Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 15. Sitzung / Seite 156

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sehr verehrte Damen und Herren von der ÖVP und von der FPÖ, diese auch anzuhören. (Abg. Dr. Spindelegger: Bitte!)

Phrase zwei: Man werde dem so genannten Druck der Straße nicht nachgeben. Der ÖGB ma­nipuliere die Menschen, und der soziale Friede würde durch die Warnstreiks gefährdet. – Als ob nicht der Bundeskanzler für die Verunsicherung in der Bevölkerung verantwortlich wäre. Als ob man es nicht mit Bürgerinnen und Bürgern, mit Menschen zu tun hätte, die ihre Rechte in An­spruch nehmen und ihren Ängsten und Sorgen Ausdruck verleihen. Als ob nicht mit den Schröpf­aktionen, die in die Budgetbegleitgesetze verpackt sind, der soziale Friede gefährdet wür­de. Als ob nicht eindeutig ersichtlich wäre, wohin der Weg der Regierungsmannschaft geht: Weg von der Solidarität, hin zu einer Gesellschaft, in der der Stärkere gewinnen soll. Ob das zum sozialen Frieden beiträgt, möchte ich bezweifeln. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Dr. Grünewald.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Ich bin überzeugt davon, dass sich die Stärke einer Gesell­schaft vor allem am Umgang mit den Schwächeren in dieser Gesellschaft am allerbesten mes­sen lässt.

Phrase drei: das oft strapazierte Vertrauen. Als ob nicht gerade das Vertrauen in den letzten Wo­chen zutiefst erschüttert worden wäre, aber nicht von uns, und nur um die Pensionskür­zungs­­reform, um den Umbau des Staates möglichst schnell durchzupeitschen. „Speed kills“ auch im Kabinett Schüssel II. Es ist allerdings fraglich, ob diese Methode wirklich Vertrauen schafft.

Zu all diesen Phrasen kommt noch hinzu – und das ist noch viel schlimmer –, dass die Damen und Herren der Regierungsparteien in ihren Ausführungen auch immer wieder brav Unrich­tig­keiten und Irreführungen vor allem in Bezug auf die Pensionsreform vertreten. Nur eine davon möchte ich hier beispielhaft anführen, und zwar die krasseste Irreführung von allen: Man siche­re die Pensionen der zukünftigen Generation. Als ob nicht gerade meine Generation und die Ge­neration nach mir, meine Kinder, durch diese Pensionskürzungsreform existenziell gefährdet würden. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es gäbe zur derzeitigen parlamentarischen Kultur und zum Verständnis von Diskussion und Dialog noch viel zu sagen, und viel wurde auch schon gesagt. Ich sage zum Abschluss allerdings nur mehr eines: Statt Diskussion und Beratung gab es also auch heute nur Betonieren, Drüberfahren und Schönreden. Schade um eine vertane Chance mehr! (Beifall bei der SPÖ.)

19.41


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abge­ord­neter Amon. – Bitte.

19.41


Abgeordneter Werner Amon, MBA (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe die ganze heutige Debatte sehr aufmerksam ver­folgt, und ich kann eigentlich nahtlos bei meiner Kollegin Astrid Stadler anschließen, die voll­kommen zu Recht gesagt hat, dass in den meisten Oppositionsreden, insbesondere von den So­zialdemokraten, kein einziger Gegenvorschlag zu unseren Konzepten gebracht worden ist. Alles, was Sie tun, ist, Kritik zu üben und alles, was von uns vorgeschlagen wird, in Bausch und Bo­gen abzulehnen. Es kommt kein einziger Gegenvorschlag. (Beifall bei der ÖVP und den Frei­heitlichen. – Abg. Dipl.-Ing. Kummerer: Geh hör auf! – Abg. Öllinger: Machen Sie doch einen Vorschlag!)

Was mich an der Debatte und auch an der allgemeinen Situation wirklich stört, ist, dass Sie es so empörend finden, dass eine Reform wie diese Pensionsreform hier auf parlamentarischer Ebene behandelt wird, parlamentarisch behandelt wird, dass es davor ein Begutachtungs­ver­fah­ren gibt, wie es das bei vielen anderen Gesetzesmaterien auch gibt. Es ist Legion, bei wie viel­en Gesetzesvorhaben frühere Regierungen solche Begutachtungsverfahren überhaupt nicht durchge­führt haben. Sie erinnern sich daran, vor allem passierte das unter sozialdemokra­ti-


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