Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 12. Sitzung / Seite 82

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notwendig sind und immer noch die große Frage im Raum steht: Warum müssen wir jetzt jährlich 2 Milliarden € einsparen? (Abg. Mag. Molterer: Ich habe mir gedacht, die Grünen denken an die Jugend! – Offensichtlich gar nicht!)

Wozu ist das tatsächlich notwendig? – Damit Sie dann am Ende der Legislaturperiode eine Steuerreform machen können, die Sie als Geschenk an Ihre Klientel für die bevorstehenden Wahlen verteilen? Ist das der tatsächliche Grund? – Sie haben zu diesem Argument heute noch nichts gesagt. Ich möchte einmal ernsthaft wissen: Wozu sind diese Brutalitäten jetzt in dieser Form notwendig, wenn der Bundeszuschuss nachweislich sinkt? (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Mag. Wurm.)

Viele Menschen lassen sich jetzt aber nicht mehr Sand in die Augen streuen, und ich habe volles Verständnis für die Menschen, die nicht im Parlament sitzen, die keine anderen Möglich­keiten haben, sich in irgendeiner Form zu artikulieren, als jetzt Protest zum Ausdruck zu brin­gen. Ich finde das völlig in Ordnung, und ich unterstütze auch diese Maßnahmen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Herr Klubobmann Molterer! Sie haben heute sehr viel von Verantwortung gesprochen – von Verantwortung, die Sie den Menschen abverlangen (Abg. Mag. Molterer: Die wir wahrneh­men!), Verantwortung gegenüber den künftigen Pensionsbeziehern. – Ich fordere einmal Ihre Verantwortung ein: erstens die Verantwortung, ganz präzise die konkreten Zahlen auf den Tisch zu legen – und nicht immer nur so global mit Verantwortung zu argumentieren – und dann den sanftesten Weg zu wählen, durch den wir das Pensionssystem tatsächlich mittelfristig sichern können.

Ich fordere von Ihnen die Verantwortung, nicht nur Budgetentlastung als Ziel zu verfolgen, son­dern auch bestehende Ungerechtigkeiten einmal anzugehen. Die Frauenfrage ist heute schon sehr oft angesprochen worden. Warum ist das kein Ziel einer Pensionsreform? Warum sind die bestehenden Ungleichheiten für Sie so selbstverständlich? Die setzen wir halt einfach fort, das Schlimmste ist jetzt ohnedies weg, sagen Sie heute. Warum ist es kein Ziel, diese Unge­rechtigkeiten abzubauen? (Beifall bei den Grünen. – Zwischenruf bei der ÖVP.) Das ist ein hilfloser Versuch, etwas zu beschönigen, was nicht zu beschönigen ist. Es tut mir wirklich Leid. Ich wünsche Ihnen, dass Sie im nächsten Leben als Krankenschwester wieder geboren werden, mit Geburtsjahr 1948, und dann versuchen, 45 Beitragsjahre zusammenzubringen. Viel Vergnü­gen! (Beifall bei den Grünen.)

Ich fordere Verantwortung auch, was die berühmten Politikerpensionen betrifft. Auch hier gibt es keine präzisen, konkreten Vorschläge. Das erschöpft sich in Bekenntnissen wie: Ja, da muss etwas getan werden. – Was mich so wundert: Wenn Sie den Menschen in Österreich die zweite und die dritte Säule so sehr anpreisen – das ist ja alles so „ursuper“! –, dann frage ich mich, warum Sie so lange brauchen, um die so genannten Altpolitiker in das neue System über­zuführen, in dem sie mit der zweiten und dritten Säule doch eigentlich eine sehr gute Ausgangs­basis für die Zukunft hätten. Das ist doch Ihrer Meinung nach ein wunderbares System! Also warum diesbezüglich nicht schon heute ein konkretes Modell vorlegen? (Beifall bei den Grünen.) – Ich habe den Eindruck, das hätten Sie überhaupt vergessen, hätte es nicht massive Intervention von Seiten der Oppositionsparteien gegeben.

Jetzt noch zu zwei Gruppen, die besonders betroffen sind. Die Frauen waren heute schon ein Thema, aber ich möchte endlich einmal dieses Märchen, dass das den Jungen etwas nützt, ein bisschen entkräften. Was hier, mit all den Schritten, die sonst noch geplant sind, an kumulierten Maßnahmen vorgelegt wird! – Ich nenne hier nur die Abbaumaßnahmen im öffentlichen Dienst – 35 000 Beamte werden abgebaut! (Abg. Scheibner: Aber durch Nichtnachbeset­zung!) – oder auch die Frage der Abschaffung der Frühpension im Zusammenhang mit dem fehlenden Arbeitsplatzangebot. Wen trifft denn das? Sie sagen jetzt: Die älteren Arbeitnehme­rinnen und Arbeitnehmer werden wir schützen, wir werden für sie die Lohnnebenkosten sen­ken. – Aber glauben Sie nicht, dass das einen gewissen Verdrängungswettbewerb hervorruft? Glauben Sie nicht, dass, wenn man bei der Wurst vorne etwas wegschneidet, hinten etwas


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