Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 15. Sitzung / Seite 28

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Und dazu möchte ich nur sagen (Abg. Scheibner: Falsche Rede!): Wenn in den vergangenen Tagen des Öfteren auf die Sozialpartnerschaft und ihre Traditionen verwiesen wurde (Abg. Scheib­ner: Benya ist gestern nicht vorgekommen!), dann möchte ich darauf hinweisen, dass der frühere ÖGB-Präsident Anton Benya in einer sehr berührenden Rede am 6. Juli des Jahres 2001 vor dem Ballhausplatz Folgendes gesagt hat (Abg. Scheibner: Aber er hat Olah zitiert und nicht Benya!):

Österreich war über viele Jahrzehnte – dank der Sozialpartnerschaft – weltweit Vorbild, und die EU baut ihre Zukunft auf dem Modell der Sozialpartnerschaft auf. (Abg. Scheibner: Sehr unge­nau vorbereitet! Das ist keine richtige Rede!) Und er ermahnte in Richtung der schwarz-blauen Koalition, dass auch im austrofaschistischen Ständestaat freie Gewerkschaften und Selbstver­waltung ausgeschaltet wurden. Anton Benya war in tiefer Sorge. Und nun, so wie es in den letzten Tagen der Fall ist, Anton Benya zum Kronzeugen (Rufe bei der ÖVP: Olah!) gegen diese Ge­werkschaftspolitik zu machen, das ist unerhört, respektlos und abzulehnen, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Herr Klubobmann Molterer hat darauf hingewiesen, dass es unverantwortlich wäre, in Zukunft Schulden zu machen. Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das Budget, das uns für die Jahre 2003 und 2004 vorliegt, führt dazu, dass im heurigen Jahr und im nächsten Jahr 7,3 Mil­liarden € oder 100 Milliarden Schilling neue Schulden gemacht werden. (Abg. Dr. Stummvoll: Das sind die Zinsen für die Altschulden!) Das heißt, in ihrer eigenen Diktion betreibt diese Bundesregierung eine unverantwortliche Politik, indem sie die Schulden unseres Landes weiter erhöht, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Mag. Molterer: Ich sage nur Kreis­ky!)

Wenn Sie sagen, in einer wirtschaftlich schlechten Situation sei es vernünftig, Defizite in Kauf zu nehmen, dann möchte ich Sie daran erinnern, dass Sie im Jahr der schlimmsten Rezession, nämlich im Jahr 2001, gesagt haben: Es muss unbedingt das Nulldefizit kommen, der Staat kann gegen die Wirtschaftskrise nichts tun. – Jetzt, wo sich die Zeiten bessern sollen, sind auf ein­mal Defizite kein Problem, auch wenn sie 100 Milliarden Schilling zusätzlich ausmachen! Das heißt, Sie machen keine gestaltende Wirtschaftspolitik, sondern Ihre Defizite sind das Er­geb­nis einer gestiegenen Arbeitslosigkeit und eines niedrigen Wirtschaftswachstums. Genau das ist der falsche Weg, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Mag. Molterer: Kreisky!)

Sie haben heute – das finde ich wirklich bezeichnend, wie mit dem Hohen Haus und der Öffent­lichkeit umgegangen wird – gesagt: Das Wissenschafts- und Bildungsbudget wird im Jahr 2004 enorm erhöht. Ich selbst war davon beeindruckt! (Abg. Mag. Wurm: Vernebler!) Ich war beein­druckt und habe das in den Unterlagen, die uns das Finanzministerium zur Verfügung gestellt hat, nachgelesen, weil es in der Tat erstaunlich gewesen wäre, wenn das Wissenschaftsbudget im Jahr 2004 um nahezu 10 Milliarden Schilling, also um rund 733 Millionen € ansteigt. Aber wenn man in die Bücher blickt, dann merkt man, dass ab dem Jahr 2004 die Universitätslehrer nicht mehr direkt in das Personalbudget des Bundes fallen, sondern dass sie in Zukunft von den Universitäten bezahlt werden. (Abg. Mag. Wurm: Das sind die Tricks!)

Das führt dazu, dass auf der einen Seite die Personalausgaben des Bundes sinken und auf der anderen Seite das Bildungsbudget steigt. Das heißt, die Regierung berühmt sich dann: Wir sen­ken die Personalkosten und erhöhen das Bildungsbudget, ohne dass ein einziger zusätzlicher Euro in die Universitäten fließen würde. Meine Damen und Herren, diese Tricks sollten Sie sich ab­gewöhnen! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Parnigoni: Unglaublich! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Da Sie weiter über die „Bildungsoffensive“ reden: Da muss man auch die offenen Rechnungen be­achten. Im Jahr 2004 soll es nach den Berichten des Fachhochschulrates rund 4 000 zu­sätzliche Plätze an österreichischen Fachhochschulen geben. Das ist sehr begrüßenswert! Nur die Ausgaben dafür bleiben mit 107 Millionen € im Jahr 2004 genauso hoch wie im Jahr 2003. Daher lautet meine Frage: Wie soll es die zusätzlichen 4 000 Plätze geben, wenn es dafür nicht mehr Mittel gibt? Heißt das, dass in Zukunft die Gebühren für die Studenten erhöht werden,


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