Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 12. Sitzung / Seite 114

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gefordert war, bis längstens 31. März dieses Jahres das bestehende Gesetz zu reparieren, nämlich insofern, als der Verfassungsgerichtshof gesagt hat, dass diese pauschalierte Abgabe nicht im ASVG tituliert sein soll, sondern dass man eine andere Regelung finden muss.

Es ist der 31. März vergangen. Die Bundesregierung, die es bei der Pensionsreform und in anderen Bereichen so eilig hat, ja nicht einmal eine Diskussion zu diesen Themen zulassen will, hat in diesem Fall mehr als genügend Zeit gehabt, hat aber diese Zeit trotzdem tatenlos ver­streichen lassen, sodass es notwendig war, dass Abgeordnete dieses Hauses Anträge zur Behandlung dieses Themas einbrachten.

Was ist die Konsequenz? – Wir, die SPÖ-Fraktion, haben einen Antrag eingebracht, in dem wir wollten, dass die Dienstgeber den gleichen Beitrag wie die Dienstnehmer, wenn sie sozusagen in die Option hineingehen, zahlen müssen, damit auf der einen Seite die Sozialversicherungs­beiträge auch da gewahrt sind und damit auf der anderen Seite nicht sozusagen ein zusätz­licher Anreiz gegeben ist, immer mehr geringfügig Beschäftigte zu haben, sondern Menschen auch tatsächlich in Teilzeit- oder Vollzeitarbeit zu beschäftigen.

Der Antrag der ÖVP lässt das Recht so, wie es war. Eine Änderung erfolgt nur insofern, als dass dies eine Abgabe wird und aus dem ASVG genommen wird. Sie haben damit alle Chancen vertan, irgendwelche Verbesserungen herbeizuführen. Die Frau Staatssekretärin hat es ja auch in der Ausschussdebatte gesagt, das ist ein ernstes Thema. Es gibt einen zuneh­menden Anstieg der Zahl von geringfügig Beschäftigten. Es ist typisch wieder ein weibliches Thema.

Wir haben vorher darüber gesprochen, wie sich die geplante Pensionsreform auswirkt. Frau Staatssekretärin, vielleicht können Sie uns das sagen. Wie wirkt sich das für eine heute 30-jährige Frau, die geringfügig beschäftigt ist und jetzt sozusagen freiwillig in die Pensionsver­sicherung einzahlt, weil sie geringfügig beschäftigt ist, aus? Im Jahr 2028 wird ja die Deckelung von 10 Prozent beim Durchrechnungszeitraum aufgehoben.

Ich denke, das ist eine Problematik, die eine enorme Dimension hat, die man einfach nicht über­sehen kann. Da werden die Maßnahmen, die heute angekündigt worden sind, alle miteinander nicht reichen. Selbst der Präsident des Katholischen Familienverbandes – ich meine, das ist wirklich eine ganz unverdächtige Person, was ihr Naheverhältnis zur Sozialdemokratie anbe­langt – stellt heute in einer Aussendung fest, dass die geplanten Abfederungsmaßnahmen für Mütter im Rahmen der Pensionsreform „reine Kosmetik“ sind, Teilzeitbeschäftigte gingen „über­haupt leer aus“.

Nun frage ich mich: Wie ist die nächste Station, nämlich jener Menschen, die nicht teilzeitbe­schäftigt im herkömmlichen Sinn, sondern sozusagen geringfügig be­schäftigt sind? Angesichts dessen, was wir vorher gerade diskutiert haben, nämlich einschnei­dendste Maßnahmen im ASVG-Bereich, denke ich, das ist eine schlimme Situation, dass die Bundesregierung ein Jahr lang untätig war und nicht andere Lösungen für geringfügig Beschäf­tigte getroffen worden sind.

Es ist schade, dass Herr Bundesminister Bartenstein nicht da ist, weil natürlich ein Teil des Zu­wachses von Beschäftigung auf atypische Beschäftigungen hinausläuft – das sind nicht nur die Geringfügigen, das gebe ich schon zu – und weil ein Teil des Zuwachses an weiblicher Beschäftigung sozusagen in Wirklichkeit nichts anderes ist als der verlängerte Bezug des Kinderbetreuungsgeldes, die in der Form noch als Beschäftigte mitgezählt werden. Wir werden dann erst sehen, wie sich dieses halbe Jahr später auf den Arbeitsmarkt auswirken wird, ob die Frauen tatsächlich diese Beschäftigung haben. Es stellt sich die Frage, wie jene Frauen, die jetzt nebenbei geringfügig arbeiten gehen, weil sie vom Kinderbetreuungsgeld allein nicht leben können – und damit bin ich wieder bei den geringfügig Beschäftigten –, in Zukunft behandelt werden. Wie wird sich die Pensionsreform, die Sie planen, auf diese Gruppe auswirken? (Abg. Öllinger: Schaut nicht gut aus!)

Ich befürchte, dass es da zu ganz dramatischen Kürzungen kommen wird. Wenn man von Zu­kunftssicherung spricht, wenn man plant, künftige Pensionen zu sichern – wir bezweifeln das ja


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