Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 14. Sitzung / Seite 76

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wieder ein bisschen kontroversieller. Es war deswegen so konsensual, weil der Kern, die Inhalte vor allem von der ÖVP nicht auf den Tisch gelegt wurden, nicht gesagt wurde, was sie beim Tierschutzgesetz inhaltlich haben will. Es wurde sehr stark beschworen, dass ohnehin alle für den Tierschutz sind, aber wie sich das ganz konkret auswirken soll, das hat gefehlt.

Jetzt wird das schon ein bisschen sichtbarer, der Vorhang wird schon etwas weggezogen, und da kommen schon einige Hürden und kontroversielle Themen zum Vorschein. So heißt es im Antrag zum Beispiel:

„Zusätzliche bürokratische Einrichtungen sollen grundsätzlich verhindert werden.“

Was, bitte, sind „zusätzliche bürokratische Einrichtungen“? Was heißt denn das? Es lässt sich eigentlich nur so interpretieren, dass das, was im Positionspapier des Bauernbundes ganz dezidiert festgehalten ist, nämlich: Wir wollen keine Tieranwaltschaft!, hier schon vorweg­ge­nommen ist. Aber warum reden wir nicht einmal darüber, ob das vielleicht auch einen Sinn machen könnte? Im Umweltbereich hat das sehr viel Sinn gemacht, bei den Salzburgern hat es sehr viel Sinn gemacht, eine Tieranwaltschaft einzurichten. Warum sind Sie von vornherein schon so dagegen? Wovor fürchten Sie sich? – Ich verstehe das nicht, aber es wird zumindest klarer, dass Sie das nicht wollen.

Worum geht es noch? – Eine EU-rechtskonforme Umsetzung. Darüber habe ich schon ge­spro­chen. Warum sollen wir nicht EU-Richtlinien auch vorwegnehmen? (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Aber nicht gesetzlich!) Das ist ein Wettbewerbsvorteil! Je früher wir EU-Recht vorwegnehmen, desto besser sind wir im Wettbewerb gegenüber den anderen Staaten, die das erst machen müssen; das ist ja einleuchtend, oder? (Beifall bei den Grünen. – Zwischenruf des Abg. Wittauer. – Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Jetzt klatschen nicht einmal mehr die Roten, das ist bedenklich!)

First-move-advantage“ heißt das in der ökonomischen Fachsprache; dazu kann man vielleicht ein Seminar bei Herrn Professor Van der Bellen besuchen.

Zum Abschluss noch ein paar inhaltliche Punkte: Wir überlegen uns natürlich schon etwas – wir sind ja nicht nur die bösen Tierschützer, die den Zierfischstress ernst nehmen –, und ich muss schon sagen: Tierschutz betrifft nicht nur jene Tiere, die lieb ausschauen, die man streicheln kann, bei denen man in den Mähnen wühlen kann, wie Kollege Wattaul das letzte Mal von seinem Pferd berichtet hat (Abg. Wittauer: Aber das ist Tierquälerei, wenn Wattaul auf ein Pferd steigt!), sondern alle Tiere. Einen Zierfisch kann man nicht streicheln, das ist schon klar (Abg. Wittauer: Aber das Pferd vom Kollegen Wattaul!), aber gerade die Haltungsbedingungen von Tieren in Heimen und in den Haushalten der Menschen muss man auch ansprechen; das ist natürlich auch ein Thema. Auch wenn er ein Fisch ist, ist er ein Tier, oder? (Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.) – Ja, aber Sie reden ja auch immer von den Kanarienvögeln in den Käfigen. (Abg. Grillitsch: Na geh, das stimmt ja nicht!) – Doch!

Zum Schluss noch zur Landwirtschaft einen Vorschlag: Einer unserer Ansätze war immer, den Konsumentinnen und Konsumenten das Leben dadurch zu erleichtern, dass sie gut informiert werden. Wissen ist Macht – das sage ich sehr oft –, Wissen ist Macht, denn dann kann man sich bewusster entscheiden. Und einer der Vorschläge, die schon lange auf dem Tisch liegen, ist, die Kennzeichnung bei tierischen Produkten zu verbessern. Ich glaube, das ist ein ge­meinsames Interesse. Wir wollen, dass die Menschen bessere, artgerechtere Produkte kaufen, deswegen muss man die Kennzeichnung verbessern. (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Super! Okay!) Okay. Und deswegen brauchen wir so etwas wie einen Tiergerechtheitsindex oder ein Güte­siegel oder etwas, wo man mit fünf Eiern, mit drei Eiern, mit zwei Hennen, mit vier Hennen oder was auch immer kennzeichnet, wie tiergerecht dieser Betrieb arbeitet (Abg. Wittauer: Das ha­ben wir schon immer gefordert!), dieses Produkt hergestellt worden ist. Das fehlt. Wenn wir zumindest darin einig wären, hätten wir schon einen Konsens, der sowohl den KonsumentInnen als auch der Landwirtschaft enorm nützt.

 


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