Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 12. Sitzung / Seite 83

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fehlt, dass das irgendjemanden treffen wird? (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Reheis.) Wer, glauben Sie, ist das?

Und bei den Frauen ist das ein sehr, sehr trauriges Kapitel. Die letzten vier Jahre waren verlo­rene Jahre. (Abg. Steibl: Aber geh!) Es ist eine peinliche Situation, dass wir im EU-Vergleich auf den letzten Platz zurückgerutscht sind, was die Schere zwischen Männer- und Frauenein­kommen betrifft. Das ist das Ergebnis der blau-schwarzen Frauenpolitik der letzten Jahre! Ich finde es hochnotpeinlich, dass niemand von der Regierungsbank aufsteht und sagt: Unser wichtigstes Ziel bei der Pensionsreform ist, diese Ungleichheiten endlich einmal in Angriff zu nehmen! – Da wird irgendwie hantiert mit einer Erhöhung der Kinderbetreuungszeiten von 18 auf 24 Monate, und dann wiederum nur für die Kindergeldbezieherinnen – Generationen von Frauen, die vorher Kinder erzogen haben, vielleicht auch Männer, schauen dabei durch die Finger. Ich frage mich, wo Ihr Gerechtigkeitssinn ist. Den haben Sie, den haben vor allem die Freiheitlichen auf dem Weg in die Regierung verloren, restlos verloren! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Scheibner: Langsam, langsam, langsam! Seien Sie nicht so böse heute!)

Ich bin heute sehr böse, weil mich das tatsächlich sehr ärgert. Und Ihnen wünsche ich ein anderes Frauenschicksal, dass Sie als Frau wieder geboren werden (Heiterkeit), aber im letzten Jahrhundert, nicht in diesem, nämlich in den sechziger Jahren. (Abg. Scheibner: Ich wünsche Ihnen ein Männerschicksal, denn das wäre auf jeden Fall ein Verlust!)

Das Schlimme an dieser Reform ist ja auch, dass sie so überfallsartig geschieht, dass es Ihnen völlig egal ist, ob das verfassungswidrig ist, ob das gegen irgendeine EU-Richtlinie, zum Bei­spiel die Gleichbehandlungsrichtlinie, verstößt. Sie haben selbst per Verfassungsgesetz mitbe­schlossen, dass die Männer- und Frauenpensionen im Jahr 2020 in Bezug auf das Pensionsan­trittsalter gleichgestellt werden. Sie haben verfassungsrechtlich abgesichert, dass es keine Abschaffung der Frühpensionen der Frauen gibt. Unser liebster Verfassungsrechtler, Herr Pro­fessor Mayer, hat gesagt, ohne Verfassungsgesetz können Sie das für Frauen nicht abschaffen.

Sie setzen sich darüber einfach hinweg! Sie werden das, wie ich befürchte, am 4. Juni einfach einfachgesetzlich beschließen und setzen sich damit über Verfassungsrecht hinweg! Sie setzen sich über EU-Recht hinweg, das verbietet, indirekte Diskriminierungen für Frauen weiter zu ver­vielfältigen, was Sie pausenlos tun. Das ist Ihnen alles Wurscht – und deswegen bin ich heute so böse, Herr Scheibner, ganz einfach! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeord­neten der SPÖ. – Abg. Scheibner: Eine Ungleichbehandlung ist das!)

Ich habe mir noch nicht alle Verbesserungen angesehen, die Sie heute beschlossen haben, aber eine davon ist ein echter Witz, muss ich sagen – Herr Bundesminister Bartenstein hat sie uns beim Eingang schon dargelegt –, nämlich dass die Anrechnung bei der Bemessung der Kindererziehungszeiten in Etappen erfolgen soll. Eine Verbesserung wird in Etappen gemacht, und die Gesamtetappe umfasst sage und schreibe 25 Jahre! – Das ist wirklich ein Witz. Wie können Sie das den Frauen zumuten? Warum können Sie eine Verbesserung nicht sofort, gleichzeitig mit den Einschnitten in Kraft treten lassen? Nein, das geht bis zum Jahr 2028! – Ich bin fassungslos, wirklich. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Rufe bei der ÖVP: Wie die Durchrechnung!) Das soll eine Verbesserung sein? – Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein, es tut mir wirklich Leid.

Unsere Vorschläge: Wir haben immer schon gesagt, es ist sehr wichtig, einmal einen Grund­stein zu legen in Form einer Grundsicherung, einer Grundsicherung im Alter. Hier haben wir die größten Probleme, gerade bei den Frauenpensionen. Ich verstehe nicht, warum das auf so wenig Widerhall bei Parteien stößt, die sich als christlich-sozial bezeichnen, die sich als Partei des „kleinen Mannes“, der „kleinen Frau“ bezeichnen, warum diese Dinge nicht in Angriff genommen werden können.

Wir werden uns weiter darum bemühen, aber ich hoffe, Sie kommen in den nächsten drei, vier Wochen noch ein bisschen zur Einsicht – dies ist vor allem an die Freiheitlichen gerichtet – und


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