Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 14. Sitzung / Seite 18

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Die Österreicherinnen und Österreicher haben ganz klar erkannt, dass diese seriöse und stabili­tätsorientierte Finanzpolitik wichtig für unser Land ist, weil sie eben wissen, dass solide Staats­finanzen die notwendige Voraussetzung für eine nachhaltige und sozial gerechte Wirtschaft­politik sind. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Jeder Haushalt, jedes Unternehmen hat eine Budgetbeschränkung. Niemand kann auf Dauer mehr Geld ausgeben als er einnimmt – das gilt selbstverständlich auch für die Republik Öster­reich. (Abg. Öllinger: O Gott, jetzt kommt das auch noch!) Dauerhafte Defizite, meine Damen und Herren – das hat sich immer wieder gezeigt –, führen zu höheren Staatsschulden. Höhere Staatsschulden führen zu höheren Zinsen auf diese Staatsschuld – und wir alle müssen diese Zinsen über höhere Steuern und Abgaben finanzieren. Das führt weiters zu weniger Investitio­nen, zu langsamerem Strukturwandel, zu geringerer internationaler Wettbewerbsfähigkeit und damit letztlich zu geringerem Wirtschaftswachstum bei steigender Arbeitslosigkeit. (Abg. Dr. Fischer: Darum macht er Schulden! – Abg. Öllinger: Ihre Politik schafft Arbeitslose!) Das ist das Modell der rot-grünen Koalition in Deutschland – und genau das Gegenteil ist unser Ziel! Wir wollen mehr Investitionen, mehr Wachstum, mehr Beschäftigung. Daher ist ein über den Zyklus ausgeglichenes Budget, das Nulldefizit, nicht numerisches Dogma, sondern ein grund­vernünftiges wirtschaftspolitisches Konzept.

Mit dem heute vorgelegten Doppelbudget werden wir diesen Weg mit aller Konsequenz weiter­gehen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Hohes Haus! Der Entwurf für den Bundesvoranschlag 2003 und 2004 sieht Einnahmen in der Höhe von 57,5 Milliarden € für das Jahr 2003 beziehungsweise 59,1 Milliarden € für das Jahr 2004 vor, Ausgaben in der Höhe von 61,5 Milliarden € für das Jahr 2003 beziehungsweise 62,6 Milliarden € für das Jahr 2004. Das Maastricht-Defizit des Bundes wird heuer 3,95 Milliar­den € beziehungsweise 1,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes und im kommenden Jahr 3,28 Milliarden € beziehungsweise 1,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes betragen.

Bei den Ländern, Städten und Gemeinden gehen wir im Sinne des innerösterreichischen Stabi­litätspaktes 2003 von Gebarungsüberschüssen von 0,5 Prozent beziehungsweise 2004 von 0,7 Prozent aus. Das für die Finanz- und Wirtschaftspolitik relevante und wichtige gesamtstaat­liche Defizit beträgt daher heuer 1,3 Prozent und im Jahr 2004 bereits sehr gute und interna­tional mehr als herzeigbare 0,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. (Abg. Eder: Das sollen die Länder und Gemeinden zahlen!)

An dieser Stelle, meine Damen und Herren, möchte ich betonen, dass in einer schwächeren konjunkturellen Phase, wie wir sie derzeit in Österreich haben, Defizite im Staatshaushalt durch­aus sinnvoll sind (ironische Heiterkeit bei der SPÖ und den Grünen), denn sie entstehen in erster Linie durch höhere Ausgaben für die steigende Zahl der Arbeitslosen sowie durch gerin­gere Steuerleistungen der Betriebe. (Abg. Mag. Wurm: Eine neue Rechnung!)

Diese Defizite stabilisieren vorübergehend die Konsum- und die Investitionsnachfrage, ohne dass sie – und das ist uns wichtig! – langfristig zu einem Anstieg der Staatsverschuldung führen. Entscheidend ist dabei allerdings, dass Defiziten in schwacher Konjunktur eben Über­schüsse in guten Zeiten, in hochkonjunktureller Zeit folgen. Genau das ist der Unterschied, meine Damen und Herren, zwischen der Defizitpolitik der letzten 30 Jahre und der von uns erreichten neuen stabilitätsorientierten Finanzpolitik – und genauso werden wir weitergehen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Österreich hält mit seiner Fiskalpolitik mittlerweile auch jedem internationalen Vergleich stand. Als Schlusslicht der Europäischen Union sind wir da im Jahr 2000 gestartet – und wir sind mit einem gesamtstaatlichen Defizit von 1,3 Prozent für das Jahr 2003 bereits deutlich besser als der EU-Durchschnitt. Der EU-Durchschnitt liegt 2003 bei 2,3 Prozent.

Im Jahr 2004, meine Damen und Herren, wird Österreich 0,7 Prozent gesamtstaatliches Defizit haben. Der Durchschnitt der Europäischen Union liegt bei 2,2 Prozent. Österreich wird 2004 das sechstbeste Land sein, was die Finanzpolitik in der Europäischen Union betrifft. Deutsch-


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