Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 12. Sitzung / Seite 73

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dass hier im Hohen Haus der politische Diskurs stattfinden soll. Ist das so? (Abg. Scheibner: Ich habe auf Ihre Vorschläge gewartet! Die sind nicht gekommen!) Findet so der politische Diskurs statt, dass uns am Anfang der Sitzung ein Budgetbegleitgesetz mit 91 Novellierungen übermittelt wird? Eine Novellierung davon betrifft die jetzt für wenige Stunden zur Debatte stehende weit reichende Änderung des Pensionsgesetzes, die wir später im Budgetausschuss wenige Stunden lang diskutieren werden, um sie dann Anfang Juni im Plenum verabschieden zu können. Ist das Ihre Vorstellung von politischer Diskussion über weit reichende, tief in das Leben und die Zukunft von jungen Menschen hineinreichende Veränderungen, Herr Klubob­mann Scheibner? Ist das Ihre Vorstellung? (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Unsere Vorstellung, Herr Klubobmann Scheibner, sieht anders aus. Unsere Vorstellung, Herr Klubobmann Scheibner – wir haben auch versucht, das in den Regierungsverhandlungen mit der ÖVP klarzustellen –, wäre folgende: Nehmen wir uns die Zeit! Nehmen wir uns die Zeit, die es braucht, um eine für die Zukunft haltbare nachhaltige Veränderung im Pensionssystem, die aber auf dem Prinzip von sozialer Gerechtigkeit basiert, zu schaffen! Dazu braucht es Zeit. Zeit – und das kann nicht heißen: einmal im Ausschuss diskutieren, einmal im Plenum diskutie­ren, dann abstimmen im Juni, und vorbei ist die Gaudee. (Abg. Scheibner: Das sagt ja nie­mand!) Das kann es nicht sein, Herr Klubobmann Scheibner! Nehmen wir uns die Zeit, die es braucht! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Das kann auch bedeuten, dass wir erst im nächsten Jahr fertig werden. Alle Parteien sollen die Möglichkeit haben, alle Verbände sollen die Möglichkeit haben, jeder, der sich daran beteiligen will, soll die Möglichkeit haben, auch der Bürger und die Bürgerin sollen die Möglichkeit haben, sich daran zu beteiligen. Dem stehe ich mit sehr viel Sympathie gegenüber: Alle sollen die Möglichkeit haben, die Grundprinzipien einer Pensionsreform mitzuvollziehen, nachzuvollziehen und ja sagen zu können oder gegebenenfalls auch nein sagen zu können. Aber Sie mit Ihrem überfallsartigen Konzept nehmen den Menschen diese Möglichkeit der Beteiligung!

Ein kurzer Aufschrei, und dann ist es vorbei. – Das ist Ihr Konzept, aber das ist ein autoritäres Politikverständnis. Das entspricht nicht im Entferntesten jener Form, in der große Pensionsrefor­men in anderen europäischen Ländern angegangen werden. Egal ob in der Schweiz oder in Schweden: Wenn es große Änderungen geben soll, braucht es die Zustimmung der großen Parteien und Verbände. Dann muss den Menschen auch ausreichend erklärt werden, worum es geht und weshalb das notwendig ist. – Das aber haben Sie nicht getan!

Ja, auch wir Grünen sagen, es braucht Änderungen im Pensionssystem. Und ich sage gleich dazu, Herr Klubobmann Scheibner, weil Sie eingefordert haben, wir sollten heute über unsere eigenen Pensionskonzepte, über das der Sozialdemokraten, über das der Grünen diskutieren: Ich hätte ganz gerne, dass die Bundesregierung ihr Pensionskonzept darlegt. Was wir haben, ist ein Pensionssicherungsgesetz, Herr Klubobmann Molterer, und Sie selbst haben angekün­digt, dass die eigentliche Änderung, die Harmonisierung der Pensionssysteme, im Herbst erfol­gen werde. – Wo ist denn Ihr Konzept dafür? Haben Sie uns das heute offen gelegt? – Nein! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Das heißt, wir diskutieren jetzt eine Pensionssicherungsreform mit weit reichenden Änderungen, aber wie Ihr zukünftiges Konzept aussieht, das verraten Sie nicht. (Abg. Scheibner: Sie haben nicht zugehört!) Aber über die Konzepte der Oppositionsparteien wollen Sie diskutieren. Unse­res haben wir in den Verhandlungen mit der ÖVP zu diskutieren versucht, und dieses Konzept bedeutet nicht nur eine Existenzsicherung im Alter, sondern auch, dass der Bundeszuschuss für die Pensionssysteme nicht so wie in Ihrem Konzept, Herr Klubobmann Molterer, auf null und unter null heruntergefahren wird (Abg. Wattaul: Unter null geht auch?) – ich werde es Ihnen noch erklären –, sondern dass der Bund, aber auch die Länder, die ja auch Pensionsaufwen­dungen für ihre Landesbediensteten tragen, das Ausmaß an Zuschüssen, das sie heute haben, beibehalten. Nicht mehr, sondern beibehalten! (Abg. Mag. Molterer: Wir steigern es sogar!)

Herr Klubobmann Molterer, Sie sind ja Oberösterreicher und werden daher vielleicht dem Amt der Oberösterreichischen Landesregierung beziehungsweise der Statistischen Abteilung mehr


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