Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 18. Sitzung / Seite 78

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Das zweite Ziel, das Sie haben und das Sie unverändert und unvermindert durchzuset­zen versuchen, ist der gesamte Umbau des Pensionssystems, und zwar nicht in der von Ihnen behaupteten nachhaltigen Art und Weise, sondern in einer Art und Weise, dass Sie die so genannte erste Säule drastisch zurückstutzen. Sie behaupten, dass das gerecht und nachhaltig wäre.

Faktum ist, dass für jeden und jede die Kosten für das Pensionssystem nicht geringer werden. Das heißt, für das, was man haben will, muss man einzahlen, und zwar egal, ob ins staatliche oder ins private System. Der einzige Unterschied – und das ist es, was Sie bezwecken – ist die Art der Verteilung.

Das bisherige System hat gewährleistet, dass es innerhalb des Systems eine gewisse Umverteilung gegeben hat. Man konnte sich zumindest in einem gewissen Bereich darauf verlassen, dass gesellschaftliche Risken wie Arbeitslosigkeit, Armut oder etwa in der finanziellen Auswirkung davon, Kinder zu bekommen – was auch ein gesell­schaftliches Risiko ist –, gesellschaftlich abgefangen wurden. Das wird mit Ihrer Art, mit Ihrer so genannten Pensionsreform geändert, und zwar nicht nur dort, sondern auch in anderen Bereichen wie im Gesundheitsbereich. Sie lagern diese Risken auf die einzel­nen Leute aus, und es gibt kein Solidarsystem mehr, das diese Umverteilung wahr­nehmen wird. (Beifall bei den Grünen.)

Ich finde, dass diese Diskussion endlich einmal geführt gehört. Sie können ja auf den Tisch legen, was Ihr Ziel ist. Ich denke, das ist auch zu diskutieren: Was ist Aufgabe der öffentlichen Hand? – Das ist es ja, was dahinter steht: Sie wollen bis 2010 die Steuer- und Abgabenquote von 44,6 auf 40 Prozent senken. Natürlich können Sie zu­erst sagen: Jetzt haben wir weniger Geld!, und nachher jammern Sie darüber, dass wir keines mehr haben. Das passt ja alles zusammen.

Das heißt, es ist die Frage: Wofür wollen wir gemeinsam, wofür will der Staat Steuer­mittel ausgeben? Wofür wollen wir sie einheben, wofür wollen wir sie ausgeben? – Diese Diskussion muss einmal geführt werden. Sie können nicht Steuern reduzieren und sagen: das ist jetzt das hehre Lissabon-Ziel – warum, weiß eigentlich niemand genau –, und auf der anderen Seite behaupten, wir haben zu wenig Geld, um Solidar­leistungen für alle anzubieten. Das ist die Diskussion, die wir führen sollten. Da sollten Sie Ihre Ziele bei der Art von Umverteilung, die Sie betreiben – nämlich nicht solida­risch, sondern von unten nach oben –, einmal offen auf den Tisch legen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

12.54

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Der nächste Redner ist Herr Abgeordneter Walch. Frei­willige Redezeitbeschränkung: 6 Minuten. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


12.54

Abgeordneter Maximilian Walch (Freiheitliche): Werter Herr Präsident! Hohes Haus! Werte Kolleginnen und Kollegen! Dr. Gusenbauer und Universitätsprofessor Abgeord­neter Dr. Van der Bellen kritisieren hier, dass die Zeit zu kurz ist für die Pensionsreform beziehungsweise für die Begutachtung.

Drei Jahre lang hat eine Pensionsreformkommission getagt. (Zwischenruf der Abg. Silhavy.) In den Sondierungsgesprächen habt ihr alles vorbesprochen. In den Aus­schüssen hättet ihr genug Möglichkeiten gehabt, noch Vorschläge oder ein Modell und vieles mehr einzubringen. Ich sage euch ganz ehrlich: Ihr wollt ja gar nicht! Ihr wollt nicht, weil es nicht eure Idee ist. Diese Pensionssicherungsreform kann noch so gut sein, ihr stimmt sowieso nicht zu! (Abg. Dr. Glawischnig: Sie ist nur leider nicht gut! Sie ist sehr schlecht!) Daher ist es auch sinnlos, hier eine gemeinsame Linie zu su­chen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

 


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