Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 15. Sitzung / Seite 96

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gleich viel bezahlt!: rund 7 000 € brutto, damit die Zuhörerinnen und Zuhörer das wissen –: kei­ne einzige! Keine einzige Anfrage in fünfeinhalb Monaten! (Oh-Rufe bei der SPÖ. – Gegen­rufe bei den Freiheitlichen.)

Wenn ich mich recht erinnere – das kann ich jetzt allerdings nicht belegt sagen, ich schaue aber die Parlamentspost relativ genau durch –, ist auch kein einziger Initiativantrag von Abgeordne­ten der FPÖ gekommen. Ab und zu, muss ich sagen, reden manchmal noch Abgeordnete der FPÖ im Plenum. Aber jetzt könnte ich mich fragen – anschließend an die Ausführungen des Herrn Mai­noni –: Wofür bekommen die bezahlt? (Beifall bei den Grünen. – Abg. Scheibner: Kollegin! Weil wir Gesetze machen! Sie fragen, wir machen Gesetze!)

Die gesetzlichen Rechte, die Ihnen zustehen, nehmen Sie nur sehr mäßig in Anspruch. Aber, mei­ne sehr geehrten Damen und Herren, das ist mir nur deshalb eingefallen, weil Kollege Mai­noni hier ständig Kollegen des Nationalrates, in diesem Fall heute Herrn Abgeordnetem Maier, „Missbrauch der Geschäftsordnung“ vorwirft. Die Geschäftsordnung ist ein Gesetz. Der Vorwurf „Miss­brauch der Geschäftsordnung“ würde bedeuten, dass es sich um den Bruch eines Ge­setzes handelt, und ist somit ein sehr schwer wiegender Vorwurf.

Ich möchte insgesamt das, was wir heute im Zuge der Debatte vor allem auch zum Bundesfi­nanz­gesetz, erste Lesung, erlebt haben, etwas relativieren, was das Demokratieverständnis ein­­zel­ner Abgeordneter angeht, was Rechte von Parlamentariern betrifft, was Rechte von Ar­beit­nehmerinnen und Arbeitnehmern betrifft, auch Rechte von Mitgliedern von Vereinen – und vor allem auch das, was man in Österreich Streikrecht nennt, und das, was über Jahrhunderte, muss man jetzt schon sagen, an Rechten erkämpft wurde. (Abg. Kößl: Kollegin! Zur Sache!)

Da gibt es offensichtlich einen sehr großen Schulungsbedarf, Herr Präsident des Nationalrates. Ich möchte hier, weil das jetzt gerade von Herrn Kollegem Mainoni so oft gekommen ist, anregen, ob Sie, Herr Präsident, nicht vielleicht überlegen könnten, ob es noch irgendeine Form von Information an die Kollegen geben könnte, was ihre eigenen Rechte, aber auch Pflichten betrifft. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Ich komme jetzt zur Frage der rechtswidrigen Vollziehung des Meldegesetzes. Um nicht zu wie­derholen, was schon die Vorredner und die Frau Bundesministerin gesagt haben, möchte ich dazu Folgendes anmerken: Diese ganze An­gelegenheit mit dem Meldegesetz und die Vor­gangs­weise des Innenministeriums, insbeson­dere die von Herrn Minister Strasser, werfen ge­nau jenes Licht auf die Tätigkeit des Staates, repräsentiert jetzt in dem Fall durch die Bun­des­regierung, das ich unter Umständen mit dem Sprichwort, das ja sehr oft gebraucht wird, um­schrei­ben könnte: Geld verdirbt den Charakter!, denn es geht da immer ums Geld. Es geht im­mer darum, dass man verdienen will. (Abg. Kößl: Das bleibt ja den Gemeinden! Das ist ein Ver­waltungsaufwand! – Abg. Mag. Mainoni: Sie ken­nen das Gesetz nicht!)

Ich fasse es jetzt in meiner Diktion zusammen: In diesem ganzen Streben, so viel Geld wie mög­lich in das Innenministerium zu holen, wird gänzlich darauf vergessen, dass es da um hoch­sen­sible Daten geht, dass die Bürgerinnen und Bürger ein Recht haben, ihre Schutzbedürfnisse durch den Innenminister, der ja der höchste Datenschützer im Bereich des Zentralen Melde­re­gisters ist, auch gewahrt zu wissen. (Abg. Kößl: Tun Sie nicht verunsichern! Es stimmt ja nicht, was Sie da sagen! Reden Sie nicht von Geschäften! Das ist ein Verwaltungsaufwand!) Es sollte nicht das Gegenteil der Fall sein, indem Geschäfte gemacht werden.

Ich hege den Verdacht – wo ist Kollege Maier? –, dass das halt diesen banalen Hintergrund hat. In dieser Gier nach Geld wird mit diesen sensiblen Daten des Bürgers und der Bürgerin in einer Fahr­lässigkeit umgegangen, dass parlamentarische Initiativen und nicht nur eine Anfragebe­spre­chung wirklich dringend geboten sind, um das abzustellen. Und darum geht es mir! Und des­halb unterstützen wir nicht nur die heutige Anfrage. (Beifall bei den Grünen und bei Ab­geordneten der SPÖ.)

Ich bedauere auch sehr, dass sich gerade heute Herr Bundesminister Strasser in einem ande­ren Mit­gliedstaat der EU aufhält, nämlich gerade heute, weil ja heute auch die erste Lesung des


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