Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 12. Sitzung / Seite 111

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Jahr – leicht! Es ist nur dann nicht rechtzeitig, wenn ich etwas anderes im Schilde führe, nämlich bestimmte Beschneidungsmaßnahmen durchziehen will, die relativ kurzfristig Wirkung entfalten, um damit möglicherweise auch in Brüssel gut dazustehen und eine Steuersenkung – aber da stellt sich die Frage: für wen? – über die Runden bringen zu können. Da werden wir Sie daran erinnern, dass wir vielleicht dann auch nicht über die Steuer- und Abgabenquote reden, sondern über das Gesamtvolumen, und das steigt selbst unter dem Kollegen Grasser ständig.

Der Punkt ist schlicht und ergreifend: Sinnvoll wäre es natürlich, beim faktischen Pensionsan­trittsalter etwas zu unternehmen; und das heißt, auch beim Frühpensionsalter.

Sie nicken, Kollege Molterer; auf Sie wollte ich gerade zu sprechen kommen. Wir haben näm­lich eigentlich relativ erfrischend in dieser Sache verhandelt.

Wenn es nämlich so ist, dass man hier etwas tun muss, dann sollte man sich sinnvollerweise den Arbeitsmarkt anschauen, damit man nicht ein Problem neu schafft und dort wieder neue Arbeitslose „produziert“, die man wahrscheinlich noch weniger – so hoffe ich – haben will als Frühpensionisten. Billiger ist es für das Budget, das gebe ich schon zu, aber ob das rechtfertig­bar ist angesichts der damit verbundenen Schicksale, das ist eine andere Frage. Und ob das gesellschaftspolitisch gescheit ist, ist eine weitere Frage, die wir klar mit Nein beantworten. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.) Sie haben etwas anderes vor, das sollten Sie aber einmal offen legen.

Es haben Sie ja auch viele in der eigenen Partei nicht verstanden – wahrscheinlich bis heute nicht –, aber es bleibt ihnen ja nicht viel übrig.

Kollege Molterer und ich und andere in der Budget- und Pensionsgruppe haben auch sinnvolle Dinge verhandelt, wie etwa, das Frühpensionsalter so anzuheben, dass es nachgerade ein nützliches Instrument werden könnte, wenn man Pensionsantrittsalter und Arbeitsmarktdaten gemeinsam betrachtet. Dann nämlich, Herr Bundeskanzler, würden wir in den Jahren 2010 bis 2012 (Ruf bei der ÖVP: Zeit!) – das ist eine freiwillige Vereinbarung, beruhigen Sie sich! – genau diese Monate brauchen, die Sie jetzt völlig ohne Not und vor der Zeit sozusagen herunterräumen. Und das ist ein unverzeihlicher Unsinn, der durch nichts rechtfertigbar ist – außer durch überzogene Einsparmaßnahmen. (Zwischenruf des Abg. Dr. Jarolim.) – Kollege Jarolim, lassen wir das!

Als Nächstes haben wir uns darauf verständigt, dass das eine gescheite Idee ist, und wir könnten das so modulieren, dass wir genau das Ziel erreichen, von dem ich gesprochen habe. Die Einigkeit war eigentlich relativ greifbar, aber Sie, Herr Bundeskanzler, haben es sich nicht nehmen lassen zu sagen: Nein!, es muss bis 2009 die Geschichte so heruntergefahren werden. Und Sie sagen nicht dazu, was uns die Experten vom Wirtschaftsforschungsinstitut, vom IHS gesagt haben, was da zusätzlich an Problemen erzeugt wird. Ich frage mich, wozu wir uns diese Institute überhaupt halten. Jetzt stehen Sie da und sagen: Jeder, der sich diesem Vorschlag nicht anschließt, ist ein Reformverweigerer!, und was weiß ich. Wie ein manierierter Ayatollah: Ich habe die Wahrheit, und da geht es lang. (Heiterkeit bei den Grünen und der SPÖ.) – Ich kann das nicht mehr nachvollziehen. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Das ist nämlich insofern ein Problem, als wir damals – und das wirkt eben nach; das ist keine „Beziehungskiste“, da geht es nicht um Gefühle, da geht es um politische Vernunft – wechsel­seitig ein Verhandlungsangebot gestellt haben. (Abg. Scheibner: Das hat Sie hart getroffen!) Wenn Sie dann so damit umspringen und eine solche Reform über die Kante biegen wollen und den anderen vorwerfen, dass sie keine Vorschläge hätten, beißt sich dieses Argument in den Schwanz.

Ich empfinde das als relativen Missbrauch Ihrer Mehrheit, Ihrer relativen Mehrheit, die Sie haben, und Sie werden ja noch sehen, wie weit Sie damit kommen. Mit den fußmaroden Begleitkollegen der blauen Truppe, mittlerweile marodierend, ist das ja nur eine Frage der Zeit. (Heiterkeit und Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

 


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