Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 15. Sitzung / Seite 29

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oder heißt das, dass im Budget nicht die richtige Vorsorge für die zusätzlichen Fachhoch­schul­studenten getroffen wurde?

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Dieses Budget hat in vielen Fällen nichts mit Ihren poli­tischen Ankündigungen zu tun, es ist vielfach das Gegenteil. Sie sollten den Leuten reinen Wein einschenken und keine Unwahrheiten verbreiten! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Mag. Molterer: Bandolero, Chianti, Grüner Veltliner! Welche Sorte darf es sein?)

Ich verstehe, Herr Molterer: Bei Ihnen ist der Weg von der Halbwahrheit zur Unwahrheit außer­ordent­lich kurz, das habe ich bereits zur Kenntnis genommen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Mag. Mol­terer: Was ist mit dem Wein?)

Der Herr Finanzminister hat eine großartige Steuerentlastung angekündigt. Diese Steuerentlas­tung im Jahr 2004 sieht so aus, dass, wenn man die Erhöhungen von Steuern und Abgaben ad­diert, die arbeitenden Menschen im nächsten Jahr überhaupt keine Entlastung haben wer­den, sondern, ganz im Gegenteil, mehr Steuern und Abgaben zahlen werden, als das im heu­ri­gen Jahr der Fall ist. Wenn Sie die Erhöhung der Krankenversicherungsbeiträge, die Erhöhung der Mineralölsteuer, die Erhöhung der Energieabgaben addieren, sehen Sie, das macht mehr aus an staatlichen Abgaben und Steuern, als es auf der anderen Seite durch die Entlastungen gibt.

Meine Damen und Herren! Ich stelle mir schon die Frage: Was macht jemand, der durch Ihre Steuerreform 4 € pro Jahr Steuerentlastung bekommt, mit den zusätzlichen Energiekosten und Krankenversicherungsbeiträgen, die das deutlich übersteigen werden?

Meine Damen und Herren! Sie senken die Steuern nicht, Sie erhöhen die Steuern und Abgaben und setzen damit konsequent Ihren Kurs fort, nämlich die Steuer- und Abgabenlast zu erhöhen, ohne wirkliche wirtschaftspolitische Impulse zu setzen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abge­ord­neten der Grünen.)

Nach Ihren eigenen Unterlagen führt Ihre Wirtschaftspolitik dazu, dass im nächsten Jahr das wirt­schaftliche Wachstum in Österreich bedauerlicherweise um 0,5 Prozent geringer sein wird als der Durchschnitt der Europäischen Union. Ich finde, das ist kein besonderes Ruhmesblatt an­gesichts der Situation, dass Österreich in den letzten 20 Jahren in der Mehrheit der Fälle ein Wirtschaftswachstum hatte, das über dem Durchschnitt der Europäischen Union gelegen ist. Wenn Sie sich schon auf die international schwierige Situation ausreden und sagen, es gebe nur einen geringen Spielraum, dann, würde ich sagen, muss zumindest die Zielsetzung die sein, dass Österreich jene Vermehrung des Wirtschaftsreichtums erreicht wie der Durchschnitt der EU-Staaten. Mit 0,5 Prozent weniger werden wir und die österreichischen Arbeitnehmer uns im nächsten Jahr nicht zufrieden geben, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ein Kernstück dieses Budgets sind offensichtlich die Maß­nahmen, die im Pensionsbereich getroffen werden. Es ist kein Zweifel, Herr Klubobmann Molterer, dass wir zur lang- und mittelfristigen Sicherung der Pensionen etwas unternehmen müssen, und dazu stehe ich. (Rufe bei der ÖVP: Aber!) Tun Sie nicht so überrascht, wenn er es schon vorher positiv zitiert hat. Diese künstlichen Aufregungen entbehren jeglicher Glaub­würdig­keit. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Es ist auch völlig richtig, dass wir ein System anstreben müssen, wonach jemand nach 45 Bei­tragsjahren 80 Prozent Nettoersatzrate bekommt. Auch das ist völlig richtig, Herr Abgeordneter Molterer! Das Problem besteht nur darin, dass es in Ihrem Vorschlag zur Pensionsreform drei gravierende Probleme gibt.

Das erste Problem ist: Nach dem, was Sie hier im Haus vorgelegt haben, wird die Nettoersatz­rate der heute Unter-40-Jährigen selbst nach 45 Beitragsjahren nicht 80 Prozent betragen, weil es keine korrekte Aufwertung der eingezahlten Beiträge gibt. (Abg. Öllinger: So ist es!) Ich rede jetzt nicht über die Gestaltung, die in Zukunft kommen kann, sondern ich rede über jene Bei­träge, die die Menschen in den letzten Jahren bereits einbezahlt haben. Solange es keine or­dentli­che Aufwertung der Versicherungsbeiträge gibt, wird es nicht 80 Prozent Pension ge­ben.

 


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