Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 12. Sitzung / Seite 124

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

die Missbrauchsmöglichkeit oder die Missbrauchsvermeidung hingewiesen, die durch die Einbe­ziehung von geringfügig Beschäftigten ins Auge gefasst werden sollte.

Ich darf Sie daran erinnern, es gibt in Österreich 210 000 geringfügig Beschäftigte in 80 000 Un­ternehmen. Durch den heutigen Gesetzesantrag einer pauschalen Abgabe für Dienstgeber von geringfügig Beschäftigten sind 15 000 Unternehmen in Österreich betroffen. 15 000 bei 210 000 geringfügig Beschäftigten!

Meine sehr verehrten Damen und Herren von der Opposition! Ich sehe diese gewaltige Gefahr des Missbrauches als tatsächlich nicht gegeben. Tatsache ist, dass geringfügige Beschäftigun­gen aus verschiedenen Gründen zustande kommen. Diese können auf Seiten des Arbeitgebers sein, dass er meinetwegen eben nur diesen Job an einem Tag als Aushilfe anbieten kann, aber genauso auch auf Seiten des Abreitnehmers, der eben nur dieser einen Tätigkeit nachgehen kann.

Ich darf Sie daran erinnern, dass viele geringfügige Beschäftigungen bewusst auch im privaten Bereich angestrebt wurden, um eben vor allem diesen Mitarbeitern, meist Damen, den Weg aus der Illegalität heraus zu ebnen. Das war damals der Beweggrund.

Auf der anderen Seite war es über 40 Jahre in diesem Lande so, dass die überwiegende Mehr­heit der Meinung war, dass geringfügige Beschäftigungen nicht in die Sozialversicherung ein­bezogen werden sollten, weil man eben von Kleinsteinkommen keine Beiträge nehmen wollte, aber auf der anderen Seite natürlich auch keine Ansprüche erwachsen sollten.

Ende der neunziger Jahre – das ist bereits gesagt worden – hat sich das verändert. Damals war das Schlagwort: Einbeziehung aller Erwerbseinkommen in die Sozialversicherungspflicht. Wir haben damals für Arbeitnehmer das Opting-in zu einem sehr günstigen Tarif – man spricht hier vielfach auch von einer Diskont-Versicherung – ermöglicht und haben gesagt, jene Arbeitgeber, die mehrere geringfügig Beschäftigte haben, sollten einen Beitrag leisten.

Ich darf Sie schon daran erinnern, vor allem meine sehr geehrten Damen und Herren von der SPÖ, dass diesen Beschlüssen damals intensive Verhandlungen der Sozialpartner vorange­gangen sind. Wir bekennen uns auch heute noch, Herr Präsident Verzetnitsch, zu diesen damaligen Übereinkünften. Nicht so, so glaube ich, die SPÖ, sonst wäre ihr Antrag heute nicht denkbar.

Ihr Antrag trifft 15 000 Unternehmer. (Zwischenruf der Abg. Mag. Prammer.) Sie wollen, dass bereits ab Erreichen der Geringfügigkeitsgrenze die Sozialversicherungspflicht beziehungs­weise jetzt diese Abgabepflicht entstehen soll. Wir wollen das nicht. Wir wollen geringfügige Beschäftigungen im privaten Bereich, wo üblicherweise nur ein geringfügig Beschäftigter verwendet wird, draußen lassen.

Sie wollen auch in Kauf nehmen, dass wir geringfügig Beschäftigte in Privathaushalten auch der Versicherungspflicht unterwerfen. Das ist nicht unser Weg. Wir wollen zwischen Beschäfti­gungsverhältnissen in Unternehmen und in privaten Haushalten trennen. Das war damals richtig, und das ist auch heute noch richtig. Sie werden daher verstehen, dass wir Ihrem Antrag nicht beitreten können, weil er, so glaube ich, weit über das Ziel hinausschießt.

Herr Kollege Riepl! Sie haben hier tränenreich beweint, dass durch die zugegebenermaßen verspätete Vorlage dieses Antrages 10 Millionen € verloren gehen. Ich darf Sie daran erinnern, dass wir gemeinsam in der Regierung waren, dass es Ihre Ministerin Hostasch war, die diesen verfassungsrechtlich nicht gedeckten Vorschlag hier dem Hohen Haus präsentiert hat. Also tragen Sie zumindest an der Behebung dieser Lösung auch ein gutes Quäntchen Mitschuld.

Eines darf ich schon sagen: Der Verfassungsgerichtshof wird sicher nicht den Schaden tragen, der aus einer solchen Vorlage entsteht. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Ich darf Sie noch daran erinnern, Sie haben heute hier in einer stundenlangen Debatte gefor­dert, dass die Pensionsreform bis zum Jahr 2010 verschoben wird. Sie riskieren damit, dass


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite