Der Herr Beisitzer
hilft mir zählen. Sie beginnen hier, ich beginne dort. – Es sind 46
stehende und 63 sitzende Abgeordnete. (Abg. Scheibner: Gusenbauer war
nicht da!) – Damit ist der Antrag abgelehnt. (Beifall
bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Als nächste
Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dr. Lichtenberger. –
Bitte.
14.55
Abgeordnete Dr. Evelin Lichtenberger (Grüne): Sehr geehrte Damen und Herren! Ich stelle fest, dass heftiger
Applaus ertönte dafür, dass es von der Mehrheit als nicht notwendig erachtet
wurde, dass der Finanzminister oder der Staatssekretär für Finanzen dieser
Debatte beiwohnt. Offensichtlich scheint es also doch so zu sein, dass man
einige Kolonnen noch nachrechnen und nachzählen beziehungsweise einige
Formulierungen ausbessern muss, und das erfordert eben seine Zeit. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten
der SPÖ.)
Ich möchte mich
aber trotzdem auf die Ausführungen des Herrn Finanzministers Grasser beziehen,
der in seiner Budgetrede festgestellt hat – das klingt ja immer sehr gut
und entspricht auch bestimmten Ideologien ganz besonders –, man möge die
Unternehmen von Fesseln befreien, man möge so wenig Steuern wie möglich
verlangen – ich verkürze jetzt etwas – und man möge so viele
gesetzliche Regelungen wie möglich streichen, denn das würde einen entsprechenden
Anreiz für Investitionen darstellen.
Nun gebe ich dem
Herrn Minister in einigen Bereichen durchaus Recht. Regelungen in Bereichen
der Gewerbeordnung dahin gehend, wann welches Gewerbe unter welchen Bedingungen
und, wenn nein, warum nicht tätig werden darf, sind schon längst überfällig,
aber jegliche Novellierung wird da auf Grund brancheninterner Streitereien
blockiert. Deswegen stürzt man sich ja auf andere Bereiche. Wenn wir aber davon
reden, die Unternehmen von Fesseln zu befreien oder Steuern zu senken, so muss
es denn doch auch noch darum gehen, dass zumindest die bestehenden Regelungen
eingehalten werden, und dazu wird es auch einiges an Kontrolle brauchen.
Meine Damen und
Herren! In der letzten Budgetdebatte – ich kann mich noch gut daran erinnern –
gab es noch so etwas wie eine Debatte darüber, dass man in Zukunft Sozialbetrug
verfolgen würde. Nun hat Minister Böhmdorfer in einer „Pressestunde“ eine
authentische Definition dieses Verfolgens von Sozialbetrug gegeben. Das schaut
mehr oder minder so aus, dass man jedem, der sich im Krankenstand befindet,
einen Kontrollor schickt. Die Kontrollen in anderen Bereichen sind dagegen mehr
als mangelhaft. Ich denke nur daran, wie viel an Abgabenhinterziehung
mittlerweile gerichtsnotorisch geworden ist. Es gibt Verurteilungen vor
deutschen Gerichten wegen Nichtanmeldung von Fernfahrern, von Beschäftigten im
Fernfahrergewerbe. Da wird nicht kontrolliert, meine Damen und Herren, da
entgehen dem Staat und der Allgemeinheit aber Abgaben in Millionenhöhe!
Offensichtlich tut das keinem von Ihnen weh. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Sie wollen diesen
Sozialbetrug offensichtlich nicht verfolgen, Sie wollen diese großflächigen
Abgabenhinterziehungen in bestimmten Branchen nicht verfolgen. Nein, die
Unternehmer sollen vielleicht auch noch von den Fesseln befreit werden, dass
sie ihre Angestellten und ArbeitnehmerInnen anzumelden haben. Das muss ich
vermuten, wenn ich diesen Diskussionen länger zuhöre.
Meine Damen und
Herren! Da entgehen dem Staat Abgaben in Millionenhöhe, die wir für das Sozialversicherungs-
und Pensionssystem mehr als dringend bräuchten. Dann müssten wir nämlich nicht
in die Rechte von Beziehern von Mindesteinkommen einschneiden und diese noch
weiter reduzieren.
Auch gute
Unternehmer leiden unter dem, was die schwarzen Schafe in der Branche jeweils
anstellen, auch gute Unternehmer werden dadurch in einen Wettbewerb nach unten
gezwungen. Meine Damen und Herren! Engagieren Sie sich doch einmal für Kontrollen
in diesen Bereichen, dann würden Sie wieder etwas an Glaubwürdigkeit in Bezug
auf Wirtschaftspolitik und Abgabenpolitik insgesamt zurückgewinnen! (Präsident
Dr. Khol übernimmt wieder den Vorsitz.)