Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 15. Sitzung / Seite 53

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ge­ordneter wahrnehmen und einmal ein bisschen nachlesen – erst nachlesen, dann nachden­ken und dann sprechen und zwischenrufen. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Zuerst in aller Kürze zur Pensionsreform. Niemand von den Grünen – ich jedenfalls sicher nicht – wird bezweifeln, dass wir bei den Frühpensionen Änderungen herbeiführen sollen und müs­sen. Die Frage ist nur, wie! So, wie Sie das vorschlagen, wirkt sich das negativ auf den Ar­beitsmarkt aus. Wir haben einen anderen Vorschlag, der eben so angelegt ist, dass die Ar­beits­marktdaten nicht negativ beeinflusst werden. – Das ist, glauben wir, der bessere Weg. Mag sein, dass der andere für das Budget eine Spur billiger ist. Gesellschaftspolitisch, sozialpolitisch und – ich sage sogar – wirtschaftspolitisch vernünftiger wäre ein anderer. Sie erhöhen nur die Arbeitslosigkeit, und das ohne Not. Und das ist der Vorwurf! – Erstes Minus in dieser Sache; wir hätten einen anderen Vorschlag.

Das Problem ist allerdings – und das hat gerade der Herr Finanzminister ständig strapaziert, auch gestern –, dass man sich verwundert darüber gibt, dass es Streiks gibt. Also so geht es nicht, meine Herren auf der Regierungsbank: dass man zunächst die zitierte Konsensdemo­kratie mit Absicht und Anlauf und mit Wucht aufkündigt – das kann man noch machen, das ist halt ein anderes politisches Modell in der Praxis – und sich dann wundert – da ist der Weg von heilig zu scheinheilig nicht mehr sehr weit, so wie die heutige Etappe beschrieben worden ist –, dass es Streiks gibt, und diese Streiks dann noch diskreditieren oder gar kriminalisieren will. So weit kann es nicht gehen! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Es ist schlicht und ergreifend der Versuch, nach dem Kabinett Schüssel I, nach dem Versuch – Gott sei Dank ist nicht alles gelungen, dank der Opposition! – der autoritären Wende im gesell­schaftspolitischen Bereich auch noch eine im wirtschafts- und sozialpolitischen Bereich hinzuzu­fü­gen, zumindest was die Entscheidungsfindungen betrifft. Entweder – oder, alles auf einmal kann man nicht haben! Deshalb würde ich dazu aufrufen, von diesen – ich würde fast sagen – Krimi­na­li­sierungen der Streikbewegung doch wieder ernsthaft Abstand zu nehmen. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Abg. Mag. Molterer: Was ist mit der Kriminalisierung der Gesetz­ge­bung?)

Bleiben wir kurz beim Problem Arbeitslosigkeit, und damit, Herr Kollege Molterer, bin ich dabei, darauf einzugehen, dass die Regierung auch einmal für etwas gelobt werden kann. Es ist rich­tig, dass die Arbeitslosenquoten in Österreich im Vergleich zu anderen Ländern relativ niedrig sind. Das ist nicht nur das Verdienst dieser Bundesregierung, sondern dahinter steht eine lange Tra­dition der Wirtschafts- und Sozialpolitik in Österreich. Möglicherweise hat es auch etwas da­mit zu tun, dass wir zu viele Frühpensionisten haben, wie Sie sagen. Man muss die einzelnen Posten halt zusammenzählen.

Wie dem auch sei: In der Veränderung der Arbeitslosenquote – und das ist entscheidend –, in der Zunahme der Zahl der Arbeitslosen gemessen an den Beschäftigten sind wir in Österreich seit dem Jahr 2000 massiv auf der Überholspur. Und das ist nicht beruhigend. Das hat etwas da­mit zu tun, dass auch das Wirtschaftswachstum in Österreich seit den Jahren 1998, 1999, aber massiv seit 2000 hinter der europäischen Entwicklung zurückbleibt; wenn wir schon die EU und die globalen Daten zitieren wollen. – So schaut es aus, okay. Das mache ich auch nicht nur oder nur zu einem kleineren Teil dieser Bundesregierung zum Vorwurf, wir sind schließlich im inter­nationalen Wettbewerb. Aber es geht nicht an, dass Sie sich mit dem Hinweis auf diese Um­stände auch von den nationalen Spielräumen der Wirtschaftspolitik verabschieden wollen. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Das ist nämlich der nächste Schmäh an dieser Geschichte. Sie sagen: Wir brauchen nichts zu tun, wir sollen nichts tun, wir warten auf den Aufschwung, und dann können wir irgendwann einmal die Steuern senken. – Das ist Ihr Konzept. Wir sagen: Das ist falsch! Wenn schon ein Spielraum für Steuersenkungen da sein soll, unserer Meinung nach auch ist, dann sollte es heißen: vor­ziehen – zum Teil, nicht in dieser großen Dimension, weil wir auch das Budgetdefizit im Auge haben müssen –, vorziehen und ausgabenseitig und einnahmenseitig gezielt und nicht irgend­wie vorgehen!

 


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