Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 12. Sitzung / Seite 104

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Kaipel dafür vorgesehen! – Abg. Mag. Posch: Ich billige das nicht, aber ...! – Neuerlicher Zwi­schenruf des Abg. Dr. Jarolim. – Heiterkeit bei der SPÖ.)

Frau Abgeordnete, Sie sind am Wort.

15.59


Abgeordnete Sabine Mandak (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Diese Pensionsreform ist unsozial, ein Signal der sozialen Kälte und der Ignoranz. – Das sagt nicht irgendjemand, das sagt der stellvertretende Landeshauptmann des Landes Vorarlberg, seines Zeichens stellvertretender Parteivorsitzender der Freiheitlichen Partei. (Zwischenruf des Abg. Mag. Kogler.)

Die Kindererziehung und die Altenbetreuung dürfen nicht durch Minderung sozialer Leistungen bestraft werden. – Das sagt nicht irgendjemand, das schreibt die ÖVP-Landesrätin Schmid aus Vorarlberg in einem offenen Brief an den Bundeskanzler.

Die Vorarlberger Landesregierung schließlich hat in ihrer Stellungnahme zum vorliegenden Ge­setzentwurf ebenfalls auf Härten hingewiesen und den Vertrauensschutz eingefordert. (Präsi­dent Dr. Khol übernimmt wieder den Vorsitz.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren von der einen Regierungspartei, Sie können sich vor­stellen, was in Ihrem Entwurf stehen muss, damit Ihre Kolleginnen und Kollegen aus dem Land Vorarlberg, einem bei Gott gestandenen ÖVP/FPÖ-Land beziehungsweise ÖVP-Land – FPÖ-Land nicht mehr so arg –, eine derartige Kritik an den Forderungen der eigenen Partei üben. Nehmen Sie sich diese Kritik zu Herzen und motzen Sie nicht über unsere Kritik an dieser Änderung des Pensionssystems! Sie ersehen schon aus den Meldungen Ihrer eigenen Kolle­ginnen und Kollegen, wie Recht wir damit haben! (Beifall bei den Grünen.)

Natürlich kann man jetzt sagen: Das waren Reaktionen vom Wochenende, über Nacht ist alles anders geworden, wir diskutieren heute – so habe ich manchmal den Eindruck – über ein anderes Modell. Ich frage mich jedoch Folgendes: Wie berechenbar ist diese Regierung, wenn über Nacht ganz wesentliche Reformvorhaben derartig verändert werden, dass sie quasi inner­halb von 48 Stunden nicht mehr wieder zu erkennen sind? Auch Sie selbst müssen sich fragen: Wie berechenbar ist Ihre Politik, welchen Vertrauensschutz bietet Ihre Politik? (Abg. Dr. Fekter: Das hat euch überrascht, dass wir das so verbessert haben, gell?)

Beides ist unserer Meinung nach nicht gegeben, deshalb auch die Einbringung des Miss­trauensantrages gegen Bundeskanzler Schüssel. (Beifall bei den Grünen.)

Zwei Themen dieser heutigen Debatte im Plenum sind besonders bedenklich. Das eine ist die Pensionsreform, das andere ist die Art, wie hier in diesem Haus, das als Zentrum der Demo­kratie Österreichs gelten sollte, mit Demokratie und mit demokratischen Rechten der Bürgerin­nen und Bürger dieses Landes umgegangen wird. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordne­ten der SPÖ.)

Es war nicht nur ein Debattenbeitrag, es waren nicht zwei, sondern es war eine ganze Reihe von Debattenbeiträgen von Rednerinnen und Rednern, in denen in Frage gestellt wurde, ob es in diesem Staat legitim ist, dass Bürgerinnen und Bürger auf die Straße gehen, sich wehren, Widerstand leisten und streiken, weil eine Pensionsreform im Raum steht, die unsozial ist, die auf ihrem Rücken ausgetragen wird und die sie nicht wollen.

Das, was Sie hier tun, ist demokratiepolitisch bedenklich. Es sind nicht Sie, die bestimmen, wer mit welchem Mittel an etwas Kritik übt, sondern es gibt ganz klare Gesetze, es gibt – Gott sei Dank! – eine Verfassung, die Meinungsfreiheit, ein Demonstrationsrecht und Versammlungsfrei­heit garantiert. Gott sei Dank haben wir diese, und Sie werden die Menschen in Österreich nicht daran hindern, von diesen Rechten Gebrauch zu machen. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Gradwohl.)

 


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