Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 15. Sitzung / Seite 120

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Mit dem Bekenntnis von uns jungen Menschen zum Drei-Säulen-Modell, das heißt, auch privat vor­zusorgen, ist ein großer Schritt in Richtung Solidarität unsererseits getan. (Abg. Dipl.-Ing. Pirklhuber: Wer hat das Geld dafür?!) Privatvorsorge im Sinne der dritten Säule ist auch Kapital, das man sich selber auf die Seite legt, was bisher nicht notwendig gewesen ist. (Abg. Dr. Puswald: Das haben wir schon so oft gehört! Das wird nicht besser!)

Wenn ich mir anschaue, dass die durchschnittliche Ausbildungsdauer um drei Jahre ange­stie­gen ist – wir haben es heute schon einmal gehört –, die Erwerbstätigkeit um sechs Jahre kürzer und die Zeit der Pension um zwölf Jahre länger dauert, dann ist es eigentlich seitens der älteren Ge­ne­ration nicht solidarisch, das muss ich festhalten, wenn nur 3 Prozent der älteren Bevöl­kerung tatsächlich im gesetzlichen Pensionsantrittsalter in Pension gehen. Und wenn der Anteil der 55- bis 64-jährigen Beschäftigten bei nur 28,6 Prozent liegt, dann ist das eigentlich auch nicht sonderlich fair. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Wenn ich mir ausrechne, was passieren würde, wenn wir in diesem Bereich nichts verändern wür­den, dann stelle ich fest, dass im Jahr 2030 ein Vertreter meiner Generation einen Pensio­nisten erhalten müsste und dies zirka 30 bis 40 Prozent des durchschnittlichen Einkommens ausmachen würde. Wenn ich dann noch die Krankenversicherung, Steuern und sonstige Abga­ben, den öffentlichen Dienst et cetera dazurechne, dann stelle ich fest, es würden zwei Drittel des Einkommens sozusagen verjausnet werden, das heißt, mir bliebe nur ein Drittel übrig, und spätestens dann würden der Generationenvertrag und die Generationensolidarität kippen. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Generation würde sogar noch einen Schritt weiter gehen und zur jetzigen Debatte hinzu­fügen, dass wir uns viel höhere und sogar von manchen vielleicht als gravierend empfundene – was ich verstehen kann – Solidarbeiträge der derzeitigen Pensionisten erwarten würden! Das möchte ich hier auch betonen.

Ein weiterer Punkt, der mir Sorge bereitet, ist nicht, ob ich in Zukunft eine Pension erhalten wer­de oder nicht, sondern vielmehr auch die Frage, welche Auswirkungen diese Situation auf Ös­ter­reich hat.

Man muss feststellen, dass Nachbarstaaten und nordische Staaten die Reformen, die wir jetzt ma­­chen, bereits vor zehn Jahren durchgeführt haben, was zur Folge hatte, dass dort vom Staat viel weniger Geld in die Pensionen fließt. Daher gibt es dort auch viel mehr Freiraum, um in an­dere Dinge zu investieren, etwa in Forschung und Entwicklung. Das ist auf lange Sicht auch eine Frage des Arbeitsmarktes, eine Frage des Wettbewerbs, der Konkurrenzfähigkeit, und letzt­endlich auch eine Frage der Arbeitsplätze. Darum mache ich mir als junger Mensch derzeit Sorgen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Marizzi: Ja, ja! 40 Prozent weniger Pension!)

Das heißt, diese Reformen sind zu unterstützen, verbunden mit einem Punkt, der Gott sei Dank auch im Regierungsprogramm festgehalten ist; ich darf sagen, dass er auch von meiner Seite ein­ge­bracht wurde. – Es geht um die Forderung nach einer Umverteilung der Lebens­verdienst­Summe, denn aus zwei Gründen ist das entscheidend:

Auf der einen Seite ist das Senioritätsprinzip im Gehaltschema generell nicht passend, weil hohe Investitionen zu Beginn des Erwerbslebens getätigt werden: In dieser Zeit wird Eigentum ge­schaffen, werden Familien gegründet, und nicht kurz vor der Pension!

Das derzeitige Gehaltschema zeigt aber, dass die höchsten Gehaltsprünge vor der Pension pas­­sieren, und nicht zu Beginn des Erwerbslebens. Das ist eine völlig falsche Einschätzung der Lebenssituation. Eine Umverteilung der Lebensverdienstsumme ist deshalb mehr als notwen­dig, auch aus dem Grund, weil, wenn man privat vorsorgen muss, auch etwas vorhanden sein muss, das man auf die Seite legen kann, um es anzusparen.

Ich fordere hier auch die Sozialpartner auf, in der Privatwirtschaft – im öffentlichen Dienst ist es ja einfach zu lösen –, im Sinne einer neuen Kollektivvertragsregelung Verhandlungen auf­zu­nehmen.

 


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite