Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 15. Sitzung / Seite 146

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Aber in Wirklichkeit hat er die Lage schöngeredet, nämlich im zweiten Sinne des schön Re­dens. Die­se Zahlenspielereien, die hier aufgeführt werden ... (Abg. Dr. Rasinger: Das müssen Sie uns erklären!) Kanzler Schüssel hat vollkommen zu Recht gesagt: Wenn ich die Defizite verglei­che, kann ich nicht absolute Zahlen vergleichen. Nämlich heuer noch umgerechnet über 50 Mil­li­arden Schilling kann man natürlich nicht mit den siebziger oder achtziger Jahren verglei­chen, sondern so etwas kann man nur in Prozent des Bruttoinlandsprodukts vergleichen. Damit hat er Recht, es wäre sicher ganz falsch von uns, wenn wir die absoluten Zahlen vergleichen wür­den.

Aber im nächsten Atemzug sagt er dann: man kann den Bundeszuschuss für die Pensionen nur in absoluten Zah­len vergleichen – was natürlich auch ein Schwachsinn ist. Ich kann genauso ... (Abg. Mag. Mai­noni: Hallo! Das darf man nicht einreißen lassen!)


Präsident Dr. Heinz Fischer: Ein bisschen höflicher, hoffe ich, ja?


Abgeordneter Kai Jan Krainer (fortsetzend): Das Wort „Schwachsinn“ – eigenartig oder ge­nau­so unfair und genauso ungerecht, wie er das bei den Schulden zu Recht beklagt. Ich kann natürlich auch nur den Bundeszuschuss des Jahres 2003 oder 2004 mit den Jahren davor in Pro­zent des BIP vergleichen. Wenn wir diesen Vergleich anstellen, dann sinkt dieser Bundes­zu­schuss, und alle anderen Zahlenspielereien mit den absoluten Zahlen gehen ins Leere, weil sie falsch sind! (Ruf bei der ÖVP: Stimmt auch nicht! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

„Sand in die Augen streuen“: Klubobmann Molterer hat gemeint, wir würden „Sand in die Augen streu­en“. – Was wir machen, ist nicht, Sand in die Augen zu streuen, sondern den Nebel Ihrer Pro­pa­gandamaschinerie ein bisschen zur Seite zu räumen. Das stört Sie vielleicht, denn all die Zah­len, die in den Zeitungen stehen, all die Beispiele, die wir berechnen, berechnen wir aus­schließ­lich auf Grund der Zahlen, die vorher im Begutachtungsentwurf standen und die jetzt in der Regierungsvorlage stehen. Das ist die Grundlage all dieser Berechnungen. (Abg. Dr. Rasin­ger: Wer hat Ihnen diese Rede geschrieben?)

Diese Berechnungen sind richtig, und Sie haben noch keine einzige dieser Berechnungen korri­gie­ren können, weil sie nämlich alle richtig sind. Das stimmt schon, dass da Horrorzahlen drin­stehen. Aber die Horrorzahlen stehen nicht drin, weil wir nicht rechnen können, sondern die Horrorzahlen stehen drin, weil diese Regierungsvorlage einfach ein Horror ist und Horrorzahlen ergibt, wenn man es nachrechnet! (Beifall bei der SPÖ.)

Wenn Sie sagen, gerade für die 30-, 35-Jährigen – in dem Alter befinde ich mich – ist das eine sicher­e Pension. Wenn man sie um 25, 30 und teilweise über 40 Prozent kürzt, dann weiß ich nicht, was das mit einer sicheren Pension zu tun hat. Das hat etwas damit zu tun, dass ich in der Pension sicher zu wenig Geld haben werde, um davon zu leben. (Abg. Amon: Und wenn wir länger warten, verlieren Sie noch mehr!)

Sie kommen immer mit dem Drei-Säulen-Modell daher. Schauen wir uns das Drei-Säulen-Mo­dell einmal an! Fangen wir an bei der ersten Säule, die Sie immer als „staatliche Säule“ titulie­ren und etikettieren. Das vergleiche ich jetzt mit dem ASVG, das 80 Prozent der Österreicher betrifft. Was ist denn das anderes als ein Drei-Säulen-Modell?! Da zahlt jeder Arbeitnehmer einen Beitrag, es zahlt sein Betrieb einen Beitrag, und es gibt einen Zuschuss vom Staat. Das ist ein Drei-Säulen-Modell! (Abg. Amon: Wer ist denn der Staat?) Die Steuerzahler, Sie und ich, natürlich! (Abg. Amon: Ach so, noch einmal?)

Aber Entschuldigung, das ist ein Drei-Säulen-Modell: der Arbeitnehmer leistet nämlich einen Bei­trag von 40 Prozent, der Arbeitgeber einen von 40 Prozent, und der Staat einen ganz klei­nen Anteil von 20 Prozent. Wie Sie das zu einer staatlichen Säule umfunktionieren können, ist mir ein Rätsel.

Die zweite Säule, die so genannte betriebliche Vorsorge, ist die Abfertigung. Ich war immer der Mei­nung, die Abfertigung gehört dem Arbeitnehmer – jetzt ist es plötzlich eine betriebliche Pen­sion. Das ist eine absolute Enteignung! Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. (Abg. Kopf: Wer zahlt sie denn?) Das ist die Abfertigung, und die gehört dem Arbeitnehmer.

 


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite