Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 12. Sitzung / Seite 65

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es ist ja schön, wenn Sie mir zuhören, aber ich hätte – so wie vor der Unterbrechung – auch gerne mit Ihrem Klubobmann Gusenbauer hier diskutiert, denn als Debattenredner hat er die Linie der SPÖ dargelegt; aber er ist noch immer nicht da. Ich gehe davon aus, dass die Abge­ordneten der Freiheitlichen und der ÖVP schneller aus der nachrichtenbedingten Pause zurück­kommen werden als Ihr Klubobmann, aber das ist schade, weil wir ja mit Ihnen über die Maß­nahmen der Pensionsreform diskutieren wollten. (Abg. Eder: Wenn Sie weiter reden ...!)

Meine Damen und Herren! Herr Bundesminister! Tatsache ist, dass seit vielen Jahren in den demokratischen Ländern, vor allem natürlich in den sozial entwickelten Ländern, über die Altersversorgung diskutiert wird, besonders über die Garantie dieser Altersversorgung. Und ich denke, wir können stolz darauf sein, dass Österreich eines jener Länder ist, die weltweit die beste Altersversorgung für die ältere Generation vorzuweisen haben.

Meine Damen und Herren! Dieses Versorgungssystem ist derzeit praktisch ausschließlich nach dem Umlageprinzip gestaltet. Man braucht aber kein Professor, kein Experte und kein Mathe­matiker zu sein, um zu wissen, dass dieses Umlagesystem natürlich nur so lange funktioniert, solange das Verhältnis zwischen jenen Menschen, die im Arbeitsprozess stehen, und jenen, die sich im Ruhestand befinden, ein ausgeglichenes ist. Wir alle wissen, dass gerade in den letzten Jahren dieses Verhältnis massiv in Schieflage gekommen ist. Während sich 1970 ein Arbeitneh­mer in Österreich im Durchschnitt über 42 Jahre im Arbeitsprozess und danach 8,8 Jahre im Ruhestand befunden hat, befand sich 2001 ein Arbeitnehmer durchschnittlich nur mehr 37 Jahre lang im Arbeitsprozess, aber etwa 20 Jahre im Ruhestand.

Es ist ja eine positive Entwicklung, dass immer mehr Menschen immer länger im Ruhestand leben. Aber auf der anderen Seite gibt es die negative demographische Entwicklung, dass es immer weniger Geburten gibt und damit immer weniger junge Menschen – zur Garantie dieses Umlagesystems – in den Arbeitsprozess kommen.

Angesichts dieser Entwicklung gibt es zwei Möglichkeiten, meine Damen und Herren: Entweder man macht so weiter wie bisher, dass man kleine Reformen und Reförmchen beschließt und der Bevölkerung verspricht, dass sich in Wahrheit nichts ändern und das System schon irgendwie finanzierbar sein werde. (Abg. Öllinger: Sie machen aber schon zwei Reformen binnen eines Jahres! Ist das jetzt eine kleine oder eine große?) Wir haben heute schon darüber diskutiert, was es bedeuten würde, wenn man im bestehenden System keine Maßnahmen setzen würde: Man müsste die Beitragssätze um 53 Prozent erhöhen, die Pensionen um 45 Prozent kürzen und das Pensionsantrittsalter um elf Jahre anheben! (Abg. Öllinger: Das machen Sie!)

Das ist nicht im Sinne eines Generationenvertrages! Das wäre nicht im Sinne eines gesicherten Zusammenlebens der Generationen, für das das Prinzip weiter gelten sollte, dass die im Beruf befindliche Altersgruppe für die Ausbildung der Jugend mit verantwortlich ist und sorgt, aber auch gleichzeitig mit ihren Beträgen für die Altersvorsorge eine Garantie übernimmt.

Daher ist klar, dass wir in die Richtung eines Drei-Säulen-Modells gehen müssen, meine Damen und Herren, um vor allem den heute 20-, 30- und 40-Jährigen auch eine Perspektive für eine gesicherte Altersversorgung zu geben.

Es wäre leicht, Herr Abgeordneter Öllinger, so wie andere in der Vergangenheit zu sagen: Das alles ist unangenehm, dieser Verantwortung stellen wir uns nicht, das hat die nächsten zehn bis 20 Jahre Zeit. – Das wäre leicht, und so leicht haben es sich die Vorgänger dieser Regierung vielleicht gemacht. Damals hat man sogar noch versucht, mit den Pensionisten Wahlkampf zu betreiben! Ich erinnere an die Vranitzky-Briefe, in denen praktisch erklärt wurde: Wählt die SPÖ, dann bleibt bei den Pensionen alles gut und schön; wenn andere an die Regierung kommen, dann gibt es Kürzungen.

Wenige Tage nach der Wahl haben Sie von der SPÖ dann die Kürzungen im Pensionssystem, Eingriffe in bestehende Pensionen, also das, was Sie auch jetzt in Ihren Konzepten mit dabei haben, umgesetzt.

 


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