Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 14. Sitzung / Seite 67

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und den Inhalt dieses Gesetzes diskutieren werden. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

12.41


Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Weinzinger. – Bitte.

12.41


Abgeordnete Mag. Brigid Weinzinger (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Die Humanität einer Gesellschaft lässt sich daran ablesen, wie sie mit dem – philosophisch gemeinten – jeweils Anderen umgeht, also mit dem, was nicht der eigenen Klasse, Kaste, Gruppe, wie immer Sie es nennen wollen, angehört. Im gegen­ständlichen Fall kann man mit Fug und Recht sagen – und das haben auch mehrere Fachleute bei der Enquete gesagt –: Die Humanität der Gesellschaft lässt sich daran ablesen, wie wir mit den Tieren umgehen, ob wir ihnen das Recht auf artgerechtes und tiergerechtes Leben zugestehen. Ob man dafür den Begriff „Würde“ wählen will oder nicht, ist dann Geschmacks­sache. (Abg. Dr. Brinek: Nein, ist nicht Geschmackssache! ... ein philosophisches Problem!)

Dass wir heute eine ganze Reihe von Missständen vorliegen haben, dürfte bekannt sein. Ich rätsle zwar noch immer, ob der heutige Ausspruch des Finanzministers „Weg mit dem Speck!“ ein Aufruf zur Beseitigung der Missstände in der Schweinehaltung war (Abg. Kopf: Der war nicht gut!), aber es gibt jedenfalls ganz klare Bedürfnisse, einen effizienten und bundes­einheitlichen Tierschutz zu gewährleisten. (Abg. Jakob Auer: Nehmen Sie diese Behauptung zurück?) Nur zur Erinnerung: Wir haben zurzeit 10 Gesetze, 36 Verordnungen, 600 Para­graphen (Abg. Jakob Auer: Nehmen Sie die Behauptung zurück, Frau Kollegin?) – wenn Sie nicht einmal zwischen einer Behauptung und einer Überlegung, die ich mit offenem Frage­zeichen anstelle (Abg. Jakob Auer: Nein, ... eine Behauptung!), unterscheiden können, sehe ich mich nicht veranlasst, irgendetwas zurückzunehmen! (Beifall bei den Grünen und bei Ab­geordneten der SPÖ – Abg. Dr. Fekter: ... eine Unterstellung! Das ist typisch!) – und eine Kompetenz auf acht Ministerien verteilt. Das ist absolut unbefriedigend!

Es war auch in der Enquete ganz klar, dass es eine ganze Reihe gemeinsamer Zielsetzungen und gemeinsamer Erkenntnisse gab bezüglich dessen, was es braucht: Es braucht Tierschutz im Verfassungsrang. Es braucht eine klare Interessenvertretung für den Tierschutz, die man zum Beispiel über eine Tieranwaltschaft, über die Möglichkeit einer Verbandsklage regeln könnte. Es braucht klare Vorschriften für die Tierhaltung in allen Bereichen, im landwirt­schaftlichen wie auch im nicht landwirtschaftlichen Bereich, und so weiter.

Ich bin daher mehr als verwundert über die Interpretation, die ich jetzt von Frau Abgeordneter Baumgartner-Gabitzer (Abg. Steibl: Das ist eine gescheite Frau! Die hat gut gesprochen!), aber auch von Abgeordnetem Wittauer gehört habe, was sie unter Konsens oder unter „alle sollen mitarbeiten“ verstehen. Wir haben einen Entschließungsantrag vorgelegt bekommen, zu dem die Grünen ihre Ideen beizusteuern versucht haben. In diesem Antrag ist einiges enthalten, was absolut brauchbar ist, aber auch anderes, bezüglich dessen wir gerne eine Veränderung besprochen hätten. Aber die Botschaft war: Kein Verhandlungsspielraum – wir reden nicht einmal darüber.

Dann zu sagen, das sei die Einladung, die Sache gemeinsam anzugehen, gemeinsam zu arbeiten, gemeinsam zu diskutieren, halte ich für einen leichten Fall von Zynismus. Dass gleichzeitig gesagt wird: Als Strafe dafür oder als Folge davon, dass die Opposition sich weigert, einen Antrag, den die Regierung vorlegt, auf Punkt und Beistrich einfach so zu über­nehmen und zuzustimmen, soll sie daher jetzt auch in der Arbeitsgruppe, die über das Tier­schutzgesetz berät, nicht mehr vertreten sein! – im Übrigen ganz genauso wenig wie die Ver­treterinnen und Vertreter des Tierschutz-Volksbegehrens selbst –, werte ich auch nicht gerade als eine Einladung zur Mitarbeit. Wenn Sie sich unter Mitarbeit vorstellen, dass die Opposition sagt: Ja, danke, wir ändern nicht einmal ein Komma, wir nehmen alles, wie es ist!, dann sind Sie eindeutig auf dem Holzweg. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ein paar Anmerkungen zu inhaltlichen Punkten, die man auch aus dem Entschließungsantrag schon herauslesen kann:

 


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