleicht wirklich sagen muss, dass eine solche Not herrscht, dass wir ganz zusammenrücken müssen, diesem Haus und diesem Land erspart bleiben. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen eine kontroversielle, eine lebendige und eine gute Arbeit. Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass ich mich nicht gelegentlich aus der St. Pöltner Perspektive ein wenig einmischen werde; Möglich ist auch, dass ich dann auch einen anderen Blickwinkel in Richtung Bundesregierung oder Zentral­ver­waltung haben und vertreten werde. Ich denke, das wird mir vielleicht auch ganz gut tun. Und wenn Sie mir allzu sehr abgehen, dann werde ich Sie besuchen kommen. (Lebhafter, lang an­haltender allgemeiner Beifall. – Die Abgeordneten der Grünen und Abgeordnete der SPÖ erheben sich von ihren Plätzen. – Abg. Dr. Van der Bellen überreicht Abg. Dr. Petrovic einen Blu­menstrauß. – Einige Abgeordnete der Grünen, der ÖVP und der SPÖ begeben sich zu Abg. Dr. Petrovic und verabschieden sich persönlich von ihr.)

21.02


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Gesetzentwurf in 30 der Beilagen.

Hiezu haben die Abgeordneten Dr. Glawischnig, Kolleginnen und Kollegen einen Abänderungs­antrag eingebracht.

Ferner haben die Abgeordneten Dr. Baumgartner-Gabitzer, Scheibner, Kolleginnen und Kolle­gen einen Zusatz- beziehungsweise Abänderungsantrag eingebracht.

 


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