Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 15. Sitzung / Seite 26

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Meine Damen und Herren! In Österreich geben wir insgesamt mit den Beiträgen der Versicher­ten und der öffentlichen Haushalte über 14 Prozent des Bruttoinlandsproduktes für die Pen­sions­si­che­rung aus. (Abg. Dr. Fischer: Wollen Sie kaputt machen!) Kein anderes Land in der Welt hat dieses Niveau (Abg. Mag. Wurm: Sie machen es kaputt!), und kein anderes Land in der Welt wird dieses Niveau auch nach der umgesetzten Reform erreichen.

Ich appelliere nochmals an den aus meiner Sicht auch gegebenen Grundkonsens in der Bevöl­ke­rung und bei den politischen Parteien, denn die Notwendigkeit einer Pensions­sicherungs­re­form kann und darf nicht bestritten werden, weil nicht bestritten werden kann, dass die Men­schen drei Jahre länger in Ausbildung sind, sechs Jahre weniger am Arbeitsplatz verbringen und zwölf Jahre länger die Pension genießen. (Abg. Mag. Wurm: Nicht alle!) Gott sei Dank! Aber wenn das so ist, wäre es geradezu fahrlässig gegenüber der zukünftigen Generation, wenn wir nicht jetzt diese Maßnahmen setzen würden.

Meine Damen und Herren! Ich habe den Eindruck, dass ein Grundkonsens darüber gegeben ist, ein einheitliches Pensionsrecht zu schaffen. Wir werden es tun. Wir werden dieses einheitli­che Pensionsrecht vorlegen. (Abg. Dr. Fischer: Ihr fürchtet euch vor einer Volksabstimmung!)

Meine Damen und Herren! Ich habe den Eindruck, dass ein Grundkonsens etwa in der Frage der Durchrechnung besteht. Ich erinnere an die letzte Debatte hier im Haus, als Sie, Frau Kolle­gin Prammer, gesagt haben, dass Sie aus Gerechtigkeitsgründen immer schon für die lebens­lange Durchrechnung eingetreten sind. (Abg. Mag. Prammer: Aber!) Wir schlagen jetzt vor, mittels eines 25-jährigen Überganges (Abg. Mag. Wurm: Halbe Wahrheit!) diese Durch­rech­nung auf 40 Jahre anzuheben.

Ich habe den Eindruck, dass ein Konsens gegeben ist in der Frage – Kollege Gusenbauer hat das auch in seinem Modell –, dass nach 45 Beitragsjahren 80 Prozent Nettoersatzrate zu Stan­de kommen sollen. Das ergibt einen Steigerungsbetrag von 1,78 Prozent, wie wir ihn vorschla­gen (Zwischenruf des Abg. Dr. Matznetter) und in einem dreijährigen Übergangszeitraum auch umsetzen. Genauso stelle ich aus meiner Sicht einen Konsens darüber fest, dass es notwendig ist, das tatsächliche Pensionsalter an das gesetzliche heranzuführen.

Ich appelliere daher an alle Beteiligten: Bringen wir den Weg dieses Konsenses zu einem guten Er­gebnis, damit diese Pensionsreform den Namen verdient, die Zukunft absichert und der Wahr­heit ins Auge blickt, meine Damen und Herren, und den Menschen nicht Sand in die Augen streut! Dies ist der verantwortliche Weg für die Zukunft! (Abg. Dr. Niederwieser: Ihr wisst gar nicht, was das ist, die Wahrheit!)

Ich appelliere daher auch von dieser Stelle aus: Meine Damen und Herren! Es ist nicht der Weg in Österreich, durch Streiks und den Druck der Straße etwas zu erzwingen. Ich erinnere Prä­sidenten Verzetnitsch daran, dass ein langjähriger, so würde ich sagen, Berater des ÖGB, mein Arbeits­rechtslehrer an der Universität Linz, Professor Strasser, etwa auf die Frage: Wie beur­teilen Sie die Streiks gegen die Pensionsreform?, antwortet: Die Aktion fällt unter die Kategorie politischer Streik und ist rechtswidrig. Er richtet sich gegen ein Staatsorgan. – Das ist die herrschende Meinung. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Ich appelliere an Sie, dass Sie bei den Aktionen, die Sie offensichtlich vermeinen, machen zu müs­sen (Abg. Sburny: Das ist die herrschende Meinung!), auch die politische Dimension zu­rechtrücken. (Abg. Sburny: ... es gibt keine Opposition mehr!) Herr Präsident Verzetnitsch! Es kann nicht sein, dass eine Abgeordnete dieses Hauses auf Grund dieser Aktionen unter Druck gesetzt wird und damit offensichtlich in ihrer Ausübung des freien Mandates eingeschränkt werden sollte. (Abg. Dr. Puswald: Heben Sie doch den Klubzwang auf! – Gegenrufe bei der SPÖ.)

Herr Präsident, das ist mein letzter Satz: Es kann auch nicht sein – das entnehme ich einer Wo­chen­zeitung –, dass der Streik sich danach orientiert, wer in der Bundesregierung ist bezie­hungs­weise wer Berater des Bundeskanzlers ist. Das ist doch die Tatsache der Maske vom Gesicht ... (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

10.30


 


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