Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 20. Sitzung / Seite 34

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11.24

Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): Und wieder haben wir eine Darstellung selek­tiver Wirklichkeitswahrnehmung bei der heutigen Stellungnahme des Herrn Bundes­kanzlers unter dem Motto: Was die Wirklichkeit ist, bestimmt er und nicht, was wirklich wirklich ist! erleben können. (Abg. Scheibner: Jetzt werden Sie philosophisch!) Das, glaube ich, ist deutlich geworden! (Beifall bei der SPÖ.)

Er hat sich halt zu einer gewissen Form von politischer Vergesslichkeit entschlossen. Natürlich sind Beamte mit 55 Jahren in Frühpension geschickt worden, Herr Bundes­kanzler! Können Sie sich an diese sündteure Aktion noch erinnern, mit der Sie dann endlich Posten frei hatten, um dort Schwarze hinsetzen zu können? Vergessen Sie das nicht! Das war Ihre Frühpensionsaktion, die wir so kritisieren! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Scheibner: Wie war denn das bei euch bei der Post?)

Zum Umstand, dass es für alle Pensionen über 650 € keinen Wertausgleich mehr gibt: Ist das eine reale Kürzung, oder ist das keine reale Kürzung, Herr Bundes­kanzler? Diesen Teil der Wirklichkeit sollten Sie auch sehen und sich vor den Bürge­rinnen und Bürgern auch dafür verantworten! Wir werden dafür sorgen, dass Sie sich noch zu ver­antworten haben, spätestens am nächsten Wahltag. (Beifall bei der SPÖ.)

Herr Bundeskanzler, der andere Teil der Wirklichkeit, den Sie hier nicht dargestellt ha­ben: Wer sind die Verlierer? – Die unter 35-Jährigen! Wo greifen Sie ein? – Bei den zukünftigen Pensionen! Wer sind die Verlierer? – Die Frauen natürlich! (Zwischenruf der Abg. Dr. Brinek.)

Und nicht einmal auf die Betriebskassen kann man sich, wenn man auch wollte, ver­lassen, denn von der versuchten Streichung der Mindestver­zinsung von 1,5 Prozent waren ebenfalls 320 000 Personen betroffen. Aber nicht ein­mal darauf kann man sich verlassen!

Diesen Teil der Wirklichkeit, Herr Bundeskanzler, müssen Sie darstellen, nicht einfach flüchten und, wie Sie es am Anfang Ihrer Ausführungen getan haben, von der Erwei­terung oder von irgendwelchen anderen, wenngleich wirklich wichtigen Themen spre­chen, denn diese sind nicht Gegenstand der heutigen Debatte.

Stellen Sie sich der Wirklichkeit und geben Sie endlich zu, dass Sie damit Pensions­kürzungen und eine negative Umverteilung beabsichtigen! Sie stürzen damit künf­tig viele in die Armut, und dafür müssen Sie sich verantworten, Herr Bundeskanzler! (Bei­fall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Welche acht Abgeordneten sind das? Bucher, Dolinschek, Lichtenegger, Mainoni, Ro­senkranz, Rossmann, Scheuch, Wittauer? Die wollen wir morgen bei der namentli­chen Abstimmung genau beobachten. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Sie haben wieder ein­mal falsch beobachtet, weil die haben ja gesagt, ... noch Änderungen ...!) Was machen diese acht dann bei der Abstimmung? Auch Kollegen Neugebauer werden wir genau beobachten. Wir wollen uns genau ansehen, wie sie morgen bei der namentlichen Ab­stimmung über die Durchführung einer Volksabstimmung über dieses Gesetz ab­stimmen werden. Da werden wir es dann sehen! Das ist die Stunde der Wahrheit!

Bei der namentlichen Abstimmung morgen über dieses Budgetbegleitgesetz, na­mentlich ins Protokoll: Da ist dann Schluss mit dem blauen Wasserdampf! Da zählt dann nur mehr, welche Karte hier in den Schlitz geworfen wird! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Wie es ihm eben passt, dem Herrn Bundeskanzler, so wählt er dann jeweils die Zitate. Nur: Manchmal kommt er mir wirklich bereits wie ein Kapitän vor, dessen Schiff schon längst an den blauen Klippen zerschellt ist, der nur mehr auf einer Holzplanke sitzt,


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