Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 15. Sitzung / Seite 19

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chem Preis. Und die Frage ist: Kann sich jeder den Preis, den Sie dafür verlangen, auch tat­säch­lich noch leisten? So wird es bei den Selbstbehalten sein.

Frau Ministerin! Sie müssen wissen, dass es einen Unterschied macht, ob ich im Quartal 10, 15 € zah­le bei einem Einkommen von 600, 700 € oder bei jenem Einkommen, über das Frau Ministerin Gehrer verfügt. Frau Ministerin Gehrer hat vor kurzem im Fernsehen sinngemäß ge­sagt: Warum regt ihr euch denn alle so auf? Ich zahle auch Selbstbehalte. – Natürlich zahlt sie Selbstbehalte, aber bei ihrem Einkommen liegen die Selbstbehalte, die sie bezahlt, im Pro­mille­bereich. Bei jemandem, der ein Einkommen von nicht einmal 1 000 € hat, stellt die Höhe der Selbstbehalte unter Umständen einen zweistelligen Prozentsatz dar. Da liegt der Unterschied! Ich meine daher, genau dort müssen wir ansetzen, Frau Ministerin.

Wenn Sie sagen, das tun wir ja, wir machen es ohnehin einkommensabhängig oder sozial ge­staffelt, dann wissen Sie jetzt schon, dass der Verwaltungsaufwand für die Einkommens­erhe­bun­gen wesentlich höher sein wird, als die Selbstbehalte tatsächlich bringen werden. (Beifall bei den Grünen.) Das kennen wir alle, und das wissen auch Sie.

Frau Ministerin! Noch ein Punkt: Wenn Sie sagen, durch die Selbstbehalte soll die Qualität stei­g­en, dann muss ich dem entgegenhalten: Das stimmt einfach nicht! Die Qualität und der Leistungsanspruch speziell für ASVG-Versicherte werden dadurch nicht höher. Sie haben da-durch nicht mehr Leistungen, sie werden dadurch nicht angeglichen an die Leistungen zum Beispiel jener, die bei der Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter versichert sind.

Wenn das Leistungsangebot automatisch mit Einführung des Selbstbehaltes gestiegen wäre, dann hätten wir unter Umständen darüber diskutieren können. Sie aber wollen nur eine Geldbe­schaffungsaktion, ohne die Qualität im Leistungsbereich für den Versicherten zu steigern, und das lehne ich ab! (Beifall bei den Grünen.)

Frau Ministerin! Nicht jeder hat denselben Zugang zur Gesundheitsversorgung. Das wissen Sie. Ich erwähne nur die baulichen Gegebenheiten. Ich habe keine freie Arztwahl, Kollege Huainigg auch nicht, sondern wir müssen zu jenen Ärzten gehen, die wir auf Grund der baulichen Gege­ben­heiten erreichen können. Jene, die ein geringes Einkommen haben, können auch nicht zum Facharzt in den nächsten Ort oder in die nächste Stadt fahren, weil sie in der Regel die Fahrt­kosten nicht bezahlen können. Also müssen sie dort bleiben, wo sie sind.

Frau Ministerin! Sie wissen es, Gesundheitsvorsorge oder Versorgung bei Krankheit ist immer eine Frage des Einkommens. Wer ein hohes Einkommen hat, der kann es sich relativ gut rich­ten. Wer ein geringes oder gar kein Einkommen hat, der muss das annehmen, was da ist, und das ist nicht mehr viel. Deshalb ist es wirklich nicht einzusehen, dass Sie jetzt von Menschen, die krank sind, auch noch Steuern verlangen – und Selbstbehalte sind ganz einfach Steuern, Sie können es nennen, wie Sie wollen, es sind Steuern –, ohne die Qualität und das Leistungs­angebot zu steigern. Sie haben auch nicht erwähnt, dass es in ganz Österreich noch immer nicht das gleiche Recht auf Rehabilitation für alle gibt, und es ist ein gewaltiger Unterschied, warum ich Rehabilitation brauche und welches Einkommen ich habe.

Reden wir über etwas anderes, reden wir nicht über Selbstbehalte! Die Einhebung kostet wieder mehr, als der Ertrag sein wird. Reden wir von gleichem Recht auf Rehabilitation und von glei­chen Chancen in der Gesundheitsversorgung für alle Menschen in Österreich! – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

10.05


Präsident Dr. Andreas Khol: Die 60 Minuten der Aktuellen Stunde sind abgelaufen. Im Übri­gen ist auch niemand mehr zu Wort gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Einlauf und Zuweisungen


Präsident Dr. Andreas Khol: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegenstände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsordnung auf die im Sitzungs­saal verteilte Mitteilung.

 


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