Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 18. Sitzung / Seite 212

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Kritische Feststellungen zu Eurofighter/Typhoon („keine Truppenreife“, „Kinderkrank­heiten“, „Verfügbarkeitseinbußen“).

Bei der „Gesamtaufwandsbetrachtung“ werden neben den Anschaffungskosten die Kosten für den 30-jährigen Betrieb aufgeführt. Im Endbericht entfällt die Gesamtauf­wandsbetrachtung. Die Betriebskosten werden ausgeklammert. Sie betragen beim Eurofighter mehr als das Doppelte vom Gripen. Damit kann der Eindruck erweckt wer­den, beim Eurofighter handle es sich um ein technisch und wirtschaftlich gleichwertiges Angebot.

24./25. Juni: Die „Bewertungskommission Abfangjäger“ legt ihren Endbericht vor. In einer Abstimmung, die gegen den Willen des Vorsitzenden Brig. Katter um ein Uhr Früh durchgeführt wird, stimmen vier von fünf Mitgliedern für den Eurofighter (Wolf, Kommandant der Luftstreitkräfte, Luttenberger, G3 im Kommando Luftstreitkräfte, Knoll, Abteilungsleiter Materialstab Luftstreitkräfte, Blind, Einkauf dafür. Hofer, Abtei­lungsleiter Luftzeugwesen/Logistik dagegen. Divisionär Spinka, der Leiter der Gruppe Feldzeug-/Luftzeugwesen, spricht sich auf Grund der „geringeren Anschaffungs- und Betriebskosten“ für Gripen aus; mit ihm seine Vorgesetzten General Corrieri und Gene­raltruppeninspektor Pleiner.

Verteidigungsminister Scheibner wollte, dass der Endbericht möglichst knapp vor dem Ministerrat verfasst wird.

25. Juni: Ministerratsvorbesprechung. Scheibner berichtet und will Entscheidung für Gripen treffen. Scheibner legt dazu einen unterschriebenen Antrag vor. 24 Gripen sol­len 1 580 070 000 € kosten. Grasser erhebt Einwände: Es fehlten Zahlen, er brauche noch Informationen betreffs der Finanzierungsvarianten. Die Entscheidung wird um eine Woche vertagt. Grasser bekommt alle Unterlagen. Nach dem Ministerrat erklärt Grasser: „Es wird eine intensive Woche für Herbert Scheibner und mich“.

28. Juni: MR Wagner verfasst einen einseitigen Bericht an Scheibners Kabinettchef Brigadier Kommenda. Darin kritisiert er die „erzwungene Vergabeempfehlung“, be­fürchtet, dass beim Eurofighter die Luftraumüberwachung „in den kommenden 10 Jah­ren .... schwerstens beeinträchtigt“ sei und spricht sich für Gripen aus

1. Juli: Am Abend treffen sich im Büro des Verteidigungsministers Scheibner, Wirt­schaftsminister Bartenstein, Grasser und Mitarbeiter, um eine Lösung zu finden. Scheibner bleibt beim Gripen. Grasser ist dagegen.

2. Juli: In der Vorbesprechung zum Ministerrat spricht sich Grasser für das F-16-Ange­bot aus, obwohl er weiß, dass es bereits vor fast zwei Monaten ausgeschieden wurde. Scheibner plädiert für Gripen. Grasser legt gegen Gripen sein Veto ein. Den Vorschlag, der Ministerrat solle die Gripen in Grassers Abwesenheit beschließen, lehnt Schüssel ab. Der Ministerrat beschließt daraufhin den Kauf von 24 Eurofightern. Die Kosten für 24 Flugzeuge betragen jetzt 1 791 089 000 €. 24 Anfangjäger sind damit binnen einer Woche um 211 Millionen € teurer geworden. In einer eigenen Passage verpflichtet sich der Finanzminister, die Mehrkosten bei den Betriebskosten zu über­nehmen. Grasser hat sich um jeden Preis durchgesetzt.

Ein Jahr taktischer Manöver hat sich gelohnt. Die „Stronach-Fighter“ haben als Teuers­te die Konkurrenz gewonnen – dank eines Finanzministers, der nichts als sparen woll­te. Genau dazu braucht der Nationalrat den Untersuchungsausschuss: Er soll klären, warum Schüssel und Grasser bereit sind, alles zu tun, um die teuersten Kampfflugzeu­ge zu kaufen.

Der Rechnungshof hat in mehreren Berichten regelmäßig schwerwiegende und kost­spielige Mängel bei der Planung und Durchführung von Rüstungsbeschaffungen des Bundesheeres aufgezeigt. Mit der drohenden Beschaffung von 18 Eurofighter-Kampf-


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