Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 12. Sitzung / Seite 50

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in Europa. Wir sind das drittbeste Land in der Beschäftigung von allen 15. Wir haben in wich­tigen Benchmarks deutlich aufgeholt. Nur in einem Bereich sind wir nach wie vor Drittletzter, das ist bei der Beschäftigung der über 60-Jährigen. Ich glaube daher, sehr geehrte Damen und Herren, dass diese Maßnahmen der Bundesregierung zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Dosierung kommen, um das österreichische Pensionssystem zukunftsträchtig zu erhalten und gemeinsam mit allen, die daran interessiert sind – Sozialpartner, Parlamentarier aus allen Parteien –, die Weiterentwicklung des Pensionssystems als harmonisches Pensions­system über alle Berufsgruppen in Österreich voranzutreiben und zu diskutieren. Die Türe für Verhand­lungen ist offen. Wer sie zuschlägt, muss dafür die Verantwortung tragen! (Beifall bei den Frei­heitlichen und der ÖVP.)

11.54


Präsident Dr. Andreas Khol: Ich danke auch dem Herrn Vizekanzler für seine Ausführungen.

Wir gehen nunmehr in die Debatte über diese Erklärungen ein. Die Redezeiten sind bekannt.

Zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Dr. Gusenbauer. – Bitte, Herr Abgeordneter.

11.54


Abgeordneter Dr. Alfred Gusenbauer (SPÖ): Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Herr Vizekanzler hat uns gerade berichtet, er wäre froh gewesen, wenn es 1995/1996 eine tief greifendere, sprich schärfere Pensionsreform gegeben hätte. Das würde seine Tätigkeit heute erleichtern! – Ich kann mich erinnern, als 1995/1996 die FPÖ in Opposition war, war sie es, die gesagt hat, das, was hier beschlossen wird, ist das Allerschlimmste für die österreichischen Pensionisten, und sie war nicht einmal bereit dazu, dem zuzustimmen, was im Jahr 1995 beschlos­sen wurde. – So viel zu Ihrer Glaubwürdigkeit, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Mag. Molterer: Wer macht es jetzt? – Zwischenruf des Abg. Dr. Fassl­abend.)

Zum Zweiten, Herr Fasslabend: „Sozialstaat ist in der Sackgasse. Wer zahlt morgen die Ren­ten?“ – Das könnte durchaus aus den jüngsten Publikationen der ÖVP sein. Es ist aber bereits aus einer Publikation der ÖVP aus dem Jahr 1959! Seit 1959 wird immer wieder gesagt, dass das Pensionssystem nicht finanzierbar ist.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich bin schon der Meinung, man sollte sich immer einen Soll-Ist-Vergleich anschauen. Schauen wir uns doch die Prognosen an, die im Jahr 1991 entwickelt wurden! Wie hat sich in der Realität der Pensionsaufwand entwickelt? – Wenn Sie nur einen Funken Ehrlichkeit haben – nur einen Funken! –, dann werden Sie beim Blick auf die Ergebnisse feststellen, dass die reale Entwicklung der Pensionskosten in Österreich nicht der pessimistischsten Annahme entsprochen hat, nicht der optimistischsten Annahme entsprochen hat, sondern dass die Aufwendungen sogar unter der optimistischsten Annahme geblieben sind! Daher halte ich nichts davon, wenn Pensionsdiskussionen immer auf der Ebene von Kassandrarufen stattfinden, die dann in der Realität zum Glück nicht eintreffen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Die Wahrheit ist doch, dass die Pensionsreformen der neunziger Jahre zumindest in dieser Legislaturperiode greifen – auch deswegen, weil geburtenschwächere Jahrgänge, zum Beispiel bei den Männern, in Pension gehen. Dies führt dazu, dass bis zum Ende der Legislaturperiode der Bundesbeitrag im Verhältnis zum Volkseinkommen sogar sinkt. Das ist die Wahrheit! Auch wenn man sich die Berichte Ihrer Pensionsreformkommission durchliest – Herr Amon, ich gehe davon aus, Sie haben es getan oder werden es tun –, wird man feststellen, dass auch darin die Pensions­reformkommission mitteilt: Das große Problem der Finanzierung von Pensionen beginnt mit dem Jahr 2015 und ist stärker steigend ab dem Jahr 2020.

Daher ist es richtig, heute darüber zu diskutieren, wie man die Pensionen vernünftig so refor­mieren kann, dass man für diesen Tag im Jahr 2015 oder 2020 vorsorgt. Dazu stehe ich absolut! Aber eine solche Diskussion hat nichts damit zu tun, dass man kurzfristig für den Finanzminister und seine Budgetlöcher Geld besorgen muss, eine solche Diskussion hat ausschließlich die Perspektive, langfristige Einsparungen durchzuführen.

 


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