Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 14. Sitzung / Seite 26

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Dieser Streik gegen die österreichische Bundesregierung hat Österreich schwer geschadet. Mit dem Streik gefährdet die Gewerkschaft selbst Arbeitsplätze und verursacht zusätzliche Un­sicherheit in einer wirtschaftlich ohnehin schwierigen Situation. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Allein gestern wurden durch den Streik Verluste an heimischer Wertschöpfung von schätzungs­weise 100 Millionen € verursacht.

Die Gewerkschaft trifft mit diesen Streiks ja auch nicht ihr eigentliches Ziel. Die Gewerkschaft will eigentlich die Bundesregierung treffen, sie trifft aber österreichische Unternehmen, sie trifft österreichische Beschäftigte, sie trifft auch ärmere Menschen, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind.

Ich möchte bei dieser Gelegenheit einen ehemaligen Präsidenten des Österreichischen Ge­werkschaftsbundes zitieren. Präsident Franz Olah hat in einem Interview in der „Kleinen Zeitung“ am Sonntag etwas für mich sehr Wichtiges gesagt, ein Präsident des Gewerkschafts­bundes, der sehr Wichtiges in schwierigsten Zeiten für Österreich geleistet hat:

„Streiks dürfen sein in einer Demokratie, aber sie lösen das Problem nicht und das Problem lautet: zu wenig Kinder, zu wenig Einzahler, zu viel Herausnehmer. Dann die hohe Lebenser­wartung.“

Die Frage, die von der „Kleinen Zeitung“ gestellt wurde, lautete: „Wer kann was dafür?“

Franz Olah sagt: „Die Ursünde wurde in den 80ern und 90ern begangen, als die Politiker die Schleusen geöffnet haben und die Krise der Verstaatlichten beheben wollten, indem sie Massen in die Frühpension geschickt haben. Eine Narretei! Dann die Feigheit, den Leuten nicht die Wahrheit zu sagen, dass das Fass überläuft. Damals hätte man noch korrigieren können.“ (Abg. Parnigoni: Zwangspensionierungen!)

Und dann auch eine entscheidende Frage der „Kleinen Zeitung“: „Wie hätten Sie als ÖGB-Präsident gehandelt?“

Franz Olah sagt: „Ich hätte mich bemüht, dass es nicht so weit kommt. Mit Streik kann man nicht Pensionen erhöhen.“

Und Olah schließt dann und sagt: „Die Korrektur politischer Machtverhältnisse kann nicht über die Straße erfolgen, das wär die Analogie zum 50er-Jahr.“

Meine Damen und Herren! Ein großer Österreicher, der große Einsicht und viel Verständnis für die Probleme unserer Zeit aufbringt. Deswegen möchte ich im Interesse Österreichs, im In­teresse unseres Arbeits- und Wirtschaftsstandorts noch einmal an die Repräsentanten der Gewerkschaften appellieren: Beenden Sie diese Streiks gegen die Bundesregierung! Arbeiten Sie mit! Kehren Sie zum Verhandlungstisch zurück! Wir reichen Ihnen beide Hände zum Dialog! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Ironische Heiterkeit bei der SPÖ. – Abg. Öllinger: Beenden Sie Ihre Rede, dann geht es uns wieder besser!)

Hohes Haus! Dynamischen Unternehmen ohne vernünftige Rahmenbedingungen ergeht es wie Fischen ohne Wasser. Eine Volkswirtschaft ohne dynamische Unternehmer ist allerdings wie ein Wasser ohne Fische, sie ist leblos und der langsamen Verödung preisgegeben.

Unternehmer sein, selbständig sein, ist eine eigene Kultur! Unternehmerisches Handeln ist immer Handeln unter Unsicherheit. Man nimmt ganz bewusst Risiko in Kauf. Man trifft viele Ent­scheidungen, von denen man nicht mit Sicherheit weiß, wie sie sich in den nächsten Monaten und Jahren auswirken werden. Nur eine Gesellschaft, die noch willens ist, Risiken in Kauf zu nehmen, kann auch den Wachstumspfad nach oben beschreiten. (Abg. Öllinger: Das ist so banal!)

Dahinter steht nämlich ein unbändiger Optimismus für die Zukunft. Es steht dahinter die Einstel­lung, Wandel und Veränderung als Chance zu begreifen. Wandel heißt, meine Damen und Herren, bereit sein (Zwischenruf der Abg. Mag. Wurm), den Status quo in Frage zu stellen,


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