Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 18. Sitzung / Seite 25

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reform präsentieren müsste –, aber ich halte es für ein Armutszeugnis: Anstatt hier inhaltlich zu argumentieren, warum die FPÖ dieser Pensionsreform nun doch ihre Zu­stimmung gegeben hat, fällt Ihnen nichts anderes ein, als die Gewerkschaften zu kriti­sieren – und damit die 1 Million Menschen schlecht zu machen, die gestern für eine gerechte Pensionsreform demonstriert haben! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Widerspruch bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Um ein wenig bei der Geschichtstatsachen-Berichtigung zu bleiben: Es sind nicht der ÖGB und die Gewerkschaften, die hier Verunsicherung betreiben, sondern es wa­ren verantwortliche Politiker in den vergangenen Jahren, die maßgeblich versucht ha­ben, der Bevölkerung Sand in die Augen zu streuen. Ich möchte in diesem Zusam­menhang ein paar Zitate bringen.

1997 hat der jetzige Bundeskanzler im Rahmen einer Pensionsreform von einer „Jahr­tausendreform“ gesprochen (Abg. Großruck: Das war 1997 bis 2000! Da hat er Recht gehabt!), und er hat sich festgelegt, dass die nächsten 20 Jahre nichts notwendig sein wird.

Im Jahr 2000 hat es wieder eine so genannte „Jahrhundertreform“ gegeben, bereits mit Beteiligung der FPÖ. Auch damals hat es geheißen, für die nächsten Jahre sei nichts notwendig.

Die damalige Generalsekretärin der ÖVP und jetzige Frauenministerin hat vor der Wahl gesagt: Wir denken nicht an die Abschaffung der Frühpension.

Da frage ich Sie schon: Wer verunsichert denn hier die Menschen? Wer streut ihnen denn Sand in die Augen? Wer hat denn hier nicht die Wahrheit gesagt? (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Ich habe erwartet, dass es hier einige inhaltliche Präsentationen geben wird (Abg. Großruck: Die kommen! Der Bundeskanzler wird sie bringen!), eine Rechtfertigung, warum dieser Pensionsreform zugestimmt wird. Ich habe aber bis jetzt nichts als Flos­keln gehört, nämlich: Leistungsfähigkeit des Systems stärken, und immer wieder – im­mer wieder! – ist vom Vertrauen der jungen Menschen die Rede, das aufrechterhalten werden muss. (Abg. Scheibner: Da sind wir gespannt auf Ihr Modell! Das werden wir ja jetzt hören!)

Ich möchte Sie fragen, Herr Vizekanzler: Finden Sie es eigentlich gerecht, finden Sie es sozial ausgewogen und finden Sie es intelligent, dass Menschen, die in Bildung investieren, dass junge Leute, die sehr viel Zeit auf den Universitäten verbringen, Qua­lifikationsmaßnahmen machen, bestraft werden durch die Pensionsreform? (Abg. Dr. Fekter: Genau die schützen wir!) Finden Sie das gerecht und sozial ausgewogen? Finden Sie es ausgewogen, dass Studierende, die, um sich die Studiengebühren leis­ten zu können, bereits jetzt schon immer öfter daneben arbeiten müssen und dadurch Nachteile für ihre Pension haben werden? Finden Sie es gerecht, dass Menschen in meinem Alter und jünger, Menschen, die 34 und jünger sind, mit Verlustabschlägen bis zu 40 Prozent rechnen müssen? (Abg. Scheibner: Schon wieder diese Falschmeldun­gen!) Ist das eine Pensionsreform, die die Jungen in irgendeiner Form in ihrem Ver­trauen in die staatliche Pensionsvorsorge stärkt, Herr Vizekanzler? – Dazu haben Sie nichts gesagt!

Folgendes möchte ich Sie auch fragen: Finden Sie es gerecht, finden Sie es grund­sätzlich gerecht, dass man Menschen, dass man Frauen, die 681 € Pension bekom­men, überhaupt 1 Prozent wegnimmt? – Sie wollen 10 Prozent wegnehmen und ver­teidigen das als großartigen Erfolg! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Ich frage Sie: „Nur“ 1 Prozent – aber ist das sozial gerecht und ausgewogen?

 


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