Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 30

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im „Standard“ sagt uns, es geht um etwas ganz anderes. Ganz Europa soll diese Flugzeuge haben, damit man sie ein wenig miteinander austauschen kann, wenn irgendetwas ansteht und man sie austauschen muss. (Abg. Dr. Fekter: Hat der Herr Gusenbauer gefordert!)

Dann geben Sie es doch offen zu: Diese Kriegs- und Kampfflugzeuge sind für Einsätze, die weit über die Luftraumverteidigung hinaus reichen! Das ist die Wahrheit! Sie beschwindeln die Be­völkerung! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Damit es nicht unmenschlich wirkt, findet sich im „Standard“ noch ein Artikel, in dem das Leben eines Eurofighter-Testpiloten geschildert wird. Er heißt Chris Worning (45), er spielt gerne Golf und fährt Ski. „Den Ausgleich zu seinem anstrengenden Job findet der sportliche Eurofighter-Pilot beim Golf spielen und Ski fahren. Und natürlich zu Hause, wo ihn neben seiner Ehefrau auch die drei verschmusten Hauskatzen begrüßen.“ – Damit ein bisschen Sympathie fürs Flug­zeug kommt, damit zwischen Flugzeug und Schmusekatzen irgendwie eine Verbindung her­gestellt wird. Das um sehr viel Geld – eine ganze Seite im „Standard“.

Zugleich heute in der „Presse“ (Abg. Scheibner: Nur lesen ist zu wenig, Herr Kollege!) – ein wenig Lesen würde auch Ihnen nicht schaden – ein interessanter Artikel auf Seite 5: „EADS-Angebot an VP-Granden“.  Oho, sage ich mir, was ist das? – Es wurde ein Brief an den ÖVP-Chef von Salzburg, an Herrn Schausberger, geschickt, worin sie ihre Hilfe angeboten haben. Da würde mich interessieren: Wie viele Briefe gibt es denn da noch? Wie viele ÖVP-Lan­des­parteivorsitzende haben ähnliche Briefe bekommen? Und um welche Hilfsangebote ist es da gegangen, damit ein wenig die Bereitschaft, man braucht Eurofighter, noch mehr gesteigert wird? (Abg. Großruck: Fragen Sie den Herrn Marizzi! Der kennt sich aus, wie das geht!) Daher fordern wir einen Untersuchungsausschuss, damit einmal Licht ins Dunkel kommt. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Ich weiß schon, Sie fahren ja über das Parlament drüber. Für Sie von den Regierungsparteien ist das Parlament eine lästige Unterbrechung des Durchsetzungsprozesses. (Abg. Neudeck: Gibt es eine Pressedienstzusammenfassung auch noch?) So gehen Sie das an. Sie interessiert auch kein Volksbegehren. 624 000 haben das Anti-Kriegsgerät-, Anti-Eurofighter-Volksbe­gehren unterschrieben. – Es interessiert Sie nicht, es wird da gar nicht behandelt. All das ist für Sie kein Gegenstand der Erörterung.

Den Österreicherinnen und Österreichern versuchen Sie zu erklären, dass man mit diesem Ge­schäft Gegengeschäfte im Ausmaß von 4 Milliarden macht. – Das sind Luftgeschäfte, das ist schon einmal diskutiert worden. Da waren drei Viertel der Geschäfte überhaupt nicht fixiert. Manche Unternehmen wissen gar nicht, dass sie auf der Liste der Gegengeschäfte stehen. Das ist die Wahrheit. (Abg. Scheibner: Lesen Sie uns noch etwas aus dem Buch vor! – Abg. Dr. Fekter: Ihr Kollege Androsch hat das ganz anders gesehen!)

Im Bartenstein-Ministerium musste man sogar eine Kommission einrichten, die kontrolliert, dass bei den Gegengeschäften nicht geschwindelt wird, damit nicht Geschäfte, die sowieso laufen, plötzlich als Gegengeschäfte dargestellt werden, damit man ja den Eurofighter und die 70 Mil­liarden Schilling, die dafür in den nächsten Jahren insgesamt aufzuwenden sein werden, den Österreicherinnen und Österreichern angesichts Ihrer Kürzungen und Belastungen auch schmack­haft macht.

Das ist die Politik, die Sie im Moment machen und die zutiefst zu verurteilen ist, die also kombiniert mit dem, was ich vorhin gesagt habe, mit den bloß vier bewaffneten Flugzeugen, ein Schildbürgerstreich ist. Da muss ich Ihnen sagen, wenn Sie diese Politik fortsetzen, dann brauchen Sie sich nicht zu wundern, wenn Ihre Umfragewerte immer schlechter werden. Mich freut das, diese Tendenz soll ruhig weitergehen bis zum Wahltag, der ja bekanntermaßen ein Zahltag ist.

Wenn Sie auch auf dem hohen Ross sitzen, und wenn Sie auch glauben, Sie sind klüger als alle anderen, wenn Sie das wirklich glauben, dann bringe ich Ihnen ein letztes Zitat aus dem „Narrenschiff“ von Sebastian Brant:

 


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