Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 12. Sitzung / Seite 110

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

um mehr Gerechtigkeit. Die SPÖ steht für ein faires, ein soziales Modell, und wir haben durch unser Modell bewiesen, dass es auch möglich wäre, eine sozial gerechte, nachhaltige Reform umzusetzen.

Und wir unterscheiden uns auch noch in einem anderen Punkt: Wir stehen zu einem Bündnis mit der Bevölkerung, mit den betroffenen Menschen. Daher werden wir ab sofort das Bündnis mit dem Bürger eingehen und vertiefen, und wir werden eine Bürgerinitiative starten, die Ihrem unsozialen Belastungskurs, Ihrem unsozialen Pensionskürzungsprogramm eine Absage erteilt. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

16.26


Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort hat sich nunmehr Herr Abgeordneter Mag. Kogler gemeldet. Ich stelle die Uhr auf 5 Minuten ein. – Bitte.

16.26


Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Herr Vize­kanzler! Herr Bundeskanzler! – Noch sitzt er da – an die Vorrednerin gewandt –, aber mög­licherweise sitzt er gar nicht mehr so lange da, wie manche von Ihnen vermuten, jedenfalls in dieser Rolle, auch wenn der heutige Misstrauensantrag möglicherweise keine Mehrheit findet (Heiterkeit bei der ÖVP – Abg. Scheibner: Ziehen Sie ihn zurück!), auch wenn er es auskostet und glaubt, die Dramaturgie hat funktioniert. In seiner Welt gar nicht schlecht (Abg. Dr. Fekter: Da sind Sie selber überrascht, was? Das hat euch am falschen Fuß getroffen!): erster Punkt: zuerst einen völlig indiskutablen Entwurf vorlegen, auch wenn Sie jetzt diskutieren wollen.

Zweiter Punkt: Politikerpensionen – eine kleine Pseudopunktation.

Dritter Punkt: eine kleine, zugegeben zynische Provokation mit den Abfangjägern.

Und last but not least insgesamt dasselbe Bild wie vorher: Ich, der große Reformer, und die anderen dürfen sich in den Retuschen auch noch etwas abschneiden.

Wie lange kann das halten? – Möglicherweise länger, als vielen in unserer Republik lieb ist. Das mag schon sein. Nur: Berechtigt ist dieser Misstrauensantrag heute allemal. Ich sage Ihnen auch, warum: Weil es nicht richtig ist, dass die heutigen Oppositionsparteien – und ich darf die SPÖ eigentlich mit einschließen, denke ich – in den seinerzeitigen Verhandlungen eigene Vor­schläge gemacht hätten. Das ist eben nicht richtig.

Ich darf nur ein, zwei Beispiele herausgreifen, wo gerade Sie, Herr Bundeskanzler, noch einmal persönlich interveniert haben, um bestimmte – wie ich meine: sinnvolle – Vorschläge zu torpe­dieren.

Was etwa den Bundeszuschuss zu den Pensionen betrifft, haben Sie heute gesagt und sich damit gerechtfertigt, dass dieser in absoluten Zahlen ja steige, während wir mittlerweile alle wissen, dass er am Volkseinkommen gemessen prozentuell auf längere Sicht sogar sinkt.

Wenn Sie jetzt die absoluten Zahlen bemühen, dann wird man eben künftig nicht mehr über die Steuer- und Abgabenquote reden, sondern über ständig steigende Steuern und Abgaben. Nur tut das vernünftigerweise niemand, jedenfalls nicht die Opposition, weil es Sinn macht, sich an solchen Quoten zu orientieren. Sie stellen sich hier her und sagen relativ simpel, dass es eben so sei. Das wirkliche Problem aber sprechen Sie damit nicht an, das Problem, das wir sehr wohl erkennen: Dass es nämlich nicht so bleiben kann, wie es ist. Das bestreitet ja niemand. Man muss auf Grund der demographischen Entwicklungen tatsächlich eingreifen, aber man muss sich die demographischen Entwicklungen anschauen, bevor man eine Budgetsanierungsmaß­nahme erarbeitet.

Die demographischen Entwicklungen zeigen ein eindeutiges Bild – es gibt verschiedene An­stiegsszenarien, aber man kann sich, glaube ich, darauf verständigen, Folgendes zu sagen –: Ab dem Jahr 2020 kann man wirklich von einem gröberen Problem reden, wenn nicht recht­zeitig etwas geschieht. Aber was ist rechtzeitig? – Rechtzeitig ist auch noch in einem halben


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite