Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 12. Sitzung / Seite 70

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1,53 Prozent an Beiträgen nicht ausreichen. Da werden Sie mindestens 7 Prozent an Beiträgen abzuliefern haben, damit das in der Pension ausgeglichen werden kann.

Wie viele Betriebspensionen gibt es? (Abg. Mag. Molterer: Herr Präsident Verzetnitsch, haben Sie vergessen, dass Sie das mitgestaltet haben? Distanzieren Sie sich nicht von Ihrem eigenen Erfolg!) – Ich distanziere mich überhaupt nicht! Aber der Erfolg, den wir errungen haben, war, die Abfertigung für alle sicherzustellen, und nicht, eine von Ihrer Seite beabsichtigte Pensions­kürzung zu finanzieren. Das ist die klare Antwort, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Sie sagen ja selbst, auch in Ihren Erläuternden Bemerkungen – das ist keine Gewerkschafts­publikation –, durch den quasi erzwungenen späteren Pensionsantritt könne man die Verluste abmindern. – Durch den quasi erzwungenen späteren Pensionsantritt? Was ist das für eine Antwort auf die Probleme der 120 000 Menschen, die jetzt keine Antwort darauf haben?

Wo ist in Wirklichkeit das Konzept dieser Bundesregierung, die Menschen länger in Beschäfti­gung zu halten? Wo ist denn das Konzept, das dazu führt, dass man auch im Bund nicht mit 55 Jahren mit einem Golden Handshake entfernt wird, nur damit die Rechnung der Personal­einsparung stimmt? – All das sind keine befriedigenden Antworten.

Es ist auch keine befriedigende Antwort, wenn jetzt in doppelseitigen Inseraten dafür geworben wird: „Millionen brauchen eine kompetente Beratung für ihre private Vorsorge.“ – Wir bekennen uns zur umlagefinanzierten ersten Säule als Grundstock, aber nicht nur als Almosen, sondern als Sicherung des Lebensstandards! Das muss unser Ansatz sein! Und wenn jemand Geld hat für die zweite und dritte Säule, dann soll er es tun, dann soll er in diese Modelle investieren! Aber die Menschen, die mit durchschnittlich 1 400 € netto jetzt ihr Auslangen finden müssen, werden Ihnen keine Antwort darauf geben können, was sie sich tatsächlich für eine zweite und dritte Säule leisten können.

Und die Wirtschaft hilft ihnen da nicht! Von dort höre ich nur dauernd, die Lohnnebenkosten seien zu hoch. Die Wirtschaft wird ihnen das auch nicht sichern – oder sind Sie bereit, Herr Abgeordneter Prinzhorn, in Ihrem Betrieb für alle Beschäftigten eine private Pensionsvorsorge zu finanzieren? Ich betone, für alle Beschäftigten, und nicht nur für ein paar Leute, die Ihnen genehm sind? (Abg. Dipl.-Ing. Prinzhorn: Ich habe in meinem Betrieb eine eigene Lösung für alle gefunden!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben folgende Situation: Das, was jetzt auf dem Tisch liegt, bedarf einer ausführlichen Analyse. Wir werden nicht in einem Schnellschuss-Verfahren Antworten darauf geben, sondern wir werden das seriös, wie Gewerkschaften es gewohnt sind, analysieren. Wir werden uns aber nicht daran hindern lassen, wenn es uns richtig erscheint, Maßnahmen zu ergreifen. Demokratie anerkennen wir, Entscheidungen der Regie­rung anerkennen wir, Entscheidungen der Politik hier im Hause anerkennen wir ebenso! Wir anerkennen aber auch unser Recht, gegen etwas aufzutreten, was nicht richtig ist, meine sehr geehrten Damen und Herren! Das muss unser Ziel sein! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Sie werden es nicht erleben, dass wir etwas aus Jux und Tollerei machen, etwa nur weil man ein Angebot nicht annimmt, am Donnerstag vergangener Woche zu uns gesagt hat: Ihr könnt zwar mitreden, wir bauen aber den ersten Stock, und ob das Haus ein Fundament hat, interes­siert uns nicht. Ihr könnt dann später mitreden, vielleicht bauen wir auch über das erste Haus.

Der Herr Bundeskanzler hat heute gemeint: Wenn ein Dachziegel locker ist, dann muss man aufpassen, dass es nicht ins Haus hineinregnet! – Herr Bundeskanzler – auch bildlich gespro­chen –: Es reicht aber nicht, den Keller so zu sanieren, dass das Wasser im Haus bleibt. Wir müssen dafür sorgen, dass ein Fundament für die Menschen, ob jung oder alt, geschaffen wird, das den wahren Charakter einer Pensionsreform hat und nicht den einer reinen Geldbeschaf­fungsaktion – für Geld, das man dann für Abfangjäger, für Steuerreformen oder irgendetwas anderes einsetzen will.

 


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