Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 12. Sitzung / Seite 54

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

mit Fakten informieren, damit sie wissen, warum diese Schritte jetzt notwendig sind. Und diese Fakten sind unverrückbar.

Meine Damen und Herren! Gott sei Dank ist die Lebenserwartung in den letzten 30 Jahren im Schnitt um über acht Jahre gestiegen. Das ist eine Errungenschaft, auf die wir stolz sind. Dadurch ist die Situation im Vergleich zum Jahre 1970 eingetreten, Herr Kollege Öllinger, dass damals die durchschnittliche Lebenserwartung eines Pensionisten, also nach dem Pen­sionsan­tritt, ungefähr achteinhalb Jahre betragen hat und die Menschen heute – Gott sei Dank! – weit über 20, 21, 22 Jahre lang ihre Pension genießen können – ich hoffe, in Gesund­heit genießen können. Und dieser Zeitraum wird noch länger werden, weil die Lebenserwartung steigt.

Es gab in diesen 30 Jahren eine Entwicklung dahin gehend, dass die Zahl der Jahre, in denen die Menschen in Arbeit sind, im Jahre 1970 bei rund 43 Jahren, im Jahre 2001 bei ungefähr 37 Jahren gelegen ist. Was uns gemeinsam doch wohl Sorgen bereitet – ich schließe da an die Familiendiskussion an –, ist Folgendes: In diesem selben Zeitraum ist die Zahl der Geburten, die im Jahre 1970 bei 112 000 gelegen ist, auf heute 75 500 pro Jahr abgesunken.

Wissen Sie, was der logische Effekt daraus ist? – Dass im Jahre 1970 auf 1 000 Erwerbstätige etwa 350 Pensionisten gekommen sind und die Demographie dazu führt, dass im Jahre 2030 zu erwarten ist, dass auf 1 000 Aktive, auf 1 000 Beitragszahler, etwa 1 000 Pensionisten kommen werden. Das heißt, das Verhältnis von drei zu eins ändert sich auf eins zu eins.

Wenn wir hier nicht reagieren, meine Damen und Herren, dann werden uns die jungen Men­schen in diesem Land das wohl wichtigste Gut einfach aufkündigen, nämlich den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft, der im Generationenvertrag begründet ist. (Abg. Öllinger: Den haben Sie schon aufgekündigt!) Daher handeln wir! Daher handeln wir jetzt, meine Damen und Herren, und warten nicht. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Was wenige Menschen in diesem Lande wissen – auch das soll klar gesagt werden –: Nur etwa 3 Prozent aller Menschen, die pro Jahr in Pension gehen, gehen zum gesetzlich vorgesehenen Pensionsantrittsalter in Pension, also mit 60 oder 65. 97 Prozent aller Menschen, die pro Jahr in Pension gehen, gehen früher in Pension. (Abg. Öllinger: Bei der Reform kein Wunder!) Es wäre doch nicht verantwortbar, meine Damen und Herren, dass der Gesetzgeber ein gesetz­liches Pensionsalter vorgibt, auf dessen Basis alle Strukturen und Systeme beruhen, und wir schauten zu, täten nichts, gefährdeten damit genau diesen sozialen Zusammenhang und stellten durch Nichtstun in Wirklichkeit diese erste Säule, die sichere Säule des umlagefinan­zierten Pensionssystems, in Frage. Mit uns nicht, meine Damen und Herren! Wir handeln! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Die Menschen haben auch ein Recht darauf zu erfahren, was geschähe, wenn nichts geschieht. Ich zitiere nochmals, weil sie so eindrucksvoll ist, aus einer Unterlage der Arbeiterkammer Vor­arlberg, in der zu lesen steht: Wenn nichts geschieht, dann müssten bis zum Jahr 2045 die Beitragssätze um 53 Prozent angehoben werden.

Meine Damen und Herren! Wissen Sie, was das heißt? – Das heißt, dass wir, wenn wir nichts tun, den Jungen zumuten würden, dass mehr als die Hälfte ihres Einkommens für Sozialaus­gaben verwendet werden muss. Wer würde das denn mittragen? Denken wir doch auch an diese Generation, die in Zukunft die Säule des sozialen Zusammenhalts ist!

Weiters sagt die Arbeiterkammer: Wenn nichts geschieht, dann müssten die Pensionen um 45 Prozent gekürzt werden. – Niemand will das, aber das können wir nur dann verhindern, wenn wir jetzt handeln.

Oder: Es müsste das Pensionsantrittsalter um mehr als zehn Jahre erhöht werden. – Auch das will niemand.

Und genau deswegen handeln wir jetzt, handeln wir heute, handeln wir verantwortungsvoll mit einer sehr klaren Zielsetzung: Wir wollen ein einheitliches Pensionsrecht, ein harmonisiertes Pensionsrecht für alle schaffen, wir wollen auf dem bewährten Drei-Säulen-Modell genau diese


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite