Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 15. Sitzung / Seite 121

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Abschließend möchte ich noch etwas anmerken, auch gerichtet an die Gewerkschaften in Bezug auf den Streik. Ich habe sehr viele E-Mails von Schülern bekommen, die besorgt darüber sind, Proble­me mit der Matura zu bekommen, und zwar aus einem einzigen Grund:

In einem E-Mail heißt es – ich zitiere –: Ich persönlich hatte das Glück, mit den ÖBB von Tulln aus bis nach Heiligenstadt zu kommen, von dort aus zu Fuß weiter in die Schule. Meine Wiener Klas­­senkollegen hatten es nicht so leicht. Drei Kollegen, die in der Nähe von Perchtoldsdorf woh­nen und normalerweise über die Haupteinfallstrecke nach Wien kommen, haben die Lö­sung des Problems, der Streiks, darin gesehen, vor dem Schulgebäude zu campieren und auf Park­bänken zu schlafen. – Zitatende.

Ich glaube nicht, dass das die geeignete Vorbereitung auf eine Matura ist! Ich glaube, dass man den Jungen keine Steine in den Weg legen sollte. (Beifall bei der ÖVP.)

17.15


Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Parnigoni. Gleiche Rede­zeit. – Bitte.

17.15


Abgeordneter Rudolf Parnigoni (SPÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Mit Glück hat sich jetzt noch Herr Minister Bartenstein aus der Ecke hervorgeschwindelt, sonst hätte man ja sagen müssen: Wir haben die zweitgrößte Regierungsmannschaft seit vielen, vielen Jahr­zehn­ten – und kein einziger Regierungsvertreter findet es der Mühe wert, auf der Regierungs­bank zu sitzen. Das ist die „Achtung“, die Sie diesem Parlament entgegenbringen! (Beifall bei der SPÖ.)

Dass nicht einmal der Herr Staatssekretär oder der Herr Finanzminister Zeit finden, diese De­batte hier mitzuverfolgen, ist schon eine gewaltige Missachtung dieses Parlaments. (Unruhe im Saal. – Präsident Dr. Fischer gibt das Glockenzeichen.)

Meine Damen und Herren! Zu den Ausführungen meiner Vorrednerin, der Kollegin Fuhrmann, möch­te ich nur anmerken, dass sie leicht reden kann. Sie kommt ja aus einem begüterten Fa­mi-lienverband, es gibt ein großes Weingut bei ihr zu Hause. Das ist kein Vorwurf – aber da kann man leicht über die Privatvorsorge reden. (Widerspruch und Zwischenrufe bei der ÖVP und den Frei­heitlichen.)

Da kann man leicht über die Privatvorsorge reden. Da kann man leicht darüber reden, wie man sich die dritte Säule leisten kann, meine Damen und Herren. Die große Masse der Arbeit­neh­merinnen und Arbeitnehmer ist nicht in der Lage, große finanzielle Mittel aufzubringen, um sich diesem unsicheren Instrument anzunähern.

Wir alle wissen – auch Sie wissen das, meine Damen und Herren von der ÖVP –, dass gerade die Erträge der Zusatzpensionen aus diesem Bereich der so genannten dritten Säule von den schwan­kenden Aktienmärkten abhängig sind. Und wir haben ja heute viele Beispiele dafür ge­hört, wie diese Erträge dramatisch zurückgehen können.

Daher kann ich nur hoffen, dass Kollegin Fuhrmann für eine Minderheit der jungen Generation ge­sprochen hat und dass die anderen Menschen darauf setzen, dass der Staat seine Ver­pflich­tung in diesem Bereich wahrnimmt.

Meine Damen und Herren! Kollege Neudeck hat gemeint, Streik, das sei so eine Sache, das ste­he den Arbeitnehmern in dieser Frage nicht zu. Der Herr Finanzminister hat gemeint, er wer­de „Freiheit schenken“. – Ich kann Ihnen versichern, die Arbeitnehmer in dieser Republik wer­den sich die Freiheit nehmen und sich diese nicht schenken lassen! Sie werden sich die Frei­heit nehmen und für ihre Anliegen demonstrieren, wann immer sie glauben, dass es notwendig ist! (Beifall bei der SPÖ.)

 


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