Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 14. Sitzung / Seite 63

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Bisher sind Sie nicht einmal dazu bereit gewesen, mit uns darüber zu diskutieren; ab­gesehen von dieser Enquete-Kommission. Es war nicht einmal möglich, Termine für Sitzungen dieses Unterausschusses festzulegen. Daher möchte ich jetzt wirklich sehr gerne wissen: Wann wird es eine Regierungsvorlage geben?

In Ihrem Antrag – und das ist auch mit ein Grund dafür, dass wir diesem Antrag nicht zu­stimmen konnten – steht, es werde eine Arbeitsgruppe eingerichtet. Das kommt mir irgendwie bekannt vor: Wenn ich nicht mehr weiter weiß, gründe ich einen Arbeitskreis. (Abg. Scheibner: Das ist aber keine Gruppe!) Dieses Wahlversprechen ist im September oder Oktober letzten Jahres gegeben worden, und jetzt haben wir Mai. Jetzt im Mai fällt Ihnen ein, dass Sie eine Arbeitsgruppe einsetzen, die jetzt tagt und angeblich eventuell im Herbst etwas vorlegen wird?! Ich finde, das ist wirklich eine sehr matte Ansage. (Zwischenruf der Abg. Dr. Brinek.)

Offensichtlich gibt es für diese Bundesregierung zwei Geschwindigkeiten. Wenn es darum geht, die Pensionen zu kürzen, legen Sie eine affenartige Geschwindigkeit vor. Die Kürzungen in diesem Bereich sind rasant vonstatten gegangen, aber beim Tierschutz muss man warten bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag. – Das ist das Problem. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Ich habe, ehrlich gesagt, wenig Vertrauen darauf, dass es im Herbst tatsächlich eine Regie­rungsvorlage geben wird – ich bin natürlich gerne bereit, mich überraschen zu lassen –, und das ist auch der Grund dafür, dass wir diesem Antrag nicht zustimmen können. Wir werden einen eigenen Antrag einbringen, denn wir meinen, dass zumindest bis Ende Juni eine Regie­rungsvorlage auf dem Tisch liegen sollte. Sie haben wirklich genügend Zeit gehabt, sich auf dieses Thema vorzubereiten. Ich rede jetzt nicht von den fünf oder sechs Jahren, die wir schon debattieren, sondern allein seit der letzten Wahl sind wirklich sehr viele Monate verstrichen. Bei anderen Themen schaffen Sie es ja auch im Rekordtempo, Vorlagen vorzulegen – ohne Be­gutachtung und ich weiß nicht was – und im Parlament zu beschließen. Nur beim Tierschutz bedarf es so langer Zeit? Wenn Sie in Ihrer Regierungsarbeit so weitermachen, dann haben wir wahrscheinlich Neuwahlen, bevor es eine Regierungsvorlage zum Tierschutz gibt. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Dr. Trinkl: Das würden Sie sich wünschen!)

Für uns ist es wichtig, dass es ein Bundestierschutzgesetz mit hohen Standards gibt und dass dieses Bundestierschutzgesetz nicht dazu verwendet wird, dass man die Standards, die es in einzelnen Bundesländern teilweise schon gibt, irgendwie unterschreitet.

Unser Vorschlag, den Sie ja bereits kennen, weil er, wie gesagt, seit drei Jahren vorliegt, hat einige Kernpunkte vor allem im Nutztierbereich. Unser Konzept ist es, einen Tierge­rechtig­keitsindex einzuführen – das wurde von Wissenschaftlern entwickelt –, weil das gerade im Nutztierbereich die beste Art und Weise ist, vergleichend feststellen zu können, wie die Tiere behandelt werden. Er orientiert sich am Wohlbefinden des Tieres, es gibt einige Parameter und Faktoren – Stallklima, Bewegungsmöglichkeiten, Sozialkontakte, Bodenbeschaffenheit, Be­treuungsintensität; all das wurde von Wissenschaftlern von der BOKU erarbeitet –, und wir meinen, es ist ein sehr gutes Konzept. Es wird über ein Punktesystem festgelegt ... (Abg. Wittauer: Braucht man nur die Bauern fragen, die wissen es besser!) – Herr Kollege Wittauer, ich warte noch auf den Vorschlag der Regierungsparteien. Wenn er besser und strenger ist, sind wir gerne bereit, uns anzuschließen. Unser Vorschlag als Diskussionsgrundlage liegt schon lange auf dem Tisch, wir warten nur auf Ihren. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Der Tiergerechtigkeitsindex funktioniert über ein Punktesystem: Man muss eine gewisse Mindestpunkteanzahl erreichen, um Tiere halten zu können. Ich glaube, dass das ein ganz gutes Konzept ist.

Ein zweiter für uns sehr wichtiger Punkt ist die Tieranwaltschaft. Wir waren sehr betrübt darüber, dass bei der Enquete von Seiten der ÖVP diesbezüglich so viel Ablehnung gekommen ist. Ich glaube, dass sich dieses Modell im Bereich der Umweltanwaltschaft sehr gut etabliert hat und dass es auch ein gutes Vorzeigemodell ist, das, wie man sieht, vielen Bürgern die Möglichkeit bietet, bei den Umweltanwälten, die auch sehr eng mit den betroffenen Landesräten zusammenarbeiten, einen Teil ihrer Probleme zu lösen. Ich habe nie ganz verstanden, warum


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