Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 15. Sitzung / Seite 141

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Zu einem zweiten Punkt: Der Herr Finanzminister, der nun nicht mehr anwesend ist, hat gestern in seiner Rede sehr ausführlich dargestellt, dass der Staat ein schlechter Unternehmer sei. Wenn man sich anschaut, was in den letzten drei Jahren (Ruf bei der ÖVP: 30 Jahren!) passiert ist, welche Spitzenmanager vorzeitig aus ihren Funktionen entfernt wurden, Manager, die jetzt, aber auch schon vorher in der Privatwirtschaft sehr erfolgreich waren und sind – etwa Draxler von der ÖBB, ich könnte aber auch viele andere nennen –, dann ist das natürlich ein Signal! Sol­che Leute werden abgelöst, schlechtere beziehungsweise nicht so ausgewiesene einge­setzt, und dann wird der Staat als schlechter Eigentümer dargestellt!

Das ist rein ideologisch orientierte Politik! Die Situation wird so ausgenützt, dass der Staat als schlechter Eigentümer dargestellt werden kann. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir halten fest: Das ist nicht professionelle Corporate Governance, das ist ein ideologisch orien­tiertes Zerschlagen von Unternehmen!

Für uns Sozialdemokraten ist die Eigentumsfrage keine ideologische Frage, für uns ist es immer eine Frage der Zweckmäßigkeit. (Abg. Großruck: Seit wann?) – Zumindest seit 1986! Und das sollte man, glaube ich, auch so beibehalten.

Mit der Änderung des ÖIAG-Gesetzes will man nun wieder eine Vielzahl unterschiedlicher Ziele erreichen, überfordert das Ganze aber. Ein Ziel ist mir besonders aufgefallen – und ich kann es trotz immerhin zehnjähriger Erfahrung in der Industrie überhaupt nicht verstehen! –, nämlich das Vor­haben, durch einen Unternehmensverkauf den Unternehmenswert zu steigern. Jeder Vernünftige würde den Unternehmenswert vorher steigern und erst dann verkaufen, damit höhe­re Erlöse für das Unternehmen und für den Staat Österreich erzielbar sind. (Abg. Amon: Das stimmt aber nicht immer!)

Was aber macht Bundesminister Grasser? – Er holt sich in den nächsten zwei Jahren von der ÖIAG 300 Millionen € an Dividende. Das ist an sich nichts Schlechtes, aber in diesem Fall be­deu­tet das eine Veränderung der Schuldenstruktur: Die ÖIAG muss nämlich diese 300 Milli­onen € aufnehmen, damit sie die Dividende abführen kann! In Wirklichkeit ist das also eine ver­steckte Kreditaufnahme des Bundes und dient eigentlich nur zur Kosmetik des Budgets. (Beifall bei der SPÖ.)

Leider ist der Herr Finanzminister nicht mehr anwesend! (Abg. Mag. Posch: Gott sei Dank!) Wenn man ein börsenotiertes Unternehmen zum Verkauf ankündigt, dann hat das dramatische Aus­wirkungen auf die Kursentwicklung. Im Bereich US-amerikanischer Firmen kann das, wenn es gleichzeitig zu einer Beeinflussung durch den Eigentümer oder zu mangelnder Information der anderen Aktionäre kommt, zu strafrechtlicher Verfolgung führen! In Österreich führt es dazu, dass der Kurs verfällt, dass Spekulanten Tür und Tor geöffnet wird.

Angeblich hat der Herr Minister – und das wollte ich ihn hier persönlich fragen – angeordnet, schnell zu verkaufen, bringe es, was es wolle. (Staatssekretär Dr. Finz: Stimmt nicht!) – Wenn dem so ist, dann würde das gemäß einer einfachen Berechnung bedeuten, dass wir damit min­des­tens 2 Milliarden € praktisch in den Sand setzen!

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben heute viele Werbeslogans aus der gestri­gen Budgetrede gehört, sie wurden auch schon ausreichend kommentiert. Ich werde versu­chen, einen etwas anderen Ausstieg zu machen, ich möchte Albert Einstein zitieren (Abg. Mag. Posch: Was hat der mit der Regierung zu tun?), der gesagt hat – ich zitiere –:

„Kein Ziel ist so hoch, dass es unwürdige Methoden rechtfertige.“ – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Ellmauer: Der hat einen längeren Bart gehabt, der Einstein!)

18.38


Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Trinkl. – Bitte. (Abg. Mag. Posch: Einstein und die Regierung, das ist ein gewagter Vergleich!)

18.39


Abgeordneter Mag. Dr. Josef Trinkl (ÖVP): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Meine sehr ge­ehrten Damen und Herren! Der Lack ist ab!, hat Herr Kollege Gartlehner vor kurzem hier ...


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