Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 12. Sitzung / Seite 51

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Ich finde es einigermaßen frivol, dass Sie an dem Tag, an dem Sie nach wie vor, wenn auch mit gewissen Korrekturen, ein Pensionskürzungsmodell vorlegen, gleichzeitig im Ministerrat be­schließen, dass Sie Abfangjäger für das österreichische Bundesheer ankaufen! Da entsteht in der Tat der Anschein, dass das Geld, das den Pensionisten kurzfristig bis zum Jahr 2006 weg­genommen wird, dazu dienen soll, dass Sie sich die Abfangjäger leisten können. Zumindest ist die Optik außerordentlich schlecht, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Wie kann das Pensionssystem langfristig gesichert werden? – Herr Bundeskanzler! Sie haben heute nichts gesagt zu den – zugegebenerweise vorhandenen und sich über Jahrzehnte ent­wickelt habenden – Ungleichheiten im österreichischen Pensionssystem. Die Harmonisierung ist nicht nur ein Element zu mehr Pensionsgerechtigkeit, die Harmonisierung der Pensions­systeme kann auch dazu führen, dass das Pensionsgeld gerechter aufgeteilt wird, und daher ist die Harmonisierung auch Teil der Finanzierung einer Pensionsreform.

Ich frage mich: Wenn Sie heute einen ersten Schritt setzen und einmal die Pensionen kürzen – heißt das, dass unter dem Titel Harmonisierung im Herbst die zweite Kürzung nachkommt, und zwar wieder für das ASVG oder nur für andere oder auch für beide? – Alle Pensions­experten sind sich darüber einig: Ein wirklich großer Wurf besteht darin, dass man durch eine Harmoni­sierung der Pensionssysteme das Geld, das für die Pensionen zur Verfügung steht, gerechter unter allen Pensionisten verteilt. Und genau das haben Sie unterlassen, und das werfen wir Ihnen mit Recht vor! (Beifall bei der SPÖ.)

Über lange Strecken Ihrer Rede habe ich den Eindruck gehabt, dass Sie Ihr Pensionsre­formkonzept völlig über den Haufen geworfen haben, denn Sie haben die meiste Zeit davon gesprochen, dass es am Ende 80 Prozent Nettoersatzrate geben wird – auch für diejenigen, die heute jung sind und im Jahr 2025, 2028 oder 2034 in Pension gehen werden. Nach den Ausführungen des Herrn Vizekanzlers gehe ich davon aus, dass das offensichtlich nicht der Fall ist, denn er hat bereits darüber gesprochen, dass zur Ergänzung der so genannten ersten Säule, was wir als Pension begreifen, eine zweite Säule dazukommen muss, damit man wieder auf eine gewisse Pensionshöhe kommt. Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird, bis er dann von der dritten Säule reden wird. (Präsident Dr. Fischer übernimmt den Vorsitz.)

Das heißt, es interessiert uns, wie viel jeder Österreicher zusätzlich zu seinen Beiträgen, die er ins Pensionssystem einzahlt, noch an Zusatzzahlungen über eine so genannte zweite oder dritte Säule leisten muss, damit er zu dem angestrebten Ziel kommt (Abg. Scheibner: Bei Ihnen sind es 15 Prozent! Bei Ihrem System sind es 15 Prozent!), nämlich 80 Prozent des Lebens­durchschnittseinkommens als Pension zu haben. Ich habe den Eindruck, diese Mogelpackung wird erst Schritt für Schritt aufgeschnürt, denn der Bundeskanzler und der Vizekanzler haben sich zumindest in dieser Frage ganz massiv widersprochen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Ich glaube, man soll im Parlament offen und ehrlich reden. Herr Bundeskanzler, Sie haben doch ... (Abg. Mag. Molterer: Tun Sie das sonst nicht?) – Ich gehe davon aus, dass Sie das sonst auch machen; ansonsten werden Sie am Sonntag, so nehme ich an, den Weg zum Beichtstuhl finden, Herr Kollege Molterer! (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.)

Aber im Parlament, so glaube ich, ist es besonders wichtig, vor allem dann, wenn die ÖVP als Ziel gehabt hat, dass das, was wir unter Pensionen verstehen, in Zukunft nur 50 Prozent der Pen­sionen ausmachen soll, dass weitere 10 oder 15 Prozent aus der so genannten Abfertigung Neu kommen sollen, also der zweiten Säule, und dann weitere 20 bis 25 Prozent aus der so genann­ten dritten Säule kommen sollen. (Bundeskanzler Dr. Schüssel: Nein, nein, nein!)

Ich stelle mir die Frage – es soll mich freuen, Herr Bundeskanzler –: Haben Sie nun dieses Kon­zept, dass jeder Österreicher dreimal zahlen muss, damit er einmal eine Pension bekommt, über Bord geworfen und sind zum Umlageverfahren zurückgekehrt, oder haben Sie uns heute nicht die ganze Wahrheit gesagt? – Hier wäre eine Aufklärung im Sinne der Pensionssicherheit in unserem Land dringend notwendig, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

 


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