Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 14. Sitzung / Seite 110

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stimulieren. Darauf konzentrieren Sie sich! Und natürlich tun Sie eines, nämlich: kürzen, kürzen, kürzen!

Das wird auch Auswirkungen haben auf die Bereitschaft, in den Konsum zu gehen. (Abg. Großruck: Den „Konsum“ gibt es nicht mehr!) Sie verbreiten Ängste sondergleichen! Die Menschen haben Angst, weil sie nicht mehr ihr Leben planen können, weil sie sich auf Dinge verlassen haben, auf die sie sich jetzt nicht mehr verlassen können, weil der Vertrauensschutz für Sie nichts gilt. Erkundigen Sie sich in den Geschäften, in den Trafiken, in den Papier­hand­lungen, wo auch immer Sie sich herumtreiben (Ruf bei der ÖVP: Wir treiben uns nicht herum!): Wie ist die wirtschaftliche Situation? Und: Welche Auswirkungen hat das?

Die Äußerung des Herrn Finanzministers, ein „nicht Zuviel an Pessimismus“ war verräterisch. Was heißt das: ein nicht Zuviel an Pessimismus? – Im Teletext steht es jetzt noch einmal. – Das heißt: Wir in der Regierung sind alle pessimistisch, weil wir mittlerweile begriffen haben, welche Wirtschaftspolitik wir machen. (Abg. Dr. Trinkl: Eine sehr gute!) Tiefer Pessimismus also. Sie alle sollten gesenkten Hauptes, mit einem Trauerblick hier sitzen. Das wäre angemessen! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Und dann gibt der Finanzminister das sogar noch zu! Er sagt aber: nicht zu viel pessimistisch! Liebe Österreicherinnen und Österreicher, ein bisschen Blut, ein bisschen Schweiß, ein bisschen Tränen – schließlich ist ja gerade kein Weltkrieg, aber fast. – So ungefähr ist die Bot­schaft, die wir heute gehört haben.

Jetzt gehen Sie einmal inne – Sie alle, die Sie hier sitzen und freundlicherweise zuhören, und stellen Sie sich die Frage in Bezug ... (Abg. Scheibner: Inne kann man nur halten!) – Nein, nein! Sich im ÖVP-Klub und FPÖ-Klub gegenseitig zu erzählen, wie super Sie sind, ist keine Kunst! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.) Da kommt das allgemeine Nicken bei Ihnen – das ist keine Kunst! Gehen Sie hinaus in den Wahlkreis! Gehen Sie in Ihren Wahlkreis hinaus und stellen Sie sich dort einmal der Bevölkerung! (Neuerlicher Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Wir haben versucht, reihenweise Veranstaltungen durchzuführen, zu denen wir auch Vertreter der ÖVP und der FPÖ – sprich: Nationalratsabgeordnete der ÖVP und der FPÖ – einladen, und ich sage Ihnen: Da stellt sich kein Einziger, keine Einzige der Bevölkerung!

Seien Sie endlich einmal mutig! Kommen Sie doch endlich einmal! Stellen Sie sich den Bür­gerversammlungen! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.) Das machen Sie nicht. Sie verstecken sich in Ihrem politischen Reagenzglas (Abg. Steibl: Das ist eine Unter­stellung!), in Ihrem Rexglas unten im Klub, anstatt sich der Bevölkerung zu stellen und zu sa­gen: Jawohl, es ist wirklich eine Gemeinheit, was wir ihr zutrauen, aber wir stehen zu der sozialen Gemeinheit. Wir stehen zu der sozialen Unausgewogenheit. Wir stehen zu dem Schröpfen, das die Regierung vorhat. – Seien Sie auch im Wahlkreis loyal! Hüpfen Sie nicht ins Bett unter die Tuchent und sagen Sie nicht: Ich weiß nichts, ich sehe nichts, ich höre nichts! Das ist zu wenig! So kann man Politik letztendlich nicht machen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Sie könnten natürlich Ihre persönliche Lage außerdem noch dadurch verbessern, dass Sie überhaupt unsere Bürgerinitiative zur Abhaltung einer Volksabstimmung unterstützen. Ich sage Ihnen etwas: In Ihrem Wahlkreis würde Ihnen das etwas bringen. Und vergessen Sie nicht: Der nächste Wahltag kommt bestimmt! (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Es wird für Sie ein Zahltag sondergleichen werden. (Beifall bei der SPÖ.)

In den ersten Reihen herrscht eher Stille. Ich kann Ihnen sagen, warum. – Die werden nach dem nächsten Wahltag sicher wieder hier sitzen. In den mittleren und oberen Rängen herrscht plötzlich so seltsame Aufregung. Ich kann Ihnen sagen, die Aufregung ist berechtigt, denn wenn diese Regierung so weitermacht, werden Sie da nicht mehr sitzen. Deswegen habe ich Ihnen gesagt, ich stehe Ihnen als Berater zur Verfügung. Verhindern Sie diese Politik! Stimmen Sie unserer Politik endlich einmal zu! (Lebhafter Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

15.22


 


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