Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 14. Sitzung / Seite 112

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Genau das Gleiche gilt hinsichtlich der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. So selbst­ver­ständlich ist es nicht, dass wir heute praktisch jeden zweiten Euro im internationalen Wett­bewerb hervorragend erwirtschaften können. Und zum ersten Mal seit 1945 haben wir einen Handelsbilanzüberschuss, haben wir einen Leistungsbilanzüberschuss, und das kommt nicht von selbst. Natürlich sind dafür primär die Wirtschaft und jene verantwortlich, die auf den Märkten diese Erfolge zustande bringen. Aber dazu gehören auch die Rahmenbedingungen, die in Österreich eben besser sind als in anderen europäischen Ländern, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Wir haben ein Problem, und das ist der Generationenvertrag. Wissen Sie, ich bin dafür, dass wir versuchen, die Dinge mit Sachlichkeit auseinander zu klauben und einfach den Menschen das Problem zu schildern. Dieses Problem ist ja nicht politisch gewollt, um das auch einmal sehr klar zu sagen. (Ruf bei der SPÖ: Offenkundig!) – Herr Abgeordneter! Bitte hören Sie ein bisschen zu, dann können wir, wie ich meine, auch einen sachlichen Diskussionsprozess führen, den die Menschen auch von uns hier im Hohen Hause erwarten. Da soll nicht nur gestritten werden. Da sollen auch Argumente ausgetauscht werden, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Wir haben heute fünf Generationen, die gleichzeitig leben. Eine oder sogar etwas mehr als eine Generation ist in Ausbildung, zwei Generationen sind praktisch schon in Pension, und zwei Generationen sind im Arbeitsprozess. Wenn sich dieses Verhältnis noch weiter zu Lasten derer, die in der Arbeit sind, verschlechtert, ist der Generationenvertrag ernstlich in Gefahr.

Das Problem ist daher nicht so sehr, dass wir etwas tun, sondern wir hätten früher das Richtige tun müssen. Die Frage ist: Wie kann man das optimal machen? Und so weit sind wir ja gar nicht auseinander. Wenn Sie Ihr Konzept ehrlich hier vertreten – und ich habe es genauso kritisch und auch offen gelesen wie Sie wahrscheinlich unsere Konzepte –, dann muss ich sagen, wir wollen doch im Endausbau das Gleiche: ein System – nach Vereinheitlichung auch des Männer- und Frauenpensionsantrittsalters –, wonach beide Geschlechter mit 65 nach langen Übergangsfristen gemeinsam und gleichzeitig in die Rente gehen können. Das ist ein Vor­schlag, der, wie ich meine, außer Streit stehen sollte und auch steht.

Die zweite Frage ist, dass man, um 80 Prozent als Pension zu erhalten, gemessen am Lebensdurchschnittseinkommen 45 Versicherungsjahre brauchen soll. Darüber kann man jetzt diskutieren, wir sagen: 40 Jahre, die fünf schlechtesten Jahre sollen herausgerechnet werden, sollen wegfallen. Man könnte natürlich auch mit einer Aufwertung von bestimmten Zeiten in der Zukunft darauf antworten. Das sind Themen, die im Detail zu diskutieren sind.

Man soll sich für diese Lebensdurchrechnung Zeit nehmen. Wir machen das: 25 Jahre sind, wie ich meine, ein ausreichender Zeitraum.

Und dazu soll gesichert sein, dass mit einer zweiten und dritten Säule, die neben der erst­klassigen staatlichen Pension angeboten wird, die steuerlich begünstigt wird, eine zusätzliche Möglichkeit gegeben wird, damit jeder Einzelne oder jeder Betrieb für seine Mitarbeiter etwas zusätzlich tun kann. (Abg. Mag. Prammer: Sehen Sie, da sind die großen Unterschiede!) Ich finde, das ist eine Sache, die eigentlich absolut vernünftig ist. Jetzt geht es um die ent­schei­dende Frage, wann wir diese Systeme angleichen.

Da bin ich jetzt schon auch ein Zeitzeuge: Seit 1986 versuchten wir in nunmehr sechs Re­gierungsverhandlungen, diese Fragen immer wieder ehrlich zu diskutieren. Dies ist nie ganz weggeschoben worden, aber es ist eben nach Grillparzerscher Methode mit halbem Herzen auf halbem Weg mit halben Schrittlängen vorgegangen worden, es ist also zu wenig gemacht worden. Es ist nicht rechtzeitig das Notwendige geschehen.

Meiner Meinung nach sollten wir außer Streit stellen, dass wir nicht noch einmal zehn Jahre warten und die Dinge verschieben können, sondern jetzt handeln sollten, und zwar im Interesse der kommenden Generationen. Das haben die Sozialpartner früher auch genau gewusst. Herr Präsident Verzetnitsch kennt natürlich die Studie des Beirats für Sozial- und Wirtschaftsfragen


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