Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 15. Sitzung / Seite 144

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wird jetzt ersetzt durch ein anderes Schlagwort, nämlich „die größte Steuerreform aller Zeiten“. Vom Gegensteuern war in den letzten drei Jahren nichts zu bemerken. (Beifall bei der SPÖ.)

Da schließt sich der Kreis zur ebenfalls zitierten EU, denn durch diese Budgetpolitik wird auch die große Chance vergeben, die EU beispielsweise jetzt im Zuge der Diskussion um den Lissa­bon-Prozess zu stärken, wo Vollbeschäftigung im Mittelpunkt steht, wo nachhaltiges Wachstum im Mittelpunkt steht und wo sozialer Zusammenhalt im Mittelpunkt steht. Von all dem haben wir weder in den letzten drei Budgets noch in den vorliegenden beiden Budgets etwas bemerkt.

Weil das rote Licht bereits leuchtet, noch ein letztes Wort zu einer ebenfalls gestern gefallenen Bemerkung, nämlich „Der Speck muss weg!“ In Richtung Bahn ist diese Äußerung gefallen, und da­zu ein Satz, der ein bisschen zum Nachdenken anregen soll: Dieses angebliche „Der Speck muss weg!“ hat in den letzten zehn Jahren in der Europäischen Union rund 500 000 Ar­beits­plätze gekostet! (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Öllinger.)

18.48


Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Großruck. Ich erteile ihm das Wort. (Abg. Öllinger: Das geht jetzt wahrscheinlich zur Brau-AG-Fusion!)

18.49


Abgeordneter Wolfgang Großruck (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Vorerst erlaube ich mir, ein persönliches Versprechen einzulösen, das ich Frau Kollegin Moser von den Grünen gegeben habe. Sie ist jetzt leider nicht anwesend, aber sie wird es im Protokoll nachlesen können. (Abg. Öllinger: Wir sagen es ihr sofort!) Sie hat sich bei meinem letzten Redebeitrag sehr betroffen gefühlt, in dem ich, da ich anscheinend falsche Zah­len von ihr gehört habe, ihr mathematisches Unverständnis vorgeworfen habe. Ich wollte sie na­türlich nicht persönlich beleidigen und ziehe das mit Bedauern zurück, damit das auch öffentlich erledigt ist. (Allgemeiner Beifall.) Ich habe ihr versprochen, dass ich das tun werde.

Meine Damen und Herren! Den ganzen Tag verfolgt uns heute ein Thema, das ist die Pen­sions­diskussion. Mein Zugang dazu ist in den achtziger Jahren begründet. Mitte der achtziger Jahre hat ein österreichischer Unternehmer – ein Kettenfabrikant, Franz Kohmaier hat er geheißen – ein Buch herausgegeben, in dem das dringestanden ist, und zwar unter dem Titel „Adam Riese schlägt zurück“. Er hat darin bereits vor mehr als 15 Jahren die Pensionsproblematik aufgerollt und in seinem Buch genau das recherchiert und vorhergesagt, worüber wir heute diskutieren.

Ich war damals noch nicht im Parlament, habe aber die Diskussion verfolgt. Ich habe verfolgt, wie es geheißen hat: Das ist ein Spinner, der da gewisse Utopien hat, das ist skurril, was er sagt. Heute hat uns die Realität eingeholt. Ich habe auch verfolgt, wie die damaligen Sozial­minis­ter reagiert haben. Sie haben gesagt, dass seien Träume, soziale Träume, die der Herr hat. Kein Dallinger, kein Geppert, kein Hesoun und kein Hums haben dieses Problem aufge­grif­fen, alle haben gesagt: Unser Pensionssystem ist in Ordnung (Abg. Eder: Ist es ja auch!), alles paletti, und das Umlageverfahren, das wir haben, löst alles. (Abg. Gaál: Falsch!) Da habe ich ihnen Recht gegeben: wenn auch die Parameter passen, die dazugehören – wenn wir genug Beitragszahler haben, wenn wir entsprechend lange Zeiten der Erwerbstätigkeit haben –, dann stimmt das!

Das System kommt aber zum Kippen, wenn die Parameter nicht mehr passen, nämlich: mehr Schüler, mehr Jugendliche in Ausbildung, weniger Beitragszahler, mehr Pensionisten durch län­gere Lebenszeit und mehr Pensionisten durch ein früheres Pensionsantrittsalter. Dann kann diese Rechnung nicht mehr aufgehen, das weiß jeder. Ich halte es Frau Sozialministerin Hos­tasch zugute, dass sie die Erste herinnen im Hohen Haus war, die diese Problematik aufge­griffen und zugegeben hat, dass hier etwas passieren muss – um 10, vielleicht um 15 Jahre zu spät!

Deshalb führen wir heute die Diskussion, die notwendig ist. Wenn wir nämlich heute nichts tun, wenn wir heute keine Maßnahmen treffen, dann wird sich diese Schere immer mehr verschär­fen, wird sie immer weiter auseinander klaffen, und dann werden wir deutsche Verhältnisse bekommen: dass die Gewerkschaft gegen den eigenen sozialistischen Kanzler vorgeht, weil sie


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