Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 15. Sitzung / Seite 27

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Präsident Dr. Andreas Khol: Ihre Redezeit ist abgelaufen, Herr Klubobmann!

Klubobmann Josef Cap hat beantragt, das Stenographische Protokoll der Rede des Abge­ord­neten Lichtenegger in der „Aktuellen Stunde“ herbeizuschaffen – es liegt mir vor –, und er hat einen Ordnungsruf beantragt, den ich hiemit erteile.

Lichtenegger hat gesagt: „Zum Beispiel, dort funktioniert es auch sehr gut. Das System bewährt sich ja, und da regt sich aber niemand auf von Ihren Herrschaften, von Heckenschützen der Gewerkschaft zum Beispiel.“

Damit ist der Ordnungsruf erteilt. (Abg. Dipl.-Ing. Prinzhorn: So heikel muss man nicht sein!)

Zu Wort gemeldet ist nunmehr Herr Abgeordneter Dr. Gusenbauer. Die Redezeit beträgt wunsch­gemäß 20 Minuten. – Bitte.

10.31


Abgeordneter Dr. Alfred Gusenbauer (SPÖ): Herr Präsident! Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Wir haben gestern wieder einiges Neues gelernt (Abg. Grillitsch: Hoffentlich!), und zwar: Wenn der Herr Finanzminister Steuern und Abgaben erhöht, dann nennt er das „die größte Steuerreform aller Zeiten“. Wenn er die Pensionen kürzt, dann nennt er das „Pensions­si­che­rung“. Und wenn das Defizit, die Schulden des Bundes wachsen, dann nennt er das „Kon­solidierung“. – Meine sehr verehrten Damen und Herren, das ist unakzeptabel! (Beifall bei der SPÖ.)

Man hat überhaupt den Eindruck, dass sowohl die gestrige Rede des Herrn Finanzministers als auch die Rede des Herrn Abgeordneten und Klubobmann Molterer sehr wenig mit dem zu tun haben, was sich in diesem Zahlenwerk des Budgets tatsächlich widerspiegelt. (Abg. Scheibner: Da sind wir gespannt, was Sie bringen!)

Herr Klubobmann Scheibner! Ich verstehe Ihre Unruhe. (Abg. Scheibner: Ich bin ganz ruhig!) Wenn ich einer Regierung angehören würde, die ein solches Budget einbringt, dann wäre ich auch mit Recht beunruhigt, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Scheibner: Ich hoffe nur, dass Sie etwas zu den Zahlen sagen werden!)

Der schönste Satz des Herrn Finanzministers war gestern: Steuern senken, Freiheit schenken. Das war ein wunderbarer Satz! (Abg. Mag. Molterer: Bravo! Das stimmt!) Wenn man diesen Satz auf den Finanzminister anwendet und sich ansieht, was er in den letzten Jahren getan hat, dann muss man feststellen: Er war ein Finanzminister der Unfreiheit, denn er hat permanent die Steuern erhöht, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Besonders interessant scheint mir aber die dahinter stehende Geisteshaltung zu sein: Freiheit schenken. Das heißt, der Finanzminister glaubt, es sei seine Aufgabe, den Österreicherinnen und Österreichern Freiheit zu schenken. Meine Damen und Herren! Ich bin davon ausge­gan­gen, dass wir in einem freien, demokratischen Land leben und keinen obrigkeitsstaatlich orien­tier­ten Finanzminister brauchen, der uns eine Freiheit schenkt! (Beifall bei der SPÖ und bei Ab­ge­ord­neten der Grünen. – Abg. Scheibner: Aber Sie könnten auch über das Zitat philo­sophie­ren!)

Aber offensichtlich hat der Finanzminister mit einzelnen Freiheiten große Probleme, weil er sich gestern mehrfach gegen die Maßnahmen, die die Gewerkschaften, die Arbeitnehmer gesetzt ha­ben, ausgesprochen hat. (Zwischenruf des Abg. Dr. Trinkl.) Es hätte nur mehr gefehlt, dass er gesagt hat, er sei für eine Einschränkung des Streikrechts. Das wäre die Konsequenz seiner Aus­sagen gewesen.

Aber das überhaupt Bedrückendste an seiner Rede war, dass er als Kronzeugen für seine Hal­tung den früheren ÖGB-Präsidenten Anton Benya angesprochen hat. (Abg. Dipl.-Ing. Prinz­horn: Das hat wehgetan, das verstehe ich! – Rufe bei der ÖVP: Olah!) – Er hat beide genannt.


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